stassfurt: W; Imperial Junior (jun., jr.): Korrekturen im Schaltplan

ID: 387051
stassfurt: W; Imperial Junior (jun., jr.): Korrekturen im Schaltplan 
29.Oct.15 18:03
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Für dieses Gerät gibt es in den bekannten Schaltbildsammlungen (Lange-Nowisch, Regelin, Dreisparren, ART) Schaltpläne, die jedoch alle nicht fehlerfrei sind. Ein originaler Plan von der Herstellerfirma ist nicht bekannt.
Die Fragestellung nach Fehlern im Schaltplan wurde akut, als es um die Funktionsweise des im Imperial Junior verbauten „Kraft-Audions“ ging. Dieses verwendet eine Tetrode, bei der jedoch in der Schalterstellung LW und MW das Schirmgitter auf Masse geschaltet ist. Was hier zunächst als Fehler im Schaltplan aussieht, ist jedoch keiner, wie die Untersuchungen zweier Besitzer eines solchen Gerätes ergeben hat.
In der Bedienanleitung zum Imperial Junior gibt es Angaben, die sich allerdings in den o.g. Schaltplänen nicht finden. Jedoch konnte das mit Hilfe der beiden Sammlerkollegen aufgeklärt werden, so daß nun ein (hoffentlich) korrekter Schaltplan zur Verfügung steht.

Ausgangspunkt ist die Skizze vom Chassis aus der originalen Bedienanleitung, Abb. 2.


Folgende Punkte wurden dabei untersucht:

  • Die Anzahl der Röhren ist 8, wobei hier die Gleichrichterröhren mit gerechnet werden - im Unterschied zur damaligen Zählweise, wo nur die 6 „Empfangs-Röhren“ gezählt wurden.
  • Wenn das Gerät mit einem permanent-dynamischen Lautsprecher betrieben wird, kann die RGN1054 für die „Erregung“ weg gelassen werden. In diesem Fall kommt man mit 7 Röhren aus.
  • Zwischen Trafo und Drehko ist ein Trimmpoti (50Ω) zur „Beruhigung“ angeordnet. Mit diesem Trimmpoti wird der Heizkreis so symmetriert, daß das Netzbrummen im Lautsprecher minimiert wird. In keinem der o.g. Schaltbilder ist dieser Trimmer verzeichnet.

  • Zwischen dem Drehko und der RENS1204 ist ein weiteres Trimmpoti (30kΩ) zur „Lautstärkeeinstellung bei Schalldose“. Mit diesem Trimmpoti wird der Arbeitspunkt des „Kraft-Audions“ (und damit dessen Verstärkung) für Schallplatten-Wiedergabe eingestellt.
    (Der Lautstärkeregler für Phonobetrieb ist bei diesem Gerät direkt am Plattenspieler und nicht im Radio.) In den (bekannten) Schaltplänen ist das Trimmpoti mit 10kΩ angegeben.

  • Als Endröhre wird RE604 (als „Normalbestückung“) oder „Penthode“ angegeben. Offensichtlich kann alternativ eine RE604 oder eben die „Penthode“ in die vorhandene Röhrenfassung gesteckt werden, ohne daß hierfür irgend welche Änderungen an der Schaltung notwendig waren. Es konnte geklärt werden, daß als Penthode damals die RES664d verfügbar war.

  • Der Koppel-Kondensator zum Gitter der Endröhre ist 500pF. Dies sieht zunächst auch wie ein Schaltplanfehler aus. Tatsächlich sind original doch 500pF an dieser Stelle. Im originalen ART Schaltplan sind 5nF angegeben.

Da der Aufdruck auf dem Rüschschlauch, in dem das Koppel-C steckt, nicht mehr lesbar ist, wurde eine Messung vorgenommen. Diese zeigt 676pF, was bei einem älteren 500pF Kondensator sehr wohl sein kann, wenn er im Laufe seines Lebens schon etwas Feuchte in seinem Dielektrikum angesammelt hat. (Wenn er zuviel Feuchte hat, isoliert er nicht mehr und stellt so eine Gefahr für die Endröhre dar.)

Die Änderungen "Beruhigung = Entbrummer", "Laustärkeeinstellung bei Schalldose = Verstärkung Phono", "Koppel-C" und "Penthode RES664d"  sind in einem Schaltplanausschnitt vermerkt.

  • Das Gerät kann wahlweise (durch einfaches Umstecken) mit Drahtantenne oder mit Rahmenantenne betrieben werden.

Daß die "Penthode" eine RES664d war, geht aus einem Text aus "v. Sengbusch, C.H.: Stassfurter Imperial, eine Chronik in Wort und Bild, Schriftenreihe zur Funkgeschichte, Band 2, Verlag R. Walz, 1990, S. 17 - 18" hervor.

„Imperial junior“

der um 1931 folgte. Hier also die "Technischen Daten" und Besonderheiten dieses Gerätes:
6 Röhren/8 Krs.-Empfänger (Vorkreis, Zwischenkreis, 6 vorabgestimmte ZF-Kreise)

Röhren:
HF RENS 1204,
Doppelgitter-Mischröhre REN 704d,
1.ZF RENS 1204,
2.ZF RENS 1204,
Empfangsgleichrichter RENS 1204,
Endstufe RE 604 (1,7 W Sprechleistung) bzw. RES 664d (5,8 W Sprechleistung),
Gleichrichter 2x RGN 1054

HF-Verstärkung: 120 000-fach
Bedienung: Einknopfabstimmung
Lautstärkeregelung: Durch Veränderung der Antennenkopplung und Änderung der Schirmgitterspannung der Vorröhre und der ZF-Röhren
Betriebsart: Nur für Wechselstrom

Besonderheiten:

1. Entnahme für Erregerstrom für elektrodynamischen Lautsprecher möglich

2. TA-Anschluß: Bei Schallplattenwiedergabe wird die als Anodengleichrichter geschaltete Demodulatortetrode als normale NF-Verstärkerröhre betrieben. Die Lautstärkeregelung erfolgt über ein Potentiometer, das die Schirmgitterspannung variiert. Beim Empfang ist das Schirmgitter der Röhre geerdet.

3. Zentraler Nockenwellen-Betriebsschalter

4. Effekt-Skalenbeleuchtung durch Aufhellung der angewählten Skalenfelder

5. Steckbarer Vorkreis kann durch externe Rahmenantenne ersetzt werden

Auch diesem Gerät fehlte noch ein „Klangfärber", wie man damals sagte und eine Lautstärken-Automatik für den Fading-Ausgleich. Dennoch wurde auch dieses Gerät ein wirtschaftlicher Erfolg, der zu den größten in dieser Schaltungsart gehört.

Mit diesen Korrekturen gibt es nun 2 berichtigte Schaltpläne, einen für die "normale" Endstufe mit der RE604 und einen für die "Penthode" RES664d.

Den beiden Sammlerkollegen Christian Adam und Bernhard Nagel gilt mein besonderer Dank für die Messungen und die Bilder.

MfG DR

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