Sender Leipzig 85 Jahre am 1.März 2009

ID: 182913
Sender Leipzig 85 Jahre am 1.März 2009 
04.Feb.09 19:48
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

1. Sender Leipzig I

  


"Hallo, hallo, hier ist Leipzig, hier ist der Leipziger Meßamtssender der Reichs-Telegraphen-Verwaltung für Mitteldeutschland, wir senden auf Welle 450!“

Diese Ansage klang am 1. März 1924 nachmittags gegen halb drei Uhr durch den „Äther“, als die neue Sendegesellschaft, die „Mitteldeutsche Rundfunk-A.-G., Gesellschaft für drahtlose Unterhaltung und Belehrung Leipzig“ (kurz MIRAG genannt) den ersten Leipziger Rundfunksender feierlich in Betrieb nahm. Der Vorabend der Leipziger Frühjahrsmesse 1924 war der Anlass für den Sendestart des zweiten offiziellen Rundfunksenders in Deutschland.
Am 29. Oktober 1923, nur 4 Monate vorher, war der Start des offiziellen Rundfunks in Deutschland, als das „Wunder aus der Luft“ - wie man es damals nannte - auf deutschem Boden für jedermann Wirklichkeit wurde. Da strahlte ein Röhrensender erstmals ein „Programm zur Unterhaltung und Belehrung“ aus dem Berliner „Voxhaus“ auf „Welle 400“ drahtlos aus, ging also „ON AIR“ - wie mancher heute sagen würden.
Dieser kleine Sender war mit seinen bescheidenen 250 Watt mit den damaligen einfachen Empfangsgeräten wohl kaum oder nur mit einigem Aufwand im mitteldeutschen Raum zu empfangen. So kam also mit dem „Sender Leipzig“ die wahre „Geburtsstunde“ des Rundfunks in Mitteldeutschland, dem heutigen Sendegebiet des MDR. Das „Radiofieber“ konnte also nun auch in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt „ausbrechen“.
 
Aus dieser "Anlage" mit dem Trichterlautsprecher erklangen sicher einmal die Sendungen dieses Senders und die beiden jungen Männer im Bett waren auch sicher begeisterte Hörer und Leser der "Die Mirag", denn die Aufnahmen stammen vom Juni 1924 aus einem Ort in der Nähe von Leipzig.
 
Bild 0a                                                                           Bild 0b

 Meine gegenwärtig in Neustadt a.d. Orla laufende Ausstellung widmet sich auch diesem Thema (siehe auch meine Homepage) oder diesen Beitrag.


    Die ersten Studioräume entstanden im Gebäude der „Alten Waage“, dem früheren Messeamt am Markt 4. 

 
Bild 1
 
Ein geeigneter Standort für den eigentlichen Sender fand sich im Gebäude „Neues Johannis-Hospital“ in der Hospitalstraße 36 (heute Prager Straße). Dort wurden auf dem Dach der beiden Seitenflügel des Gebäudes zwei 30 m lange Stahlrohr-Masten montiert. Dazwischen hing eine Doppel-T-Antenne mit ca. 50 m Länge und etwa 40 m effektiver Höhe.
 
Bild 2
 
Der Aufbau der beiden Masten auf dem „Neuen Johannis-Hospital“ und die Verspannung der Antenne dürften bei den bitterkalten Februartagen den beiden Männern auf der Mastspitze  (s. Bild 3 links oben) wohl alles abverlangt haben.
 
Bild 3
 
Man hatte offensichtlich enorme Schwierigkeiten, den Sender und seine Antennenanlage termingerecht zur Messeeröffnung zu errichten wie diese Pressemitteilung vermuten lässt:
(Der Hinweis auf die Wellenlänge "rund 400m" dürfte ein "redaktioneller Fehler" sein, denn zu 452m ist es doch etwas zu großzügig gerundet!)   
 
Auch der Lorenz-Röhrensender wurde nur in „Laborausführung“ aufgebaut. (Bild 4)
 
Bild 4
 
Mit Stolz wies man auf die Hochfrequenzmaschine von Lorenz hin (Bild 5), die eine mechanisch geregelte Wechselspannung mit einer Frequenz von 7000 Hz abgab. Damit versorgte man die Anoden- und auch die Heizspannungen der Röhren. Trotz Gleichrichtung hatte das aber den Nachteil, dass wahrscheinlich wegen ungenügender Siebung der Sender ein Pfeifgeräusch (aus 7 und 14 kHz) ausstrahlte, das sich vor allem in den reichlichen Sendepausen störend bemerkbar machte. 
Bild 5
 
Allerdings konnte dadurch jeder Hörer einfach feststellen - der Sender "ist ja noch da", meine Batterien sind noch voll, das Detektorkristall ist richtig eingestellt .....!
Ab November 1924 führte die MIRAG dann ein eigenes Pausenzeichen ein, um die scheinbare "Funkstille" zu überbrücken. Nicht Morsezeichen, wie es andere Sender taten, sondern das Ticken eines Weckers. (Siehe hier, Post 13.) 
 
Die Sendeleistung von 250 Watt wurde durch drei parallelgeschaltete Röhren MS II der Firma C.H.F. Müller, Hamburg, bei 4000 V Anodenspannung erreicht und war für heutige Verhältnisse doch sehr bescheiden.
 

Bild 6
 
Hier das Prinzipschaltbild:
 
Mit täglich 2 bis 3 Sendestunden startete das Programm für eine nur sehr kleine Anzahl angemeldeter Hörer, Schwarzhörer - "Zaungäste" genannt - gab es sicher wesentlich mehr. 22.00 Uhr war anfangs Sendeschluss. Dabei muss man immer bedenken, dass das gesamte Programm noch „life“ ausgestrahlt wurde.
Die Zahl der Rundfunkhörer stieg schon im ersten Jahr an. Ende Dezember 1924 registrierte die Post in ihrem Direktionsbezirk Leipzig allein 48.000 Gebührenzahler. Im Juni 1925 wurde die 100.000er Grenze überschritten. Die Sendegesellschaft stand unter hoheitlicher Aufsicht der Reichspost.
Mit diesem zweiten Sender in Deutschland konnte ein recht dicht besiedeltes Gebiet in Mitteldeutschland erreicht werden. Das „geplante“ Gebiet, das man mit dem Sender überstreichen wollte, lässt sich auf dem folgende Bild erkennen. Offensichtlich hörte man Leipzig auch weiter entfernt, wie Empfangsberichte aus London zeigen - sicher aber nicht mit den einfachen und preiswerten Detektorempfängern. 
 
 
Als Mikrofon verwendete man ein so genanntes „Kathodophon“ der Firma Lorenz (Bild 7 rechts), musste aber auch auf ein „Telegraphon-Mikrophon“ ausweichen, welches eine Zusammenschaltung von 12 Kohlegrieß-Mikrophonen darstellt. (links im Bild 7)
 
Bild 7
 
Der folgende Artikel aus der „Funk“, Heft 13/1924 lässt erkennen, dass der Start sicher erfolgreich verlief und von der Bevölkerung auch angenommen wurde. Es muss aber wohl auch einige technische Probleme gegeben haben, mit denen die Sendegesellschaft zu kämpfen hatte. Lesen Sie dazu folgenden Artikel (OCR-Scan):
 

Der Leipziger Sender bemühte sich auch in der vergangenen Woche im offiziellen Programm, seine ihm vorschwebenden Kulturziele weiter zu verfolgen. Besonders hervorzuheben sind die von ihm des öfteren gebrachten literar- und musikhistorischen Darbietungen, die immer zu einem bestimmten Thema zusammengefaßt werden. So gab es am vorigen Sonntagnachmittag aus dem Schatz unserer großen Liebesliteratur „Liebeslieder und Liebesbriefe". Die Darbietung wurde durch einige hinweisende Worte des Direktors Witte eingeleitet und brachte recht interessante und größenteils unbekannte Stimmung durchflutende und launige Liebeslyrik in Wort und Ton.
Die Abendunterhaltung am Sonntag war ganz auf den Hochsommerabend eingestellt, an dem man im Freien nach den Klängen der Rundfunkkapelle tanzen konnte. Der Montag war der deutschen Oper gewidmet und neben der Kapelle bemühte sich namentlich Frl. Charlotte Lindemann um dieWiedergabe der Perlen unserer Opernliteratur.
Die Vollkommenheit der Wiedergabe besonders von komplizierten Orchesterstücken und mehrstimmigem Gesang durch den Leipziger Meßamtssender wird durch viele Zuschriften, in der letzten Zeit besonders auch aus Ostpreußen, anerkannt. Auch in Berlin wird der Sender mit guter Lautstärke gehört.
Zur Zeit werden die Aufnahmeräume im Meßamt einschließlich der dort befindlichen technischen Aufnahmeanlage einem gründlichen Umbau unterzogen. Die Mitteldeutsche Rundfunkgesellschaft sah sich deshalb veranlaßt, vorläufig den Besprechungsraum vom Meßamt nach dem Aufstellungsort des Senders im St. Johannishospital zu verlegen. Da es Schwierigkeiten machte, die ganze Kathodophon-Aufnahmeeinrichtung für die kurze Zeit dort neu aufzubauen, erfolgt die Besprechung provisorisch durch ein einfaches Telegraphonmikrophon. Die dadurch bedingte geringere Vollkommenheit der Wiedergabe mußte für eine kurze Zeit mit in Kauf genommen werden. Dementsprechend wurde das Programm vereinfacht und hauptsächlich auf Rezitationen und einfachere Musikstücke beschränkt. Gleichzeitig mit den räumlichen Veränderungen erfolgt auch ein Umbau der Senderanlage. Während dieser Umbauarbeiten wird der Betrieb unter den genannten Einschränkungen im Programm möglichst aufrecht erhalten. Beim Umstellen des Betriebes waren einige kleinere Störungen nicht zu vermeiden, die aber wieder vollkommen behoben sind. Der Umbau wird in aller Kürze beendet sein.
Nach dem ausgedehnten Pressebericht bringt der Leipziger Sender zum Abschluß der Abendvorträge neuerdings auch Reklamedarbietungen, wovon in der Zeit der Saisonausverkäufe von der Geschäftswelt rege Gebrauch gemacht wird.             em.


  

Mehrere Veränderungen, Umbauten und Verbesserungen an den alten Sendeanlagen erfolgten, bis am 17. Juni 1926 auf dem Ausstellungsgelände der „Technischen Messe“ eine neue moderne Sendeanlage eingeweiht wurde. 

Damit die Fakten nicht ganz humorlos bleiben - der Sachse liebt bekanntlich den Humor - hier noch ein Gedicht aus "Die Mirag", Nov. 1924, in dem auch einige Namen von Sprechern, Schauspielern und Sängern aus dieser Zeit genannt werden:

 

                      Wird fortgesetzt mit: Teil 2. "Sender Leipzig"
 
Wolfgang Eckardt
 
 

 

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 2
Sender Leipzig, Teil II 
16.Feb.09 21:44

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

 2. Der Sender Leipzig (Teil II)

Am 17. Juni 1926 weihte  die MIRAG auf dem Ausstellungsgelände der „Technischen Messe“ eine neue moderne Sendeanlage des Senders Leipzig ein. Der Betrieb des Senders im „Johannis-Hospital“ wurde eingestellt, es wurde aber anfangs die gleiche Wellenlänge 452 m weiter benutzt.

Zwei Stahlgittermasten, 105 m hoch in 113 m Entfernung mit dazugehörigem Senderhaus bildeten eine eindrucksvolle Antennenanlage. 

 


Bild 8


Hier ein Bild des gesamten Geländes der "Technischen Messe" mit den Antennenmasten links oben im Bild:


Bild 9

Und hier ein Bild aus Schwindel erregender Höhe mit Blick auf die Fundamente eines Mastes aus dem Heft "Die Mirag", Nr. 17/1930:


Bild 10
 

Im Senderhaus war jetzt ein Sender von Telefunken mit einer Endstufe mit 6 parallel geschalteten Senderöhren RS15 installiert. Diese brachten eine Sendeleistung von ca. 1,5 kW auf.


Bild 11

Da es in Europa immer mehr leistungsfähige Sender gab, blieben Störungen untereinander nicht aus. So wurden die Wellenlängen mancher Sender oft verändert oder mit anderen Standorten getauscht.
Hier eine Zeichnung aus der „RAFA“ (Radio für Alle), die die 1927 existierenden Sender in Deutschland zeigt. Beachtenswert ist, wie viele Städte „Besprechungsstellen“ (= Regionalstudios) inzwischen haben, die mittels Freileitung oder Erdkabel mit dem Hauptsender verbunden sind. 

 

 

So blieb es auch beim zweiten „Sender Leipzig“ nicht aus, dass seine Wellenlänge mehrmals verändert wurde. Es ist nicht ganz einfach, in dem „Datendschungel“ der zahlreichen Fundstellen in Heften, Büchern und Tabellen die richtigen Wellenlängen / Frequenzen und die dazugehörigen Kalenderdaten zu finden.

Nach dem Start am 17. Juni mit 452 m = 663,7 kHz, im
November 1926 vorübergehend 361,1 m = 831 kHz,
bis etwa Mitte 1927 wieder 452 m = 663,7 kHz (454m ??),
ab Mitte 1927  365,8 m = 820 kHz.
Im Oktober 1928 gab es eine Konferenz in Brüssel und deshalb ab 13. Januar 1929 361,9 m = 829 kHz.
 
Ab 30. Juni 1929 wurden die Wellenlängen nach der Prager Konferenz wirksam. Die Sender hatten jetzt einen Frequenzabstand von 9 kHz statt bisher 10 kHz.
Der Sender Leipzig rückte nun an das kurzwellige Ende der Skala: 259,3 m = 1157 kHz.
 
Im März 1930 erfolgten größere Umbauten am Sender. Ein Lorenz-Sender arbeitete in der Endstufe jetzt mit 8x RS15 und etwa 2,3 kW Antennenleistung.
Allein der Heizstrom der Röhren betrug 180 A, die Anodenspannung lag bei ca. 4000 V. Alle Maschinen, Aggregate und Akkusätze waren doppelt vorhanden, um bei Ausfällen sofort umschalten zu können.
Die Programmzeitschrift „Die Mirag“ brachte in ihrem Heft 3 vom 17. Januar 1931 einen Beitrag „Besuch bei Welle 259,3“, aus dem die folgenden Bilder stammen:
 
 
Bild 12
Ganz links der Steuersender, rechts die Endstufe mit den 8x RS15 (nicht alle direkt sichtbar). Die RS15 ist 55 cm hoch!
 
Bild 13 - die Endröhren
 
    
Bild 14                                                     Bild 15
 
Im Bild 14 wieder der Steuersender, rechts im Bild 15 der Antennenanschluss mit dem Antennenkreis und dem großen Antennenkondensator neben einer der Endröhren.  Man beachte die rechts neben der RS15 stehende kleine Empfängerröhre als Größenvergleich!
 
Hier noch zwei Bilder von der Stromversorgung, Bild 16 der Maschinenraum, Bild 17 ein Ausschnitt der Akkumulatoren-batterien.
 
Bild 16
 
Bild 17
 
So blieb der Sender bis Oktober 1932 in Betrieb. Dann wurde der "Großsender Leipzig" in Wiederau, einem 19,8 km vom Leipziger Zentrum entfernten Dorf, in Betrieb genommen. 
 
  
Eine Fortsetzung folgt als Teil 3 (Sender in Wiederau).
Wolfgang Eckardt
 

 Wer an weiteren Detail-Informationen interessiert ist, den möchte ich auf das Buch
"Radio-Geschichte(n)" von Hagen Pfau, Leipzig hinweisen.
 
Es ist in einigen Restexemplaren noch beim Autor erhältlich.
 
W.E.

 

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 3
Sender Leipzig in Wiederau, Teil III 
01.Mar.09 18:38

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

3. Der Sender Leipzig, jetzt in Wiederau

Am 28. Oktober 1932 war die feierliche Einweihung des neuen Großsenders Leipzig. Er hatte seinen Standort in einem 19,8 km von Leipzig entfernten Dorf - in Wiederau. Warum nun die exakte Betonung auf 19,8 km?
Die Gesetzeslage forderte, dass der Name eines Senders nur den Namen der Stadt tragen durfte, wenn er nicht weiter als 20 km davon entfernt war. Die Hoffnungen der Wiederauer Bürger, dass der Sender nun den Namen Ihres Dorfes tragen durfte, waren also dahin.

Die Sendeleistung betrug nun 120 kW mit 389,6 m Wellenlänge = 770 kHz. Leipzig besaß damit den größten und modernsten Sender Deutschlands.
Die erste Antennenanlage bestand aus zwei gewaltigen 125m hohen Türmen aus amerikanischem Pitchpinienholz, dazwischen 312 m Hanfseil gespannt, an dem die 90 m lange Reusen-Antenne hing.
 


Bild 18

Für den Sender setzte man nun die moderne wassergekühlte Röhre RS267 ein.
330 A bei 35 V für die Heizung, 10 kV Anodenspannung und über 30 kg Masse sind ihre beachtlichen Daten. Vier Stück waren davon installiert.


Bild 19

Hier ein Größenvergleich der Röhren, die bisher verwendet wurden.


Bild 20

Die Sendungen des neuen Großsenders waren jedoch nur in einem Umkreis von etwa 80 km wirklich gut zu empfangen und starke Schwunderscheinungen (Fading) störten, vor allem nachts, so dass es bald zu ausführlichen Untersuchungen und Messungen , danach zu Umbauten kam.
Mit Inkrafttreten des Luzerner Wellenplans ab 15. Januar 1934 bekam aber Leipzig erst einmal die Frequenz 785 kHz = 382 m zugewiesen.
Die Antennentürme ersetzte man 1935 durch einen 155-m-Holz-Fachwerkturm, in dem die Vertikalantenne hing. Die beiden Türme von 1932 wurden abgerissen, der neue Turm war bis 1953 das Wahrzeichen von Wiederau. Am 27. Okt. erfolgte die Sprengung, Fundamente sind noch heute zu sehen.
Gleichzeitig modernisierte man die Senderendstufe und der erneuerte Großsender ging am 15. Oktober 1935 mit den damals modernsten Röhren RS300 erfolgreich in Betrieb.
1939 wurde eine zweite Sendeanlage mit 100-kW-Sender und einer Dreieckflächen-antenne errichtet, die bis in die 1990-Jahre in Betrieb war. Von 1940 bis 1945 war Leipzig II der Muttersender für alle im Gleichwellenbetrieb angeschlossenen Sender.

Am 12. April 1945 verstummte die Sendeanlage, am 16. April besetzten US-amerikanische Soldaten das Sendegelände, danach übernahmen noch 1945 sowjetische Truppen den Standort.
Am 2. September 1945 nahm Wiederau den Sendebetrieb als „Radio Leipzig“ auf 785 kHz wieder auf, wurde aber bald darauf als Außenstelle der „Berliner Rundfunk GmbH“ festgelegt. Nachdem aber am 7. Dez. 1945 die „Mitteldeutsche Rundfunk-GmbH“ gegründet wurde, gliederte man den Leipziger Sender am 21. Dez. 1945 per Befehl der Sowjetischen Militär-Administration dort an.
Ein zweiter Sender, anfänglich auf 722 kHz, strahlte ein Programm für die Sowjetischen Streitkräfte aus.
In dieser Zeit, die auch geprägt war von „Stromsperren“ und Materialmangel, kam der gute alte Detektor-Empfänger aus der Anfangszeit des Rundfunks wieder zu ungeahnter Blüte. Bauanleitungen für Bastler waren wieder gefragt.

Es erfolgten noch einige Frequenzwechsel. Weitere Sender, auch auf Kurzwelle, ab 1959 und in den 1960er-Jahren für UKW und TV, baute man in Wiederau auf. Neue Rohrmasten werden errichtet, die das Bild heute noch prägen.
Der 1932  errichtete 120-kW-Sender wird im Mai 1963 außer Betrieb genommen.

Bild 21, Wiederau 2007

Auch heute stehen auf dem Gelände in Wiederau mehrere Sendeanlagen. Eine davon strahlt noch auf Mittelwelle 783 kHz das Programm „MDR-Info“ mit 100 kW aus, allerdings mit einem mit Halbleitern bestückten Sender. Die dazugehörige neue Haupt-Sendezentrale des MDR aber befindet sich in nur 3 km Luftlinie vom „Geburtsort“ des ersten „Mitteldeutschen Rundfunks“ entfernt in der Leipziger Kantstraße.
Sind inzwischen auch 85 Jahre vergangen - gemeinsam ist beiden, dass sie ihr Programm nach dem gleichen technischen Grundprinzip ausstrahlen für ein Gebiet, das flächenmäßig nahezu gleich ist. Nur sehen die Sende- und Empfangsgeräte erheblich anders aus....


Wolfgang Eckardt 

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 4
Das Ende der Mittelwelle in Wiederau 
05.May.13 21:59
8590 from 19992

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Aus aktuellem Anlass möchte ich meine Dokumentation zum Sender in Leipzig - vom Johannis-Hospital 1924 bis Wiederau 2013 ergänzen.

Zum Ende der Mittelwelle des MDR wurde im Forum bereits einiges geschrieben - siehe hier - nun also ein paar letzte Bilder und Text, allerdings nur als Anlage im pdf-Format.

Wolfgang Eckardt

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