Richtfunkturm Polenz, ehemals Schmalbandnetz der SED 12B3

ID: 569234
Richtfunkturm Polenz, ehemals Schmalbandnetz der SED 12B3 
15.Apr.22 14:09
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Dieser Turm ist der letzte mir bekannte im ehemaligen Bezirk Dresden. Er steht auf dem Berg "Polenzer Linden" in 264,5 m NN im Ortsteil Polenz  01665 Klipphausen.Er ist 25 m hoch und die Antenne nochmal reichlich 5,00 m. Gebaut wurde er im Jahre 1961, geplant von der Fundament GmbH , die auch Planträger für die SED- Objekte waren. Übrigens wurde dieser Turm typisiert .Insgesamt wurden auf dem Gebiet der DDR 23 solcher Türme gebaut.

Standort ist der rote Punkt. Er hat hier im Plan von 1981 die Nummer 270, von der Nomenklatur her jedoch die 12 B 3.

Bei herrlichem Frühlingswetter besuchte ich am 14.April 2022 diesen Standort. Was mir sofort auffiel war eine optisch gut aussehende Anlage. Dieses Grundstück und die darauf befindlichen Baulichkeiten werden im Auftrage der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochter der Deutschen Telekom, bewirtschaftet.

Die Nutzung für Funktelefon , Internet und Richtfunk erfolgt durch die Deutsche Telekom.

Zur damaligen Standortauswahl kam es sicher, weil zu der 12 A1. Station in Dresden Gompitz praktisch Sichtverbindung besteht. Das zu prüfen, habe ich jedoch gestern unterlassen, trotz einer großen Öffnung im Maschendrahtzaun. 

Man müsste um das zu überprüfen ja auch noch im Turm hoch und das würde ich nur am "Tag der offenen Tür" machen.

Der Turm war nicht von Volkspolizei und Technikern besetzt, da er in der Kategorie B  eingeordnet ist. Der ABV ( Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei) bezog das Objekt in seine Kontrollgänge ein und wenn tatsächlich jemand den äußeren Zaun und den inneren mit Klingeldraht überwunden hatte, dann kam noch ein drittes Hindernis. In ca 1 m Höhe war ein Draht installiert, der bei Änderung des Spannungsfeldes z.b. durch Eindringen eines großen Fremdkörpers, eine Alarmsituation erzeugte. Also alles in allem gut gesichert.  Aber den westlichen Geheimdiensten ging es ja nicht um die Zerstörung von solchen Anlagen in Friedenszeiten. Eine solche Anlage wäre innerhalb von wenigen Tagen zumindestens durch eine mobile Anlage ersetzt worden, sondern es ging um das "Wegfangen" von Dateninformationen.

Es war anfangs die Versorgung von drei SED Kreisleitungen geplant. 

Unten im Elbtal liegt die Kreisstadt Meißen, keine 5 Km Luftlinie sind es bis zum ehem. Gebäude der SED Kreisleitung. Weiterhin gab es eine Richtfunkverbindung zur Kreisleitung in Großenhain und auch nach Riesa.

Die Einfriedung wurde übrigens vor einiger Zeit erneuert mit dem Maschendrahtzaun.Die alten Stahlbetonstützen wurden wohl verschrottet, jedoch im Ort wieder eingesetzt für Zäune und Einfriedungen. Eine feine Sache, diese Materialverwertung.

Das sind die letzten, die noch auf die Umnutzung warten.

Nach relativ kurzer Betriebszeit stellte sich heraus, daß die Kreisleitung in Großenhain einen ungünstigen Standort hat und es wurde eine neue direkte Richtfunkverbindung direkt von Gompitz dorthin aufgebaut.

Schwieriger gestaltete sich die Verbindung mit der Kreisleitung in Riesa. Dort wurden in den 70iger Jahren in der Verbindungsrichtung Elfgeschossige Wohnblöcke gebaut . Damit waren Störungen vorprogrammiert. 
Man bezog in die Überlegungen eine passive Relaisstelle ein. An so einer Stelle wird der Richtfunkstrahl lediglich umgelenkt.  Dieses Reflektorblech von 4 x 4 m Größe sollte in günstiger Position  im Gebiet der Reußener Berge an einen Stahlgittermast angebracht werden.

Aber das war auch keine richtige Lösung, mehr eine Einladung zum Mithören,  man prüfte, suchte und ließ letztendlich die KL Riesa an die Station 13A4 Puschwitz ( Bezirk Leipzig) anschließen. Es gibt dazu ein Foto, wo man es an der Ausrichtung des Spiegels nachvollziehen kann.

Zurück zur Anlage in Polenz. Die Technik befindet sich offensichtlich nicht mehr im Turm, denn dieser müßte ja mit einem höheren Aufwand gewartet und klimatisiert werden, sondern in davor aufgesetzten Containern.

Auch die Klimaneutralität ist wichtig und bei Sonnenschein wird von der Photovoltaikanlage zumindestens ein Teil der aus dem Sonnenlicht gewonnenen Energie zum Betrieb der Anlage eingespeist.

Noch ein Blick aus nördlicher Richtung auf die Anlage und ich hoffe, daß diese schöne Anlage noch viele Jahre in dieser Form erhalten bleibt, sie ist ja inzwischen eine Art LANDMARKE  für den Ort Polenz und Umgebung. 

hier können sie weiterlesen  und auch hier , aller guten Dinge sind drei

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.