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Hits: 2364 Replies: 0
RRCF
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Konrad Birkner † 12.08.2014
09.Jul.05 |
1 Die RRCF ist definitiv eine Raumladegitterröhre. Der Codex irrt hier, wie im Verlauf der unten stehenden Beiträge dargelegt wird. |
Hits: 3401 Replies: 9
RRCF, wo eingesetzt?
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Martin Steyer
06.Jun.05 |
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Ursprünglich hatte ich die RRCF für eine Raumladegitterröhre gehalten, aber es ist offensichtlich eine "normale" Tetrode, allerdings mit einer ungewöhnlichen Anschlußbelegung, für die ich keine deutsche Paralleltype gefunden habe. Zum Experimentieren ist die Röhre ideal, deutlich besser als die klassischen Batterie-Trioden mit Stiftsockel. Nun interessiert mich immer noch der ursprüngliche Einsatzzweck. Die bei mir gelandeten Röhren stammen definitiv aus einem Luftwaffen-Instandsetzungsbetrieb, der in Wanfried/Werra beheimatet war. Nach dem Krieg sind diverse Teile und Röhren in verschiedenen Kellern gelandet, aus denen ich sie wieder auf Umwegen ans Tageslicht befördert habe. Wie mir ein ehemaliger Mitarbeiter berichtete, seien die italienischen Röhren mit dem typischen Etikett "Ministero della Finanze" als Kompensationslieferungen für deutsche Rohstoffe aus Italien gekommen, wie verschiedene Röhren, die nachweislich in deutsche Geräte eingesetzt wurden. Wo wurde die RRCF verwendet? Gibt es irgendein Gerät, in das diese Röhre passen würde? Oder doch eine deutsche Röhre, die das Schirmgitter am mittleren Stift angeschlossen hat? Herzlichen Gruß, Martin Steyer |
Konrad Birkner † 12.08.2014
07.Jun.05 |
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Vor Jahren kam ich in den Besitz einiger RRCF und RRAF. Letztere ist eine RE084 ähnliche Triode. Die Daten zur RRCF fand ich in: Babani, International Radio Tube Encyclopedia,3rd ed.,1958/59. Leider scheint das Buch verschollen. Es befand sich seinerzeit (1979) in der Bibliothek des Deutschen Museums in München. Ich konnte es später merkwürdigerweise dort nicht mehr auffinden (ca 1995). Ich hatte mir aber die Angaben notiert. Es ist eine Raumladegitterröhre mit G1 (Rg) am Mittelstift. Mir ist kein Äquivalent bekannt. Die Werte sind:Uf=4V; If=0,06A; Ua=40V; Ia=5,5mA; Ug1=+8V; Ig1=2mA; Ug2=0V; Eine Geräteanwendung ist mir nicht bekannt. Bei mir läuft sie mit Adapter anstelle von TM-BG und ähnlicher französischer Doppelgitter-Mischröhren. Der Mittelstift ist also kein Schirmgitteranschluss. Arme RRCF, wenn sie als Schirmgitterrohr missbraucht wird.... Das fragliche Etikett dürfte eine Steuerbanderole sein (tassa = Steuer)und sind bei meinen Exemplaren gestempelt um 1940-1942. |
Hans M. Knoll
07.Jun.05 |
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Hallo Herr Birkner und Herr Steyer, Hersteller: Fivre , das =ug1 ist positiv 8 Volt (klar weil Raumlade- Rö), Sockelschaltung wie H.Birkner sagt, Quelle Babani 1958-59, aber nicht der aus dem D-Museum. ;-) Hans M. Knoll |
Konrad Birkner † 12.08.2014
07.Jun.05 |
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Hallo Herr Knoll, |
Martin Steyer
08.Jun.05 |
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Das bestätigt meine ursprüngliche Vermutung! Als ich vor 15 Jahren diese Röhren erstmals unter die Lupe nahm, konnte ich keine Unterlagen finden und habe damit experimentiert und die Kennlinien aufgenommen. Dadurch hatte ich auch den Eindruck, es handele sich um eine Raumladegitterröhre. Ein damit gebautes Audion läuft hervorragend, 2x9V-Block mit 18V an der Anode, 1x9V angezapft am Raumladegitter war ja wohl genau richtig. Die ganze Sache ist hier zu sehen: http://home.arcor.de/radio-freak/Roe-basteln/raumlade.htm Nun bin ich aber in der Codex-Röhrentaschentabelle von 1951 mit 23000 Einträgen, die ich seit kurzem besitze auf etwas anderes gestoßen: Hier steht 100V als Anodenspannung und das Anschlußbild weist ganz klar eine normale Tetrode auf. Weil mir dies merkwürdig vorkam, habe ich auch das Bild nicht mit den Fotos auf die Röhrenseite der RRCF hochgeladen. Nachdem zu der Röhre nichts an Informationen kam, habe ich mit dem Post versucht, Klarheit zu schaffen. Es bleibt aber immer noch die Frage, was die Röhren in Deutschland zu suchen hatten.... Herzlichen Gruß, Martin Steyer |
Konrad Birkner † 12.08.2014
08.Jun.05 |
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Der Codex ist mit viel Vorsicht zu genießen. Er entstand in einer Notzeit und war eine wertvolle Hilfe. Seine Struktur lässt Ua nur in 100er-Schritten zu, d.h. bis zu 100V wird 100V angegeben. Es sind Grobdaten, so gut man sie erfassen konnte. Es sollte ja keine Dokumentation sein, sondern ein Hilfsmittel für den Werkstattmann, der einen Pfifferling auf die Feinheiten gab, wenn er einen halbwegs brauchbaren Ersatz suchte. Für einen Barkhausen hätte ein Radiomechaniker seinerzeit kaum Verwendung gehabt. Wir haben hier zwei extreme Beispiele von Literatur. Jedes für sich hat seine Berechtigung, ist aber auch entsprechend zu bewerten. Der Codex strotzt nur so von Fehlern. Trotzdem hat er mit Sicherheit unendlich mehr Nutzen als Schaden gebracht: zig-tausende defekter Radios wären unrepariert herumgestanden, während in der Kiste nebenan ein paar unbekannte Röhren schlummerten, die als Ersatz brauchbar gewesen wären. Kleine Unterschiede in der Heizung oder im Sockel wurden phantasievoll ausgeglichen mittels Widerständen, zusätzlichen Windungen auf dem Netztrafo oder gelöteten Drahtverbindungen vom exotischen Sockel zur Fassung. Hauptsache, das Gerät spielte wieder! Man kann sich das nur schwer vorstellen, wenn man es nicht miterlebt hat. Wenn mir heutzutage solch eine "Reparatur" vor Augen kommt, empfinde ich immer einen Widerstreit der Gefühle: Einerseits graut mir davor was dem Gerät (aus Sicht des Sammlers) angetan wurde; Andererseits muss ich den Einfallsreichtum bewundern, mit dem schier Unmögliches möglich gemacht wurde. Wer würde heute noch eine CL4 mit einer gerade vorhandenen RL12P10 ersetzen und die zusätzlichen 0.24A über einen Widerstand oder sogar eine Glühbirne (40-50W, so genau gings nicht) parallel zum restlichen Heizkreis versorgen, wobei die Endröhrenheizung umgelegt werden musste ans Ende der Serienschaltung (sonst wären ja zwei Widerstände nötig gewesen). Aber um Missverständnissen vorzubeugen: schöne Zeiten waren es nicht gerade, es ging einfach in jeder Beziehung ums Überleben, auch bei den Radios. |
Hans-Thomas Schmidt
10.Jun.05 |
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Hallo Herr Birkner, das blaue Babani-Buch in der Deutschen Bibliothek in München ist mir schon Anfang der 70er aufgefallen. Ich habe da auch öfters Daten recherchiert. Nachdem ich dann irgendwann da ganze Buch dort kopieren ließ, hatte ich doch vor einigen Jahren das Glück, es aus Kanada zu erwerben. Das war nicht billig, aber es lohnt sich. Es gibt übrigens Nachdrucke (6 Hefte) eines großen Teils (keine Spezialröhren) der Babani-Sammlung. Die werden noch von Demostenes in Norwegen angeboten. Viele Grüße aus München, H.-T. Schmidt |
Martin Steyer
12.Oct.20 |
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Nachdem sich vor etlichen Jahren ja geklärt hatte, welches die tatsächlichen Daten sind, ist immer noch unbekannt, wo diese Röhren nun tatsächlich eingesetzt wurden. Ich habe eine Röhre mit Karton von FIVRE/Milano erhalten mit einer neuen RRCF. Die Ursprungsquelle ist wahrscheinlich wieder der Zerlegungsbetrieb in Wanfried/Werra, der nach dem Krieg existierte. Dieser Karton hat eine Banderole "Frontreparaturbetrieb (GL) Treviso Ln-Front". Die Röhre trägt die italienische Steuermarke mit Datum vom 20.2.40. Das muß nun nicht das Datum des Eintreffens beim Reparaturbetrieb sein. Ob in italienischen Funkgeräten, die eventuell von der Deutschen Luftwaffe gewartet wurden, diese RRCF im Einsatz waren? Dann müßte man darüber aber eigentlich etwas finden können... Vielleicht gibt es in der Zwischenzeit seit den Erstposts 2008 neue Erkenntnisse, deswegen hole ich den Post hiermit nochmal nach oben. Offensichtlich sind Einzelheiten zur Röhre immer noch nicht bekannt. M. Steyer
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Martin Steyer
12.Oct.20 |
9
Nachdem ich auf italienisch im Internet gesucht habe, bin ich auf das Militärfunkgerät RF3C von 1936 gestoßen, das Suchen nach "Stazione RF3C" führt zum Gerät. Hier wurde die RRCF als Oszillatorröhre verwendet. Wie in französischen Geräten als "Bigrille" eingesetzt. |
Wolfgang Holtmann
13.Oct.20 |
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Danke Herr Steyer, für Ihre Recherche! Habe gerade die Daten dementsprechend angepasst. MfG |
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