Uhrenradios - Radiowecker: Vom Stilmöbel zum High-Tech Gerät

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Uhrenradios - Radiowecker: Vom Stilmöbel zum High-Tech Gerät 
03.Oct.21 15:20
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Harald Giese (D)
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Harald Giese

Uhrenradios - Radiowecker: Vom Stilmöbel zum High-Tech Gerät

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1     Einleitung

Das Wort WECKEN ist mit einer gewissen negativen Assoziation behaftet. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass man früher von einer Weckuhr - einem Wecker - jäh aus dem Schlaf gerissen wurde, dessen Klingeln dezibelmäßig an die Trompeten von Jericho erinnerte. Kein Wunder also, dass empfindsame Menschen schon früh eine Alternative zu diesem Haustyrannen ersonnen, die den Übergang vom Schlaf zum Wachsein angenehmer gestaltete.

So schenkte mein Großvater meiner Großmutter am 18. Juli 1897 eine JUNGHANS Spieluhr zur Hochzeit, die sich zwar nicht durch besonders präsise Einhaltung der Weckzeit auszeichnete, dafür aber an größeres Repertoir von Schallplatten zu bieten hatte.

So konnte man unter vielen anderen zwischen dem Johann Strauss Walzer "An der schönen blauen Donau", dem Verdi Duett aus Der Troubadour "In unsere Heimat kehren wir wieder, dass noch einmal sie erscheine..." oder für Herrschaften mit einer Neigung zum Militär den  von Johann Strauss komponierten und dem Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz gewidmeten "Radetzky Marsch". So sah diese Spieluhr mit Weckfunktion aus, die noch heute unser Wohnzimmer ziert:

 


 

Sehr viel weniger kostspielig war die ca. 60 Jahre später erschienene, nervenschonende Weckuhr "Sumatic" aus dem Uhrenwerk Ruhla. Auch hier wurde noch ein mechanisches Uhrwerk verwendet, das zur gewünschten Weckzeit einen kleinen mit einer Knopfbatterie (damals NiCd) versorgten Summer in Gang setzte. Der ideale Reisewecker, nicht größer als eine Streichholzschachtel.

All das gehört lange der Vergangenheit an, wie wohl auch die Firma VIVO mit ihren frischen Lebensmitteln.

Diese lustigen Streichholzschachteln gab es übrigens mit Abbildungen unterschiedlichster Transportmittel.

 

Im Zeitalter des Radios dauerte es natürlich nicht lange, bis einfallsreiche Entwickler die Idee hatten, ein Radio mit einer Uhr zu kombinieren. Darüber werde ich im Folgenden berichten.

 


 

2     Einige deutsche Uhrenradios mit analoger Uhr

Obwohl sich in Deutschland einige Firmen bald nach Kriegsende an die Produktion von Radios mit integrierter Uhr - mit oder ohne Schaltfunktion (also Weckautomatik) -  wagten, waren die meisten zunächst nur mittelmäßig erfolgreich. Einige Modelle möchte ich hier erwähnen. Wohlgemerkt nur einige, da die komplette Aufzählung den Leser langweilen und den Rahmen des Berichts sprengen würden:


Urion 4650WU von FEA aus dem Jahr 1949(?) mit Synchronmotor - Uhr aber ohne Schalt-/ Weckfunktion.

Das Gerät verfügte über 3 Wellenbereiche (LW, MW, KW) und zeichnete sich durch eine sehr ästhetisch in das Uhrenzifferblatt integrierte Radioskala aus.

Da der Synchronmotor noch nicht selbständig anlief, musste er mit Hilfe einer Schnur gestartet werden.

 

Anzeige im Katalog des Rundfunk-Groß-Handels 1950/51:


 

TeKaDe Kaminuhr WKZ065 ebenfalls mit eingebauter Synchronmotor - Uhr, ebenfalls  ohne Schalt-/Weckfunktion (1950 / 51)

Auch bei dieser Uhr musste der Synchronmotor mit Hilfe einer Schnur gestartet werden.

 

Anzeige im Katalog des Rundfunk-Groß-Handels 1950/51:


 

Loewe-Opta Hausfreund 2151GW von 1951/52 mit mechanischer Schaltuhr mit 3 - Tage Laufwerk, 2 fest einstellbaren Sendern und Leseleuchte.

 

Ein einfacher Geradeausempfänger mit Rückkopplung bestückt mit der Doppeltetrode UEL11, die von der Höhe her gerade so ins Gehäuse passte.

Zeichnet sich zwar durch überraschend modernes Design aus, erinnert aber von der Technik her stark an den 1953/54 erschienenen Kolibri, von Stern-Radio Berlin, nur dass letzterer keine Uhr enthielt.

 


 

Sehr erfolgreich auf dem deutschen Markt war der von Telefunken zum 50. Firmenjubiläum 1953 auf den Markt gebrachte TELEFUNKEN Jubilate Uhr. Er stellt durch sein gefälliges Aussehen auch heute noch ein beliebtes Sammelobjekt dar.

 

Die Jubilate Modelle mit Uhr verwendeten ein mechanisches 7 - Tage - Uhrwerk mit Leuchtzifferblatt und Leuchtzeiger.

 

Eigener Scan aus "Das Radiomagazin" Heft 3, 1954

 


 

 

Consul 697 /57 WUS von Stern Radio Sonneberg aus der Saison 1956 / 57 mit mechanischer Federwerk-Schaltuhr.

 


 

Ein Uhrenradio aus meiner Sammlung, ein Graetz Hostess 1408 (1965 / 66), das wie inzwischen allgemein üblich, mit einer selbst anlaufenden Synchonmotor - Uhr ausgestattet war. Mittlerweile waren ca. 10 Jahre vergangen, aber die Uhrenradios sahen eigentlich immer noch so aus, wie Radios eben aussahen.

 


 

Gegen Ende der sechziger Jahre änderte sich das Design und die Bedienungsoptionen der Uhrenradios merklich. Hier beispielhaft 2 Modelle von GRUNDIG und eines von BRAUN:

 

Beim Modell sono-clock a , das von 1968 - 1972 vertrieben wurde, konnte man zwischen Wecken mit Radioempfang oder Weckton wählen.

 

Desweiteren bot das Gerät  eine Schlummertaste und einen stufenlos bis 60 Minuten einstellbaren Zeitschalter. Es empfing nur noch das UKW Band und konnte nicht kontinuierlich angestimmt werden. Dafür verfügte es über 6 Feststationstasten (Preomat-Abstimmung), über schaltbare AFC und eine rückseitige Schaltbuchse für den Anschluss eines Kleinhörers. Das Uhrenzifferblatt war beleuchtet.

Der Innenaufbau zeigt, dass man den Netztrafo so weit wie möglich vom Radiobaustein entfernt hat, um Brummeinstreuungen zu verhindern.

 


 

 

Alternativ bot GRUNDIG ab 1971 die sono-clock 20 an, die über 3 durchstimmbare Wellenbereiche (LW, MW, UKW) verfügte und erstmals 2 Integrierte Schaltungen verwendete: einen  ZF-Verstärker mit FM-Demodulator und regelbarem NF- Verstärker TBA480 von VALVO und einen TAA611, das erste jemals hergestellte 1 W IC von ATES im NF - Verstärker. An Stelle der analogen Zeigeruhr wurde nun eine beleuchtete Rollzahlenuhr verwendet. eine neue Zeit war abgebrochen!

Wie der Blick ins Innere der sono-clock-20 zeigt, hat man auch hier wieder den Netztrafo so weit wie möglich vom Radiobaustein entfernt.

 


 

Abschließend noch das Modell BRAUN 4826/ABR21 von 1978 mit seinem, wie bei BRAUN seit den sechziger Jahren üblichen avangardistischen Design. Hier fand neben 2 Transistoren BF324 im UKW Eingangsteil das "single chip radio - without FM-Tuner" IC TA7613 Verwendung.

Bemerkenswert ist die den Lautsprecher umgebende Kreisringskala.

Die Uhr besitzt ein quarzgesteuertes Analogwerk, das mit einer separaten 1,5 V Mignon Batterie (Größe AA) versorgt wurde. 

 


 

Nach diesem kurzen Überblick über die Entwicklung der deutschen Uhrenradios mit analoger Anzeige möchte ich zum eigentlichen Kernpunkt meines Berichtes kommen: Die Uhrenradios mit Digitalanzeige.

Mit dem Erscheinen von Digitaluhren vereinfachte sich natürlich einiges. Man konnte auf mechanische Uhrwerke mit ihren unvermeidlichen Schwachstellen verzichten, ebenso wie auf mechanische Schalter zum Einschalten des Radios. Die kleinen Abmessungen der Digitalanzeigen und die Flexibiltät ihres Einbaus machte ganz neue Designvarianten möglich. So entstanden in den siebziger bis achtziger Jahren einige Uhrenradiomodelle, die durch ihr äußeres Design auffallen, teilweise auch durch die Wahl besonderer Anzeigeelemente oder Betriebsoptionen bestechen.

Im folgenden werde ich 6 Uhrenradios aus meiner Sammlung vorstellen, die aus dem Produktionszeitraum 1974 - 1988 stammen.

 

3     Meine digitalen Uhrenradios

3.1     SABA Electronic Clock K (1974 - 1976)

 

 

 

Abgesehen vom Uhren und Anzeige - Treiber - IC vom Typ MM5316 basiert die Elektronik noch durchgehend auf diskreten Halbleitern. Vermutlich handelt es sich um ein Gerät aus japanischer Produktion.

Wellenbereiche: MW, UKW. Weckton: Summer oder Radio

Schieberegler für Lautstärke und Klangfarbe.

Optische Anzeige des gewählten Betriebsmodus durch kleine farbige Fenster rechts oben auf der Skalenscheibe:

 

Besonders anprechend finde ich neben der eleganten Formgebung dieses Modells die für die Uhranzeige verwendeten 7 - Segment Beckman Nixies SP-352 mit einer Ziffernhöhe von 14 mm, die das warme Leuchten einer Glühlampe ausstrahlen und auch heute noch  - nach 45 Jahren - trotz nahezu ständigen Gebrauchs erstaunlich hell leuchten. Nur der durch eine kleine Glimmlampe produzierte Leuchtpunkt zwischen Stunden - und Minutenanzeige ist blind.

Mit dem Knopf auf der linken Gehäuseseite kann die Helligkeit der Anzeige kontinuierlich verstellt und so der Raumhelligkeit angepasst werden. (Noch keine automatische Verstellung wie bei den späteren hier gezeigten Radioweckern). 


 

3.2     GRUNDIG sono-clock 500a (1977)

 

 

 

Das vollkommen neuartige Design dieses Gerätes passt zu dem in diesem Jahr (1977) uraufgeführten Film "Krieg der Sterne": Futuristisch!

Die "sono-clock a", vom Vertrieb damals nur als "sono-clock" ohne Zusatz "a"  angeboten, verfügt über 6 UKW - Feststationstasten (Preomat), wahlweise Anzeige von Uhrzeit, Weckzeit oder Datum über ein 14 mm hohes LED 7-Segment Diplay und einen Klangfarbenregler. Die Klangwiedergabe ist trotz des kleinen Gehäuses durch die Verwendung eines hochqualitativen Lautsprechers erstaunlich naturgetreu!

Auf der rechten Frontseite sieht man ein kleines Fenster hinter dem sich ein Photowiderstand verbirgt, mit dessen Hilfe die Helligkeit der LED Anzeige automatisch an die Raumhelligkeit angepasst wird. Der darunter liegende Stellknopf erlaubt eine Verstellung des Regelbereichs der Helligkeitssteuerung.

Auf der Rückseite verfügte die sono-clock 500a über eine Schaltbuchse für Kleinhöreranschluss sowie Buchsen für den Anschluss eine UKW - Dipol, beziehungsweise Eindrahtantenne.

Neben Transistoren kamen 3 ICs zum Einsatz: ein ZF-Verstärker mit FM-Demodulator und regelbarem NF- Verstärker TBA120S, ein TBA810 als NF - Leistungsverstärker und ein FCM7010 als Uhren- und Display - Treiber Baustein. Abhängig von der Produktionsserie wurde für den NF Leistungsverstärker alternativ ein TCA830 eingesetzt.

Was mich an den GRUNDIG sono-clock Modellen immer wieder begeistert, ist die hohe Packungsdichte der Komponenten, insbesondere auf der Basisplatine! Heutzutage, im Zeitalter der SMD - Komponenten stellt dies natürlich kein Problem mehr dar. Damals haben sich die GRUNDIG Entwickler bestimmt lange den Kopf über dieser Problematik zerbrochen.

Bei meinem Gerät sind übrigens die Schriftzüge "AUS" über dem linken und "WECK." über dem rechten Schalter verschwunden. Bei meiner sono-clock 550 sind sie noch vorhanden (siehe nächster Abschnitt).


 

3.3     GRUNDIG sono-clock 550 (1976 - 1978)

 

 

 

 

Parallel zur sono-clock 500a bot GRUDIG auch die sono-clock 550 mit Senderwahl durch Berührungsschalter (touch-control) anstelle einer Preomat - Abstimmung an. Gegenüber dem Modell 500a konnten nun 7 UKW - Feststationen programmiert werden.

Zwischen dem 1. und 2. Berührungssensor befindet sich ein kleiner Kippschalter. Mit diesem kann gewählt werden, ob beim Wecken stets der auf Position 1 gespeicherte, oder der jeweils zuletzt gehörte Sender angechaltet werden soll. Die Einstellung der Festsender erfolgte mit Hilfe eines speziellen Schlüssels auf der Rückseite des Gerätes.

Die Elektronik der sono-clock 500a wurde im wesentlichen beibehalten. Nur kamen jetzt die ICs SAS580 und SAS590 für die Sensorsteuerung hinzu.

Die sono-clock zeigt übrigens nach vielen Betriebsjahren ein interessantes Fehlerbild. Unvermeidliche Salzübertragungen von der menschlichen Haut auf die Berührungssensoren führen je nach Umgebungsluftfeuchte zu Kriechströmen, woraufhin es zu stochastischem Sender - Umschalten kommt.


 

3.4     SIEMENS RG-271 (ca. 1980)

 

 

 

Im Gegensatz zu den in Portugal gefertigten GRUNDIG sono-clocks wurden die SIEMENS Uhrenradios der RG... - Serie in Hong-Kong produziert.

Die Gehäuseform ist kubisch und wurde später (1987/88)  von SONY für seine ICF-C101 "DIGICUBE" - Modelle wieder aufgegriffen.

Links unten befindet sich an der Gehäusefront der Sensor für die automatische Steuerung der Anzeigehelligkeit.

Im Gegensatz zu den sono-clocks verfügten die SIEMENS Uhrenradios der RG - Serie über 2 Wellenbereiche (MW, UKW), konnten kontinuierlich durchstimmt werden und boten 2 Weckoptionen: Radio oder Summer. Abgesehen von einigen Transistoren arbeitete die Elektronik mit folgenden ICs:

Dem FM Vorverstärker/Mischer/Oszillator AN7213, dem AM-FM- Empfängerbaustein mit 0,7 W NF-Endverstärker LM1868 und dem LED - Uhrenbaustein TMS3450.


 

3.5     SONY DIGICUBE ICF-C101W (1988)

 

 

 

 

Die SONY DIGICUBE Uhrenradios verwendeten die bis heute noch beliebten würfelfförmigen Gehäuse.

Es wurden 2 Varianten angeboten: Neben der hier gezeigten Variante mit durchstimmbarem MW und UKW - Bereich gab es auch die Variante ICF-C101L mit 3 Wellenbereichen: LW, MW und UKW.

Neben wenigen Transistoren verwendeten die ICF-C101 Modelle folgende ICs: Die AM-FM-Empfängerschaltung CXA1019M und die Uhr/Displayschaltung MMSM55501RS.  Letztere ist auf den hier gezeigten Bildern nicht sichtbar, da sie zur Verringerung der Clock-Oberwellenabstrahlung unter einem Abschirmblech untergebracht ist.

Zur Reparatur konnte das Innenleben nach Lösen weniger Schrauben leicht aus der äußeren Gehäuseschale herausgezogen und die Anzeigeeinheit hochgeklappt werden.

 

 

Eine Schwierigkeit bestand allerding darin, dass das Zahnband des Skalenzeigers dabei aus seiner Führung rutschte und es unmöglich war, dieses vor dem Zusammenbau wieder einzufädeln. Das Geheimnis lag darin, dass man die vordere Acrylglas - Abdeckung der Gehäuseschale abnehmen musste. Danach konnte man die innere Einheit wieder in die Außenschale zurückschieben, das Zahnband in die Laufrinne und das Antriebszahnrad einlegen und die Frontabdeckung wieder aufsetzen.

 

 


 

 

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Im Gegensatz zu den bisher genannten Modellen verwendet SONY keine 7 - Segment LEDs sondern eine 7 - Segment VFD (Vacuum Fluorescent Display) Anzeigeeinheit von FUTABA. Hier das Modell 5LT-64.

 


 

3.6     THE SHARPER IMAGE Sound Soother2 SM220 (ca. 1986 / 87)

 

 

 

 

Dieses von der US Firma "The Sharper Image" unter dem Namen Sound Soother 2 (Klang Beruhiger) vertriebene Gerät wurde in Hong Kong produziert und repräsentierte einen völlig neuartigen Typus von Uhrenradios.

Es enthielt nämlich nicht nur ein auf MW und UKW durchstimmbares Radio mit Weckfunktion sondern auch einen Geräuschgenerator, dessen Klangbild und Lautstärke mit Hilfe der Knöpfe "Soother Mode" und "Soother Volume" in 4 Stufen verstellt und in der Lautstärke variiert werden konnte: Wave, Light Rain, Heavy Rain und Waterfall. Besonders eindrucksvoll ist die Stellung Wave, in dem man ein auf- und abschwellendes Rauschen hört, das eine frapante Ähnlichkeit mit Meeresrauschen hat.

Umschaltbar von Radio- auf Sootherbetrieb (Beruhiger). Im Sootherbetrieb kann man zwischen 4 verschiedenen Geräuschtypen wählen: Welle (in Lautstärke und Frequenzspektrum moduliertes Rauschen), Leichter Regen, Starker Regen und Wasserfall. In den letzten 3 Modi wird das Rauschen nicht moduliert, sondern nur das Frequenzspektrum geändert.

Das Gerät arbeitet mit folgenden ICs: Dem AM/FM - Empfängerbaustein TDA1083, dem Uhren-und Displaytreiber LM8560 und dem 4-fach Operationsverstärker CA324 (≈ LM324) als Geräuschgenerator. Alle anderen Aufgaben werde mit Transistoren gelöst. Die 2 im Gehäusedeckel eingebauten Lautsprecher erzeugen eine überraschende Klangfülle.

Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen GRUNDIG und SIEMENS Uhrenradios verwendet der Sound Soother 2 ein grünes SANYO  7-Segment LED - Display mit der Kennung BB- 94HB.

 

Das Konzept des Uhrenradios mit Geräuschgenerator war übrigens so erfolgreich, dass The Sharper Image auch heute noch (ca. 35 Jahre nach dem Erscheinen des Sound Soother 2)  ein Uhrenradio unter dem Namen: "Sound Soother White Noise Machine" anbietet. Natürlich wurde in der Zwischenzeit die Anzahl wählbarer Geräuscherlebnisse erweitert: Anstelle der ursprünglichen 4 hat man jetzt 20 Tonaufnahmen zur Verfügung. Wohlgemerkt: TONAUFNAHMEN! Inzwischen ist man nämlich nicht mehr genötigt mit einem einfachen Rauschgenerator zu arbeiten. Das Speichervolumen moderner ICs ist so gewaltig, dass man alles vom Meeresrauschen mit Mövengeschrei bis zu den Geräuschen einer Vogelvoliere über jeweils 30 Sekunden in der Natur aufnehmen kann.

Hat man zum Aufwecken (oder auch Einschlafen) eine bestimmte Geräuschkullisse ausgewählt, so wird diese Aufnahme zyklisch immer wieder abgespielt, wobei die Wiederholung wegen des relativ langen Zeitraums überhaupt nicht auffällt. 

 

4    Epilog

Wie man sieht, haben die Uhrenradios / Radiowecker eine rasante Entwicklung durchlaufen - von der Kaminuhr bis zum Radiowecker mit Wellenrauschen und Möwengeschrei. Natürlich konnte ich hier nicht alle Modelle zeigen, hoffe aber trotzdem, einen unterhaltsamen Einblick in diese Gerätefamilie gewährt zu haben. 

Kürzlich fragte mich ein Freund, ob ich nicht sein "Weckradio" haben möchte. Zitat: "Er schaut da nicht durch". Natürlich konnte ich nicht NEIN sagen. Einige Tage später erhielt ich ein schweres Paket mit einem "Caruso V1.0 Multi Source Hifi Komplettsystem" aus dem Jahr 2009 des Herstellers T+A mit Firmensitz in 32052 Herford.

 

 

 

Dieses Gerät kann alles, wirklich ALLES. Es verfügt über ein UKW - Radio mit RDS-Stationsnamen- und Radiotext-Anzeige , einen iPod- / iPad-  Port, USB2.0 Anschluss, einen DVD - Player, LAN und W-LAN Empfangsmöglichkeiten und einen Streaming Client. Man kann auch DVDs abspielen und auf einem externen Monitor anschauen.

Sebstverständlich kann man sich wahlweise durch das Radio oder eine CD wecken lassen.

Dieses wunderbare Exemplar moderner deutscher Ingenieurkunst kann eben alles. Die Bedienungsanleitung umfasst 55 Seiten! Die alten Radiowecker sind mir lieber.

Mit freundlichen Grüßen,

Harald Giese

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