Frühe Hörgeräte und Hörgerätehersteller

ID: 150667
Frühe Hörgeräte und Hörgerätehersteller 
09.Oct.07 19:15
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Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Seit einiger Zeit versuche ich den Hersteller des Hörgerätes Tonex 2703 herauszufinden, denn im englischsprachigen Teil hat ein Mitglied dieses Gerät als "Taschenradio" vorgestellt und sucht Informationen. Natürlich habe ich ihn aufgeklärt, was es ist, ein Taschenverstärker mit drei Miniaturröhren für ein Hörgerät bzw. Hörhilfe.

In der Schweiz gibt es die Firma Tonex AG in Olten, die z.B. Transistorradios vermarktete oder gar für eine kurze Zeit fabrizierte. Seit vielen Jahren ist die Firma auf Plattenspielernadeln und -Tonabnehmer spezialisiert. Man fand niemand, der sich an Hörgeräte erinnern kann.

Hörgeräte gibt es seit ein paar hundert Jahren in Form von mechanisch verstärkenden Rohren (Trichter), dann kamen solche mit frühen Kohlemikrofonen und schliesslich solche mit Miniaturröhren, Transistoren, ICs, in den 90er Jahren auf Basis FM. Heute sind es digitalisierte, computergesteuerte Systeme. Das Ganze wäre eine interessante Geschichte ...

Hier liste ich nur mal die mir bekannten Hersteller, in der Hoffnung, dass ein Mitglied mehr weiss oder sogar elektrisch betriebene frühe Hörhilfen als Modell anlegen kann. Für das Museum suche ich seit längerer Zeit röhrenbetriebene Hörgeräte - aber ich komme gar nicht dazu, solche zu suchen ... :-(

Hier die Herstellerliste - Bemerkungen nur zur Situation Schweiz:

Amplifon (z.B. Italien), (ex Micro-electric, Surdité Dardy SA.)

Argosy Electronics, USA.

Audifon

Audio Controle Inc., Canada

Audio Service, USA

AVR (Sonovation, gegründet 1990)

Beltone (Gründung 1940 in Chicago, 1940 = Modell H, 1944 = Modell Mono-Pac, 1946 der Welt kleinstes Hörgerät Harmony. 1950 = Melody, 1956 = "Hear-N-See", 1958 Minuet  etc. ab 1979 auch in Canada tätig.)

Bernafon AG Bern, Chef Erich Spahr, 031-998 15 15):
Gemäss Ihren Angaben entwickelte Christian Gfeller (weil schwerhörig wurde oder war) ein Gerät für "Autobatterie" und fuhr mit dem Velo damit zu VR-Sitzungen, was später zu Bernafon AG kam. Ich wusste nur: Gfeller AG Flamatt, 1946 erstes Hörgerät entwicklet, kam dann zu Ascom.

Dahlberg, USA

Eurion E. Riedener, Turgi, Schweiz.

General Haring Instruments (Gründung 1985)

Gennum Corporation, Burlington, Canada (Gründung 1973) 

GN Resound

Greiner GmbH, 3966 Réchy (- in Liquidation, am 11.2. 2003 im HR gelöscht).

Interton

Kind

Lisound, China

Magnatone

Micro-Tech Hearing Instruments, Minneapolis, USA (Gründung  1986)

Miracle-Ear, USA (In 1948, Ken Dahlberg, a World War II aviator turned electronic inventor, created the pillow radio for hospital patients' private listening. Ken's employer rejected the idea, and this inspired the founding of Dahlberg, Inc., which became the foundation of Miracle-Ear.)

Oravox, Hauterive, Schweiz (Gründer Georges Quellet beschreibt: I have a lifelong love of electronics and acoustics, and have previously devoted my life to my own Company, STELLAVOX. The Company manufactured and distributed professional tape recorders for Radio/TV/Disc/Film and Instrumentation. Following my retirement and already suffering from severe hearing problems, I found myself more and more dissatisfied with conventional hearing aids. I had tried many such devices but decided that I should design my own according to professional standards and following only the strictest scientific principles.


Oticon (Dänemark, gegründet 1904, erstes eigenes Gerät 1946 als Modell TA)

Phonak (Sonova - wurde 1947 als AG für Elektroakustik Zürich von Franz-Belg. Investoren gegründet und ab 1965 übernahme Fam. Rihs)

Phonic Ear, Dänemark (Part of the William Demant Group, zusammen mit Oticon(?)

PowerOne

Rayovac

Rexton Inc. Minneapolis, USA (ca. seit 50er Jahre)

Rion

Siemens (feierte im 2003 125 Jahre Hörfhilfen, Entwicklung von Werner Siemens = Phonophor-Hörapparat),

Starkey,

Sennheiser,

Sonovation.

Starkey

Telex

Unitron

Widex, USA

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Blaupunkt Omniton Hörgeräte 
09.Oct.07 21:59

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel


Die Firma Blaupunkt hatte zumindest in den 50er Jahren die Hörgeräte-Familie Omniton (bestückt mit jeweils 3  Miniaturröhren der D 60 Serie) im Vertriebsprogramm. Zwei dieser Modelle sind hier und hier im RM angelegt.

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Tonex 2703 
10.Oct.07 10:25

Hans Amberger (D)
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Hans Amberger

Bitte mal bei Ebay unter der Auktionsnummer 160152424737 nachsehen.

Da findet man leider keine großen infos aber herrliche Bilder von dem edlen Stück.

Auch die Firma Zenith hat eine Reihe von Hörgeräten , Hearing Aid, genannt, angeboten.

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VEB Funkwerk Kölleda 
10.Oct.07 10:47

Jens Dehne (D)
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Das Funkwerk Kölleda war in der DDR „der“ Hersteller von transistorisierten Hörhilfe-Geräten / Hörgeräten.

Eine Liste der entsprechenden Modelle liegt mir z.Zt. leider nicht vor.

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10.Oct.07 12:59

Wolfgang Scheida (A)
Redakteur
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Da fällt mir die Szene im Billy Wilder Film "Manche mögens heiß" (1959) ein wo der Polizist dem Mafioso Little Bonaparte ins etwas größer als eine zigarrettenschachtel große Hörgerät seine Meinung sagt.

 

LG   

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Frühe Zenith-Hörgeräte 
10.Oct.07 13:49

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Das erste Hörgerät von Zenith wurde aus dem Empfangsteil der "Radio Nurse" entwickelt. Es war netzbetrieben, also kein Taschengerät. Aber es erlaubte immerhin die Anhebung einzelner Frequenzen bzw. Frequenzbereiche von Hand einzustellen. Ein hochempfindliches Kondensatormikrofon mit Rundcharakteristik erlaubte eine seinerzeit ausgezeichnete Funktion.

Nach anfänglichem Siegeszug empfand man mit der Zeit die Abhängigkeit von der Netzsteckdose doch als erheblichen Nachteil, und mehr und mehr netzunabhängige Modelle kamen auf den Markt. 1942 wurde mit der Umstellung auf Kriegsproduktion das Projekt zu Grabe getragen.


Zenith entwickelte nun ein Taschen-Hörgerät "Radionic"A-2-A, das aber zunächst nicht in Produktion gehen konnte, weil kurz nach seiner Fertigungsreife die Kriegsproduktion laut Regierungsanordnung absoluten Vorrang hatte (April 1942).

Bald erkannte man aber, dass solch ein Hörgerät einen wertvollen Beitrag leisten könne, denn rund 10 Millionen Amerikaner konnten wegen Schwerhörigkeit keinen Militärdienst leisten. Mit einem Hörgerät wären sie aber im Lande für die Kriegsproduktion wertvolle, dringend benötigte Arbeitskräfte.

Die Erlaubnis zur Produktion erfolgte deshalb 1943, und am 24.Oktober 1943 wurde das Gerät der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zenith begann zunächst 1000 Geräte auszuloben, 60 Tage zur Probe. Kam es nach dieser Zeit zu einer Anstellung, durfte das Gerät kostenlos behalten werden.

Ähnlich machte es Wincharger, wo die Leute 3 Monate ausprobieren durften. Waren sie dann noch bei der Firma, konnten sie es ohne Einschränkung behalten, ebenfalls kostenlos.

 

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10.Oct.07 19:47

Berthold Grenz (D)
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Berthold Grenz

Lieber Herr Dehne, ich habe in meiner Sammlung ein Hörgerät aus dem Funkwerk Kölleda, was ein findiger Radiobastler zu einem Miniturradio umgebaut hat. Es gab schon tolle Bastler!

Grüße, B. Grenz


 

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Hörgeräte nicht in Radios 'umwandeln' 
18.Oct.07 15:31

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Schade für das seltene Gerät ....
Hörgeräte sind viel seltener zu finden als Kleinstradios. Es ist immer schade, ein relativ seltenes Stück zu zerlegen oder umzubauen.

Noch immer bin ich betreffend Tonex AG oder Tonex 2703 nicht weiter gekommen. Wer weiss mehr?

Nachtrag:
Wolfgang Bauer
hat mich noch auf die "Deutsche Akustik-Gesellschaft Steup & Co." aufmerksam gemacht, die z.B. die Modelle Silber Type C10 und Akustik C7 als passive Hörgeräte mit Kohlemikrophon fabriziert hat.

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Hörgeräte - ausgezeichnete Informationen darüber 
19.Nov.07 16:22

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Georg Richter hat mir die beiden Links zu Internet-Seiten in Englisch vermittelt, die ich hier im Talk gerne veröffenltiche:

http://beckerexhibits.wustl.edu/did/timeline/index.htm

Diese Site zeigt die Geschichte der Hörgeräte ab Jahr 1551 als "Timeline of Hearing Devices and Early Deaf Education".

http://www.hearingaidmuseum.com/gallery.htm

Die Seite des "Hearing Aid Museum" - auch in Englisch - zeigt zuerst eine generelle Information über die verschiedenen Arten/Klassen von Hörgeräten, um dann pro Klasse Muster zu zeigen und zu besprechen. Die für uns interessanten sind ab den "Carbon Hearing Aids" ab 1900. für 1905 ist z.B. das Modell CII der "Deutsche Akustik Gesellschaft, Berlin" als typischer röhrenloser Verstärker. Siehe auch diesen Beitrag zu dieser Art von wirkungsvoller Audio-Verstärkung. Um etwa die selbe Zeit entstand auch das Modell A von "Hutchison Acoustic Company (1904), which later became the General Acoustic Company (1906)". Diese Art von Hörgerät wurde ab ca. 1921 durch Röhren abgelöst, wobei während vielen Jahren beide Prinzipien am Markt waren, was die Qualität der Hörhilfen mit Kohlemikrofon ohne Röhren beweist.

Eigentlich war die erste Röhren-Hörhilfe ebenfalls ein Kohlemikrofon, doch für die Verstärkung verwendete man stat einer elektromagnetischen Vorrichtung die "Peanut-" Rohre 205-A von Western Electric. Etwas zu diesem Vactuphone:

"The Vactuphone was the first vacuum tube hearing aid to be commercially produced. It was invented by Earl C. Hanson and manufactured as a collaborative effort between the Western Electric Company and the Globe Phone Manufacturing Company. It came to the market in October 1921."

Der esrte Hybrid, also mit Röhren und Transistoren kam 1952 auf den Markt und 1953 gab es das erste reine Transisor-Gerät.

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