telefunken: T340W; Katzenkopf T 340 macht Kopfzerbrechen

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? telefunken: T340W; Katzenkopf T 340 macht Kopfzerbrechen 
14.Apr.13 23:10
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Friedrich Weber † 12.09.2014 (D)
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Friedrich Weber † 12.09.2014

Hat man das Glück einen Katzenkopf zu ergattern, ist die Motivation zur Restauration groß. Nachdem eine Bestandaufnahme durchgeführt wurde, stand fest: noch gute Röhren, außer der RGN354, die ist schwach. Block-C aufgequollen, Thermosicherung am Trafo ausgelöst. Diese hat ausgelöst, weil der Block-C einen hohen Fehlerstrom gezogen hat. Die Prüfung des Transformator ergab, dass kein Schaden vorliegt, also kann man den Trafo wiederbenutzen und zum Schutz eine Feinsicherung zusätzlich einbauen. Das Block-C wurde komplett ausgeräumt und mit neuen Bauteilen gefüllt. Die Kondensatoren im Becher mit 1µF und 0,2µF mußten auch getauscht werden. Als Grundlage zur Reparatursuche waren der Schaltplan aus dem RMorg und die hinterlegte Stückliste. Bald habe ich festgestellt, dass man doch mehr braucht, z.B. die Belegung des Block-Cs

 und die Beschaltung bei einer alternativen Bestückung mit der RE134. Die Suche hat doch Zeit in Anspruch genommen und ich war das Blättern in verschiedenen Unterlagen leid und habe deshalb einen Arbeitsschaltplan zusammengestellt, siehe Anhang - nach Abschluß der Restauration kommt der Plan ins RMorg Modell. Darin finden Sie die Pin-nr. des Block-C, alle Spannungsangaben und die echten Werte der Bauteile.
Sobald das Radio den Vorgaben der Pläne entspricht wird dieser Bericht ergänzt.

Nachdem sichtbar defekten Bauteile ausgetauscht waren, wurden auch die restlichen Bauteile auf Ihre Kenndaten geprüft. Alle Kondensatoren waren ohne Auffälligkeiten, ein Widerstand 200k -Verbindungzum 1µF war unterbrochen. Nun sollte die erste Einschaltprüfung beweisen ob auch eine Radiofunktion zu entdecken ist. Zum ersten Einschalten fahre ich immer die Netzspannung langsam hoch. Alle Röhren außer der RGN354 werden entfernt. So läuft die Gleichrichtung fast im Leerlauf und ich beobachte die Leistungsaufnahme bei 230V. Die Gleichspannung stieg bis ca. 310V an. Das ist okay. Unter Belastung wird diese Spannung absinken. Frage: Kann die schwache RGN354 den 340W versorgen. Die RGN zeigt auf dem W19 15mA, also gerade noch im Gut-Bereich. Alle Röhren einstecken und neu anfahren. Die 310V sanken auf 160V ab und es war klar, dass diese Röhre es nicht schaffen wird das 340W  ordentlich zu versorgen. Damit ich weiter arbeiten konnte habe ich diese Röhre mit einer parallelgeschaltenen Diode unterstützt.
Nach der Anheizzeit betrug die Urspannung an Block-C-Pin 12 244V. Das sollte reichen.
Die Anodenspannung der RENS 1204 zeigte 158V, das Schirmgitter 77V-sollte laut Plan 220V bzw. 100V sein. An der Kathode standen 1,3V. Das ergibt einen Querstrom von 2,6mA.

Auch die Werte der RES164d waren niedriger als erwartet. Nämlich +184V anstatt +240V.

Aus der Reihe fielen die REN904. Dort standen nur +27V bzw. +21V. Bauteilefehler waren auszuschliessen; denn diese wurden ja Stück für Stück vorher geprüft.

Nun begann das Rätseln und ich habe bis zur Stunde keine Klarheit darüber was da vorliegen könnte.Ich wollte mit dem Ohmschen Gesetz nachprüfen, ob da etwas nicht stimmen kann. So blieb mein Blick auf den 300K Widerständen hängen.

Wie kann sich über einen solch hochohmigen Widerstand an der Anode 80V aufbauen und zudem noch ein Strom von 4mA fliessen lassen. 300k und 4mA würden ja 1200V bedeuten. So kam dann das eine zum Anderen und ich suche eine Hilfe, ob jemand seinen Katzenkopf besser kennt. Was ist das richtig? In der Stücklisten stehen auch 0,3M. Ist das denn falsch? Die 300K Widerständen haben die richtige Größe. Querkontrollen in anderen Schaltplanquellen zeigen auch die 300k.

Ich habe den Strom in der Kathode der Röhre aus dem Spannungsabfall an den 300Ohm bestimmt, das sind 0,7mA für die Röhre 100, das wäre zu niedrig. Für die Röhre 108 ergaben sich 1,15V an 5000 Ohm, das wären 23µA. Das ist doch voll daneben. Unter der Annahme wie im Plan gefordert, dass der Kathodenstrom ca.4mA betragen soll, müßten ja am Widerstand 5000 Ohm eine Spannung von 20V liegen.

Festgestellt habe ich wenn man die Röhre 100 zieht steigt die Anodenspannung stark an. Warum ? Die Röhre zieht Strom und nach dem Ziehen der Röhre steigt die Versorgungsgleichspannung an. Die Vermutung irgendein Bauteile rund um die Röhre könnte ja etwas Fehlerhaftes aufweisen. Ich finde Nichts und die Ohmsche Theorie lacht mich aus.

Wie ein Hohngelächter, das Radio spielt ohne Auffälligkeiten sauber- nur mit diesen Spannungen bei den REN904-Röhren ist irgendwas faul.

Kann mir mal jemand Nachhilfe geben?  

Für den nächsten Akt habe ich mir ein paar gute Röhren besorgt. Die einzige Überzeugung, die da gewonnen habe, war, die im Radio befindlichen sind nicht wesentlich schlechter. Zur Dokumentation habe ich den Verbrauchsstrom nach Gleichrichtung gemessen. Zur Stützung der RGN hatte ich eine Diode parallel geschaltet, so ergaben sich ca. 14mA. Damit wurde klar, dass nicht jede gute RGN 354 dieses Radio ordnungsgemäss versorgen kann. Ist die Röhre etwas schwach so pumpt die gleichgerichtete Gleichspannung mächtig, je nach dem was das Radio insgesamt verbraucht. Die Nachfolger vom 340W sind mit Zweiweggleichrichter ausgestattet.
Herr Walter Schmidt hat einen Plan mit einer RGN504 gefunden. Ausprobiert habe ich auch. Bringt 5mA mehr Reserve, das ist gut, bei der 504 könnte man die Systeme noch parallelschalten.
Aber laut Rückwand und Chassisaufdruck gehört eine RGN 354 rein.

Beim Herumspielen habe ich dann festgestellt, dass wenn man die Rückkopplung stark eindreht, steigen die Anoden der Röhre 100 und 108 schnell auf die Schaltplanspannungswerte an. Das hat mich sehr verwundert. Empfängt nun schwache Sender, so erhält man die hohen Spannungswerte.

Bei mir sitzt aber in der Nähe der MW-Sender Straßburg. Da kann man die Rückkopplung überhaupt nicht gebrauchen. Das Radio spielt so laut und man muß die Schieberegler so stark verstimmen, damit sich eine angenehme Zimmerlautstärke ergibt.

Mit diesem Erlebnis, könnte man feststellen, das Radio ist ordnungsgemäß. Die Anodenspannungswerte von den Röhren 100 und 108, zwangsläufig auch die von der 1204, hängen vom aktuellen Radioempfang ab. Auf MW hat fast keine Auswahl mehr.

Der Verbrauchstrom im Gleichrichterkreis und damit wird auch die Grundversorgungsspannung höher. Trotzdem muss ich im Verständnis dem Ohmschen Gesetz abschwören. Offensichtlich bringt die HF-Seite einen Gewinn. Aber die 4mA aus dem Schaltplan z.B. für die Röhren 100 und 108 können nicht stimmen. Da diese Sache so wachsweich ist habe ich auf eine genaue Dokumentation verzichtet. In dem 2. Edition des Arbeitsplanes habe ich alle wichtigen FAkten zusammengetragen, damit Kollegen, die sich mit einem Katzenkopf befassen nicht das gleiche Kopfzerbrechen bekommen. Der Plan ist auch im Modell geladen. Im Schema habe ich die unterbrochen gezeichneten Verbindungen durchgezogen. Mir wurde nicht klar was man mit der Unterbrechung zeigen wollte. Die Masseanbindung erfolgt am Mittelabgriff der allgemeinen 4V Heizung direkt auf dem Trafo und dessen Befestigungsschrauben.

Ergänzend dazu 2 Bauteilelagepläne -von unten und von oben, damit man alles auf einem Blatt hat.

Der 340W ist schon mit vielen Dokumenten und Bilder gespeichert. Ich habe mich auf ein paar Details beschränkt. Bunt zeigen die Lagepläne mehr Details - hier habe beide in der Anlage dazukopiert.

Autoskala: diese Aktraktion von früher hat heute sendermässig keine Bedeutung mehr. Man käme mit 2 für gut empfangbare Sender auf MW aus - nachts kommen noch ein paar Exoten im Fernempfang dazu. Bevor man diese Federn anfaßt, möchte ich die Warnung ausspechen- nicht anfangen biegen, weil es vielleicht zu locker sitzt. Das Federband wartet förmlich darauf zu brechen. Ich habe vorgesorgt indem ich in die Umbiegezone ein Tropfen UHU eingebracht habe.

Diese Maßnahme empfehle ich auch für alle Katzenköpfe, die in den Vitrinen schlummern. sonst fallen die Namenschilder ab, weil die Korrosion die biegestelle bevorzugt annagt.
Trotz dieser Klebstoffbandage, Biegen danach nur im äußersten


 

 Zur Ergänzung den Arbeitsplan:

 

Bedarfsfall vornehmen. Im Fundzustand findet man weiße Flecken auf der Skala, besonders unter den Namensschildern.
Das möchte man gerne reinigen, deshalb ist die Versuchung so groß die Federbänder abzulösen. Die Folgen dieses Oxydbelags kann man nicht so entfernen, dass man Nichts mehr sieht. Mit der Lupe läßt sich erkennen, das die Lackschicht angefressen ist und diese Flächen einfach nicht mehr glänzen. Mein Hilfsmittel war, feinen Lacklack aufzupinseln. So sieht man fast keinen optischen Unterschied mehr. 3 Namensschilder sind trotzdem abgebrochen. Das abgebrochene Teil habe ich etwas weiter abgebogen und mit der UHU-Prozedur repariert.

Bei meinem Modell ist mir aufgefallen, dass die Telefunkenfeld und die Knöpfe Spuren von einer Goldbronze tragen. Ob das wohl serienmässig echt ist? Erst wenn ich mit Gewissheit habe, werde ich das nachbessern. 
Auch die Drehknöpfe tragen diese Goldspuren.

Die Stromaufnahme geträgt ca. 220mA und die Leistung ca. 60W. Der Trafo ist gut warm; d.h. <60°C. Mal sehn ob sich da in den nächsten Probelauftagen ein Problem zeigt. Ich habe keine Vergleichsmöglichkeit.

Wellenschalter: Viele Katzenköpfe haben am Wellenschalter einen abgebrochenen Flügel. Als Ersatz habe ich eine Resitex-Teil handgedreht mit eingeklebten Gewindestift M2,5 auf die glattgeschliffene Bruchstelle gesetzt. Da es eine ersatzlösung ist, habe ich auf die exakte Farbangleichung verzichtet.

Jetzt kommt der Katzenkopf ins frisch gewaschene und polierte Gehäuse und wartet auf einen Liebhaber beim nächsten Flohmarkt. Ein Videoclip von der Ausprobe ist  hier dabei.

 


 

 

Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.