Suplistor-4003: Nachbau und Test

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Dieser Artikel betrifft das Bauteil: Zur Röhre/Halbleiter

Suplistor-4003: Nachbau und Test 
24.Feb.20 21:46
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Günther Stabe † 19.8.20 (D)
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Günther Stabe † 19.8.20

Auf der Erfindermesse 1962 in Brüssel erhielt dieses Konstrukt eine Goldmedaille - danach hörte man lange nichts davon, bis in der Funkschau 01/1965 mit 27 Zeilen ein kurzer Bericht erfolgte. Genau ein Jahr später erschien dann ein etwas umfangreicherer Beitrag im Radio-Bulletin.

Auf einer niederländischen Seite (Netzsuche mit "Suplistor") sind weitere Details, wie der Fund einiger Exemplare vor vielen Jahren, Fotos, sowie  die Ergebnisse von Experimenten und die Zerlegung (das Lüften des Geheimnisses mit dem Innenleben: OC71, OC72, AD140) gut dokumentiert. Diese Germaniumtransistoren sind seit 1955 im Einsatz, der Leistungstyp ab 1962 - wobei es auch geeignete Vorläufer seit 1957 gab. Auf den Metallböden der Konstrukte sieht man eingeschlagene Zahlen, wie z.B. 0765, vermutlich für das Fertigungsdatum 07/1965.

Die Tests als NF-Verstärker zeigten dort eine Stromaufnahme von 0.4 A bei 10 V - bis zu über 2 A bei 20 V! Die maximale Spannung durfte lt. Datenblatt 24 V betragen, damit fließt ein erheblicher Strom durch die Lautsprecherspule (12...15 Ω) - da möchte ich kein Lautsprecher sein.. An einen - wahlweisen - Kopfhörer-Anschluss ist garnicht zu denken.

Die Verstärkung ist mehr als ausreichend - kein Wunder bei der 3-fach-Darlington-Schaltung; wenn man von einer Multiplizierung der jeweiligen hfe-Werte ausgeht, kann diese demnach zwischen 300'000 und 1'000'000 liegen, Die Wiedergabe subjektiv klar - es gibt auch kaum frequenzbeeinflussende Bauteile, außer der erforderlichen Gegenkopplung. Die Ausgangsleistung wurde mit 1 W angegeben.

Die Wärmeentwicklung war allerdings - auch im Leerlauf, denn der hohe  Strom fließt immer - nach einiger Zeit bedenklich hoch, bit zu 75 °C am Gehäuse! Das ist der sichere Tod für die verwendeten Germaniumtransistoren, trotz des soliden Metallchassis. Der innere Aufbau war wohl die Wärmefalle...

Da ich kein solches Bauteil habe, bin ich selbst aktiv geworden und erstellte einen schaltungsgleichen Nachbau (mit OC36 anstelle von AD140). Meine Version hat aber bereits eine gute Wärmeableitung, die sich als ausreichend herausstellen sollte. Die Montage auf ein solides Kleinchassis mit den erforderlichen externen Bauteilen lt. Herstellerangaben und als Input ein Kassettendeck: mehr als ausreichende Lautstärke bereits nach geringem Aufdrehen des Lautstärkereglers.

Allerdings war bereits nach kurzer Dauer bei einem der zwei in Serie geschalteten 8 Ω-Lautsprecher eine deutliche Erwärmung des Magneten zu spüren. Nach etwa 20 Minuten habe ich den Versuch abgebrochen; meine Testbedingungen waren 10 V bei 300 mA Stromaufnahme.

Verwunderlich ist, dass man diese Schaltung wählte (zudem mit alten Ge-Transistoren ab 1955), und keine (eisenlose) Gegentaktendstufe - da fließt nur Strom bei hoher Lautstärke, ansonsten weniger als 20 mA!

Bei solch hoher Wärmeentwicklung wären Siliziumtransistoren wesentlich besser geeignet - die gab es bereits zu diesem Zeitpunkt bzw. kurz danach, also z.B. BC107 / BC141 / BD106, 2N3054, 2N1486 o.ä.

Integrierte Schaltungen für NF-Endstufen waren bereits in der Entwicklung und erschienen ab 1967/68, wie IC-10, SL403 oder TAA611.

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