Fernsehsender JÁCHYMOV-KLÍNOVEC ( Keilberg Erzgebirge)

ID: 527581
Fernsehsender JÁCHYMOV-KLÍNOVEC ( Keilberg Erzgebirge) 
17.Jul.19 17:36
1857

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Weil man kaum über den Sender CHEB-ZELENÁ HORA (Eger-Grünberg) sprechen kann, ohne den benachbarten Sender JÁCHYMOV-KLÍNOVEC (Sankt Joachimsthal-Keilberg) zu erwähnen: 

hier ein paar Notizen zur funktechnischen Geschichte des Keilbergs:

Fernsehen seit dem 21.Dezember 1957, UKW-Hörfunk seit 1990: der westböhmische Standort Klínovec (Keilberg bzw. Sonnenwirbel) bei Jáchymov (St. Joachimsthal) mit seinen 1244 Metern die höchste Erhebung in den Krušné hory (Erzgebirge). 

                                                                                                                                                                                   

Blick auf den alten Antennenträgermast des Fernsehsenders, der dort am 21.Dezember 1957 aufgeschaltet wird.

Bis heute ( Stand :Januar 2019) ist auf dem Klínovec nur ein einziger schwacher UKW-Sender in Betrieb, der auf 103,4 MHz mit 1 kW (ERP) das Regionalprogramm „Český rozhlas 5-Karlovy Vary“ (‚Tschechischer Rundfunk 5-Karlsbad‘) verbreitet. Ein stärkerer Sender hätte angesichts der vorteilhaften Lage auf der höchsten Erhebung des Erzgebirges eine enorme Reichweite.

vergleichen Sie; der UKW Sender von Radio Erzgebirge auf dem benachbarten Fichtelberg (1214 m) sendet auf 107,7 MHZ mit 2,2 KW und ist damit noch in einigen Prager Stadtteilen zu empfangen !

Nur ein paar Meter nördlich des Klínovec verläuft die Grenze nach Sachsen (Oberwiesenthal). Immerhin sollen demnächst (Stand: Sommer 2019) dort oben Sender für DAB plus aufgeschaltet werden.

Anmerkung am Rande: Die einst in Sankt Joachimsthal geprägten Goldmünzen nennt man „Joachimsthaler“, kurz: „Thaler“. Von dieser Bezeichnung leitet sich der „Taler“ ab, der „Dollar“ oder „Tolar“ (Slowenien).

Den ersten Fernsehsender auf dem Klínovec bauten Radioamateure des „SVAZARM“ nach Unterlagen von TESLA HLOUBĚTÍN („TESLA III. TV400/FM100“). Der Mast, an dem die Antennen zum Empfang des Prager Fernsehsenders auf dem Petřín (Kanal 1) und zur Wiederabstrahlung des Signals Richtung Süden stammt vom Flughafen in Karlsbad (Karlovy Vary). Bis zur Aufschaltung des westböhmischen Grundnetzsenders Plzeň-Krašov arbeitet der Klínovec im Kanal 10, danach im Kanal 7. Die Empfangsantenne ist gerichtet auf den Petřín in Prag, die Sendeantenne ist gerichtet nach Südwesten, zwischen die Städte Karlsbad (Karlovy Vary) und Falkenau an der Eger (Sokolov bzw. bis 1948 Falknov nad Ohří).

                                          

Die Pionierzeit am westböhmischen Standort Klínovec (Keilberg bzw. Sonnenwirbel) bei Jáchymov (St. Joachimsthal) im Winter, Ende der 1950er Jahre.

sw-fotos oben 1+2 unbekannt, 3 sprava radiokomunikaci Praha 25 let.

Baugleich mit dem Turm auf der Zelená hora (Grünberg) bei Cheb Eger): In den Jahren 1967 und 1968 wird auf dem Klínovec (Keilberg) ein neuer Fernmeldeturm für Fernsehen und Richtfunk gebaut. Über ihn und dann weiter über die baugleiche Anlage auf der Zelená hora (Grünberg) bei Cheb (Eger) verläuft die Fernseh-Richtfunkstrecke zwischen Prag und Frankfurt a/Main, also die Verbindung zwischen „Eurovision“ (EBU) und „Intervision“ (OIRT).

Ein paar Meter nördlich des 1244 Meter hohen Klínovec (Keilberg) erhebt sich der 1214 Meter hohe Fichtelberg, der höchste Berg Sachsens. Dazwischen zieht sich die tschechisch-deutsche Grenze mit dem Grenzübergang Boží Dar (Gottesgab)-Oberwiesenthal.

                      

Historische Postkarte aus dem Jahre 1940

                                     

Fotoausschnitt Bild vom Sender auf dem Keilberg , Foto:  melechovsky. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 3.0 nicht portiert“lizenziert. 

Solche Betontürme mit quadratischem Grundriss wie auf dem Klínovec stehen an mehreren Standorten von Fernseh- und UKW-Hörfunksendern, in Tschechien z.B. auf der Zelená hora (Grünberg) bei Cheb (Eger), in Hoděšovice (Hodeschowitz) bei Hradec Králové (Königsgrätz), in Radíkov (Radelsdorf) bei Olomouc (Olmütz) oder in der Slowakei auf der Magurka bei Námestovo (Orava/Arva)…​

Vielen Dank an Michael Strassmann für die gut recherchierten Informationen.

 

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