ingelen: ZF Bandfilter

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ID: 414259
ingelen: ZF Bandfilter 
22.Feb.17 12:47
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die ZF Bandfilter des Ingelen 540W weisen folgende Besonderheiten auf:

  • Die Kerne sind fixiert und können nicht verdreht werden. Beim Versuch, sie zu verstellen, zerbrechen diese.
  • Die ZF Spulen sind alle etwas unterschiedlich bezüglich der Drahtsorte und der Abmessungen.
  • Die Kapazitäten der ZF Filter sind folglich auch unterschiedlich.

Die Werte der Kondensatoren finden sich (nur) in einem Originalschaltbild von Ingelen. Zusätzlich sind sie in einem korrigierten ART Schaltbild eingetragen.

MfG DR

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ingelen: ZF Bandfilter Abgleich 
17.Mar.17 16:46
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Ingelen schreibt in der Abgleichanweisung:

  • "Die Spulen können nicht abgeglichen werden, weil die Kerne festgeklebt sind".

Es gibt aber immer wieder "Spezialisten", die es trotzdem versuchen und die Kerne samt Bandfilter ruinieren.

Die ZF-Bandfilter haben als Mittenfrequenz 128,5 kHz. Das ist eine relativ niedrige ZF Frequenz, die sonst früher (bis ca. 1932) für eisenlose Spulen üblich war. (Wie z.B. beim Staßfurt Imperial 5W, ZF-Bandfilter)  Der Ingelen 540W hat jedoch Spulen mit Eisenpulver-Kernen.

Die beiden ZF-Filter haben einen unterschiedlichen Aufbau.

Das erste ZF-BF (Anode der ECH11) ist gemäß Abb. 196. aufgebaut und kann den Abstand zwischen den beiden Spulen (mechanisch) ändern. (Spulen-Fahrstuhl) Dies dient der Bandbreiten-Regelung des Gerätes.

Das zweite ZF-BF (Anode EBF11) ist gemäß Abb. 196. aufgebaut. Der Abstand der Spulen ist da größer. Es hat eine geringere Kopplung zwischen den Kreisen, auch deshalb, weil die Kerne nicht in einer Linie liegen. Die Durchlaßkurve des 2. ZF-BF ist folglich "unterkritisch", also mit einem Maximum genau auf der ZF-Frequenz.

Anders ist es beim 1. ZF-BF. Dieses ist - abhängig von der Stellung des Spulen-Fahrstuhls - immer mehr oder weniger stark überkritisch gekoppelt.

Die Kettenschaltung beider Durchlaßkurven ergibt somit eine einstellbare veränderliche Bandbreite.

   

Links: Stellung "schmal"; Rechts: Stellung "breit"

Der Verlauf der Durchlaßkurven gibt einen Hinweis darauf, weshalb die Bandfilter einen unterschiedlichen Aufbau haben.

  • Das 2. ZF-BF ergibt einen schmalen Durchlaßbereich, der hier noch in dem Maximum bei der ZF-Frequenz ekennbar ist. 
    Das hat nämlich den Vorteil, daß dadurch mit Hilfe des magischen Auges der Sender genau auf die Trägerfrequenz abgestimmt werden kann.
  • Das 2. ZF-BF ist (aufgrund seiner überkritischen Kopplung) zweihöckrig. Dadurch wird resultieren die Gesamt-Durchlaßkurve (des Empfängers) zwischen den beiden äußeren Höckern "aufgefüllt".

Offen bleibt die Frage, weshalb bei so "späten" Geräten noch eine ZF-Frequenz von nur 128,5 kHz verwendet wurde. Eine Antwort dazu könnte die Senderskala des Gerätes geben.

Auf der Sala unten sind die "Gemeinschafts-Wellen" mit dem Zeichen Ø bezeichnet.

"Gemeinschafts-Wellen" stehen im Gegensatz zu "Exclusiv-Wellen".

Im Unterschied zu "Gleich-Wellen", wo das gleiche Programm über verschiedene, mit einander synchronisierte Sender abgestrahlt werden, laufen auf "Gemeinschafts-Wellen" unterschiedliche Programme von mit einander nicht synchronisierten Sendern, deren Frequenz-Differenzen der Träger dann zu Pfeiftönen führen. (In der Zeit nach dem WW2 gab es aufgrund der Überfüllung des MW Bandes dort nur Gemeinschatfts-Wellen - und nach Einbruch der Dämmerung ein entsprechendes "Wellen-Chaos".)

Wie aus der Skala des Ingelen 540W zu erkennen ist, gab es 1938 / 1940 noch zahlreiche "Excklusiv-Wellen", die dann (mehr oder weniger) störungsfrei empfangbar waren.

Für Exclusiv-Wellen, wie auch für Orts-Sender, macht aber dann eine große Bandbreite des Empfängers Sinn. Zu dieser Zeit gab es von anderen Firmen auch spezielle Empfänger, die besonders für "Musikfreunde" konzipiert waren. Diese Geräte waren nicht auf große Empfindlichkeit dimensioniert, sondern auf "HiFi" Wiedergabe, soweit es damals über Mittelwelle möglich war.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus einer niedrigen ZF-Frequenz einerseits und einer großen Bandbreite andererseits?

Einen Hinweis dazu gibt die Durchlaßkurve eines Schwingkreises.

Ähnlich wie beim Schwingkreis gilt auch beim Bandfilter, daß die Güte Q um so geringer sein muß, je kleiner die Mittenfrequenz ist. Ein Schwingkreis auf 128,5 kHz hat bei gleicher Bandbreite BW wie ein Schwingkreis auf 468 kHz eine um den Faktor 468/128,5 = 3,64 geringere Güte. Eine geringere Güte ergibt aber dann auch eine geringere Resonanzüberhöhung und damit eine geringere Stufen-Verstärkung, wie Fig. 30 zeigt. 

Beim 540W wurde versucht, die geringe Stufenverstärkung durch eine recht hochohmige Dimensionierung (L/C groß) der ZF-Kreise etwas zu kompensieren. Allerdings wird der Draht der ZF-Spulen dadurch länger (mehr Windungen) und, da der Draht ziemlich dünn ist, steigt der Verlustwiderstand der Spulen. Das vermindert wiederum die Kreisgüte. Einen zusätzlichen Hinweis ergibt auch der 2 MΩ Belastungswiderstand im ersten ZF-BF. Auch der vermindert die Kreisgüte. 

In Fig. 30 ist die Güte mit Q = ωL/R angegeben (Rechenvorschrift). Q = f0/BW ist dagegen die Meßvorschrift für die Güte.

Wenn der 540W für "Qualitäts-Empfang" (und nicht für Fern-Empfang) ausgelegt ist, genügt folgliche eine geringere Empfindlichkeit des Gerätes. Ein solches Gerät benötigt dann auch eine Außenantenne. Auch das ist wiederum besser für den Qualitätsempfang, weil mit Außenantenne die "örtlichen Störungen" geringer werden.

MfG DR

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