Benennungen der Blaupunkt-Röhren-Radios?

ID: 155932
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Benennungen der Blaupunkt-Röhren-Radios? 
04.Jan.08 19:45
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Knut Rothstein (D)
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Knut Rothstein

Hat schon jemand versucht, die Regeln für die Bildung der Benennungen der Blaupunkt-Röhren-Radios vom Beginn bis in die 1950er Jahre zusammenfassend darzustellen?

Meine Recherchen im RM und via Google waren bisher nicht ergiebig. Fehlt mir lediglich die nötige Inspiration beim Suchen oder ist das Feld tatsächlich nicht bestellt?

Es ist auf Anhieb zu erkennen, daß die Zahl der verwendeten Röhren, die Zahl der frequenzbestimmenden Kreise und die Auslegung des Netzteils ihren Niederschlag finden.

Leider aber wohl nicht stringent durchgängig - jedenfalls kann ich das nicht erkennen.

Wer weiß mehr?

Über jeden Hinweis würde ich mich freuen.

 

Mit den besten Wünschen für das gerade begonnene Jahr und freundlichen Grüßen

Knut Rothstein

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Blaupunkt-Nomenklatur ab Mitte der 1930er Jahre bis ca. 1950 
11.Jan.08 23:53

Knut Rothstein (D)
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Knut Rothstein

Ich hatte ja gehofft, erwartet, befürchtet -  je nach Tonlage der Resonanz -, daß spontan der Hinweis käme, ich solle doch mal richtig recherchieren und da oder dort sei alles nachzulesen.

Nachdem sich nun jedoch - nach 7 Tagen und 180 Zugriffen - niemand angesprochen gefühlt hat, versuche ich hier mein eigenes Thema zu beleben. Ob das Thema nun zu uninteressant ist, oder es tatsächlich noch niemand beackert hat, kann ich in Ermangelung von Resonanz nicht beurteilen.

Jedenfalls habe ich die offensichtlich im Zusammenhang mit der Geräte-Nomenklatur stehenden Daten aus der RM-Blaupunkt-Auflistung in eine MS-Excel-Tabelle übertragen. So konnte ich durch entsprechendes Sortieren auf die Suche nach Systematiken gehen.
Das zwischenzeitliche Ergebnis will ich hiermit zur Diskussion stellen.
Über jede Resonanz würde ich mich freuen, insbesondere natürlich über Verbesserungs-/Ergänzungsvorschläge, die noch mehr Aufhellung bringen. Die würde ich gern in meinen ersten Versuch einarbeiten.

Die im Betreff genannte zeitliche Eingrenzung mache ich, weil nach erster Durchsicht der Daten in dieser Zeit ein gewisses Maß an Systematik mit Technik-Bezug in der Nomenklatur vorherrscht.
Vorher und später war die Nomenklatur offensichtlich vorrangig durch Marketing-Überlegungen geprägt. Klangvolle Namen wie „Toscana“ oder auch schon ganz früh zukunftsweisende, große Zahlen wie „2000“ machen das deutlich.

Grundsätzliche Varianten der Bezeichnungsstruktur:

  1. Ziffer(n) – Buchstabe(n) – Ziffer(n)
  2. Ziffer(n) – Buchstaben – Ziffer(n) – Buchstabe(n)
  3. Buchstabe(n) – Ziffer(n) – Buchstabe(n)

Abkürzungen hierfür in diesem Text:

  1. ZBZ
  2. ZBZB
  3. BZB

Die Varianten ZBZ und ZBZB wurden mehrheitlich bis zum Ende des 2. Weltkriegs verwendet, dann die Variante BZB in den ersten 1950er Jahren.
Jeweils eine Ziffern- bzw. Buchstabengruppe kann auch fehlen.

Wichtige Geräteeigenschaften, die offenbar in die Nomenklatur einflossen:

1. Anzahl der Röhren bzw. Röhrenfunktionen (?)
2. Anzahl der frequenzbestimmenden Kreise im AM-Empfangsteil
3. Jahr der Entwicklung/Markteinführung
4. Gehäusematerial
5. Empfangbare Wellenbereiche

Insbesondere die Jahreszahl kann auch von Marketigüberlegungen (vorgezogene Datierung vor Messen etc.) beeinflußt sein.

Für alle o.g. Varianten gültige Festlegungen:

  1. Ein „W“ zeigt die Eignung für den Betrieb am Wechselspannungsnetz.
  2. Ein „U“ findet sich bei Geräten mit U-Röhren (häufig für Wechsel- und Gleichstrombetrieb geeignet).
  3. Ein „G“ (auch „G“leichstrom-Speisung möglich) kennzeichnet Allstrom-Varianten unabhängig von der Röhrenbestückung.
  4. Am Benennungsende bzw. in der 2. Buchstabengruppe stehende „P“ und „H“ weisen auf Bakelit- („P“lastik) bzw. „H“olz-Gehäuse hin.
  5. Am Benennungsende bzw. in der 2. Buchstabengruppe stehende stehende „K“ weisen auf vorhandene „K“urzwelle hin.

Erkennbare Strukturen in den Varianten ZBZ und ZBZB:

  1. Die letzte Stelle der Jahreszahl (also z.B. 193“8“ = 8) findet sich als letzte Stelle der 2. Zifferngruppe.
  2. Ist die vorletzte Ziffer der 2. Zifferngruppe eine „4“, dann ist sie zusammen mit der letzten Ziffer als 19„40“ bis 19„49“ zu lesen.
  3. Der Buchstabe „B“ in der Variante ZBZ weist auf die vorgesehene Speisung aus Batterien/Akkumulatoren hin.
  4. Die Korrelation des 1. Ziffernblocks (von 2 bis 11) zur Zahl der verbauten Röhren ist komplex. Sind in einigen Fällen die Zahlen tatsächlich gleich, so gibt es viele Beispiele, bei denen offenbar die Zahl der Röhren-Systeme herangezogen wurde, und daneben aber auch nicht (jedenfalls von mir nicht) interpretierbare Abweichungen nach oben und unten.
  5. Die Anzahl der frequenzbestimmenden Kreise (AM-Bereich) findet sich häufig als 1. Ziffer im 2. Ziffernblock.

Typische Beispiele zu den vorgenannten Regeln:

 

 

 

Erkennbare Strukturen in der Variante BZB (ab 1950)

  1. Eine „0“ als letzte Ziffer der Zifferngruppe weist auf 1950 hin.
  2. Entsprechendes gilt für die „1“ und die „2“.
  3. Ab 1951 gibt es alternativ auch die Ziffernfolgen „51“, „52“ und „53“, die im Ziffernblock auch am Anfang stehen können.
  4. Die Anfangsbuchstaben korrelieren in einer Reihe von Fällen mit der Zahl der Röhren, z.B. „F“ gleich 6 Röhren. Wie bei der Vorgänger-Nomenklatur (1. Zifferngruppe) gibt es dabei jedoch zahlreiche Abweichungen, die den Zusammenhang insgesamt in Frage stellen.


Beispiel zu den vorgenannten Regeln:

 


 

Für mich offene Fragen:

  1. Wie verhält es sich mit den Röhrenzahlen – wurden „Funktionen“ gezählt, wurden Gleichrichterröhren immer mitgezählt, usw.?
  2. Weisen die Zahlen bzw. Buchstaben am Bezeichnungsanfang eventuell auf das Gerätekonzept oder die Gerätequalität hin, was ja mit der gewissen Korrelation zu den Röhrenzahlen in Einklang stände?
  3. Einige Buchstaben, z.B. „T“, „M“ oder „S“ („Spezial“?), sind mir nicht klar.

Hilfreich wäre es vielleicht auch, wenn mehr über die Entwicklungs- und Produktionsstätten der Geräte bekannt wäre.

Selbst wenn die aufgeworfenen Fragen hinlänglich zu beantworten wären, befürchte ich, daß der Hintergrund für einen erheblichen Teil der Blaupunkt-Geräte-Nomenklatur wohl im Dunkeln bleiben wird.
Dafür sind die Unregelmäßigkeiten (jedenfalls aus meiner Sicht) verantwortlich, die im Laufe der Jahre aus wohl heute nicht mehr nachzuvollziehenden Gründen stattgefunden haben.

Etwas zu systematisieren, was leicht chaotisch geschaffen wurde, ist nun mal unmöglich.

Dennoch denke ich, daß es sinnvoll und gelegentlich hilfreich ist, zumindest die systematischen Bereiche der Blaupunkt-Nomenklatur zusammengefaßt darzustellen.

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Ideal / Graetz W1348A 
12.Jan.08 12:59

Jens Dehne (D)
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Hallo Herr Rothstein,

 

da gibt es auch in meinem speziellen Interessengebiet ein Exemplar, den W1348A.

Dieses Gerät wurde etwa zeitgleich 1948 von den Ideal-Werken Berlin und von Graetz Berlin gefertigt.

Nun ist mir auch die Interpretation der Typenbezeichnung verständlich.

 

W – Wechselstrom

1 – Einkreiser

3 – 3 Röhren

48 – Baujahr 1948

A – Audion

 

Danke für Ihre Aufklärung und viele Grüße aus Erfurt!

Jens Dehne

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BOSCH weiß nicht mehr 
11.Feb.08 11:41

Knut Rothstein (D)
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Knut Rothstein

Nachdem nun ein Monat nach meiner Frage ins Land gegangen ist, ein Zwischenbericht meinerseits.

Herr Richter (Vielen Dank!) hat mich auf die Abteilung "Historische Kommunikation" der Fa. BOSCH hingewiesen, die ich dann kontaktiert habe.

Das finde ich sehr löblich, daß eine Firma, die durchaus auf Ihre Leistungen stolz sein kann, einigen Aufwand betreibt, ihren bisherigen Weg zu dokumentieren. Wie heißt das so schön: "Es ist immer gut zu wissen, woher man kommt, wenn man den weiteren Weg festlegen will."

Leider reichen die Kenntnisse dieser BOSCH-Abteilung aber doch nicht weit genug in die Blaupunkt-Aktivitäten hinein. Hier eine Auszug aus der sehr freundlichen E-Mail-Antwort, die ich erhalten habe:

"herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Es freut mich sehr, dass Sie sich intensiv mit historischen Produkten von Blaupunkt beschäftigen und sich auch an die Entzifferung der sehr vertrackten Blaupunkt Nomenklatur gewagt haben. Wir werden für Ihr Anliegen nicht viel beisteuern können, denn über mehr als Ihre Kenntnisse verfügen wir auch nicht. Wir wissen, dass sich die Bezeichnungsweise der Geräte mehrfach kurzfristig verändert hat. Wir können bruchstückhaft identifizieren, haben aber kein systematisch das Thema behandlendes Glossar, dass wir Ihnen geben könnten."

Vorerst muß ich es also bei meiner Darstellung in Post 2 und der Ergänzung von Herrn Dehne in Post 3 belassen. Aufgegeben habe ich aber noch nicht. Falls es gelingt, über Ehemalige der Fa. Blaupunkt noch Informationen hinzuzugewinnen, werde ich das hier verbreiten.

Beste Grüße von der Hessischen Bergstraße

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