• Jahr
  • 1933/1934
  • Kategorie
  • Rundfunkempfänger (Radio - oder Tuner nach WW2)
  • Radiomuseum.org ID
  • 10254

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 Technische Daten

  • Anzahl Röhren
  • 6
  • Hauptprinzip
  • Superhet allgemein; ZF/IF 128 kHz
  • Anzahl Kreise
  • 7 Kreis(e) AM
  • Wellenbereiche
  • Langwelle, Mittelwelle (LW+MW).
  • Betriebsart / Volt
  • Wechselstromspeisung / 110-220 Volt
  • Lautsprecher
  • Dynamischer LS, mit Erregerspule (elektrodynamisch)
  • Material
  • Gerät mit Holzgehäuse
  • von Radiomuseum.org
  • Modell: FSW - Radione RADIO Nikolaus Eltz;
  • Form
  • Tischgerät, Hochformat (höher als quadratisch, schlicht, keine Kathedrale).
  • Bemerkung
  • ZF128,5;Abst.Anz. Fadingfreier Großsuper
  • Originalpreis
  • 620.00 ATS
  • Datenherkunft extern
  • E. Erb 3-907007-36-0
  • Datenherkunft
  • Radiokatalog Band 2, Ernst Erb
  • Schaltungsnachweis
  • Lange + Schenk
  • Bildnachweis
  • Das Modell ist im «Radiokatalog» (Erb) abgebildet.

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Forumsbeiträge zum Modell: Radione RADIO: FSW

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Radione „Fünfröhren Fadingfreier Großsuper“ Typ FSW von 1933/34

(Die Bilder werden duch Anklicken vergrößert)

Diejenigen Leser, die beim Namen „Radione“ hofften, einen weiteren Artikel über die begehrten Radione Super R2 oder R3 aus den 1940er Jahren zu lesen, muss ich enttäuschen. Radione hat auch vor dem Krieg schon Radios gebaut und gehörte zu den ersten österreichischen Radiopionieren.

Der Radione FSW (Bild 1) gehört, wie seine werbewirksame Bezeichnung schon sagt, zu den frühen Supern mit Fadingregelung. Er kam 1933/34 auf den Markt (Bild 2) und hatte bei Radione schon einen Vorläufer, den Universal-Super USW von 1932/33 gehabt, der auch 1933/34 mit einer stärkeren Endröhre erneut angeboten wurde.

Der FSW hat die Röhren-bestückung E424N (REN 904) Oszillator, 2 x E447 (RENS 1294) Mischung und Zf-Verstärker, E444 (= RENS 1254) Demodulator und Nf-Verstärker und E 453 (=RENS 1374 B5+1) Endpentode sowie 1561 (=RGN 2004) Zweiweggleichrichter. In den Schaltbildern wird oft die Philipsröhren-Bestückung angegeben, aber in Österreich wurden oft auch SATOR-Röhren verwendet, die ich in meinem Gerät bis auf eine Röhre auch vorfand. Interessant ist, dass hier die Röhren von der Firma SATOR mit einem Extrapin (Bild 3, Z = Zusatzpin) im Sockel verwendet werden können, die es nur kurze Zeit gab. Die äquivalente SATOR-Bestückung lautet dann NU 4, 2 x NVS 43, NDS 42, NE 43, GL4/1D spezial. Die NDS 42 war durch eine Philips E 444 ersetzt. Leider trägt das Gerät keine Angaben über den Röhrensatz, man muss selbst herausfinden, wo welche Röhre steckt. Die beiden Hf-Pentoden sind zusätzlich mit Blechhauben abgeschirmt. Bei allen SATOR Röhren war die Zinkabschirmung leider abgeblättert, die Bestempelung aber rudimentär noch lesbar.

Das Gehäuse ist offensichtlich nach dem Bauhaus Stil gestaltet. Im Gegensatz zu den Vorjahresgeräten, die nur ein kleines Skalenfenster hatten, wird hier die Skala mit Sendernamen komplett in einem Fenster gezeigt und davor bewegt sich ein Skalenzeiger. Im oberen Teil der Skala ist ein Feldstärkeinstrument angebracht, das in der Anodenleitung der Mischröhre liegt. Es wird hier noch bedrucktes Celluloid benutzt, im Jahr danach hatte der Nachfolger schon eine Glasskala. Beide Hf-Röhren werden von der gleichgerichteten Hf-Spannung der Diodenstrecke der E444 geregelt und ein Feldstärke-Instrument im oberen Teil der Skala schlägt entsprechend aus. Die Skala war leider etwas verblasst, besonders die roten Töne und war, wie bei Celluloid so oft, geschrumpft und hatte sich verzogen.

Bevor ich aber zur Restaurierung des Gerätes komme, möchte ich ein wenig auf den Hintergrund des Rundfunks in Österreich und der Firma Radione eingehen.

Rundfunk in Österreich [1] [2]

Der öffentliche Unterhaltungsrundfunk startete in Österreich am 1. Oktober 1924. Die Vorgeschichte war ähnlich wie die deutsche Vorgeschichte des Rundfunks. Ebenso hatte es vielfältige Bedenken gegen das neue Medium gegeben, wie Verletzung des Telegraphengeheimnis, finanzielle Probleme, politische Beeinflussung durch das Radio etc. Auch Österreich hatte unter einer Inflation zu leiden. Der Staat musste sparen.

Wichtiger Protagonist bei der Entstehung des österreichischen Rundfunks war Oskar Czeija. Sein Vater war Mitbegründer der bekannten elektrotechnischen Firma Czeija, Nissl & Co., hatte sich aber 17 Jahre zuvor aus der Firma zurückgezogen.

Seit 1922 versuchten mehrere Gruppen in Österreich eine Konzession für den Rundfunk zu erhalten. Wie in Deutschland waren es auf der einen Seite elektrotechnische Unternehmen, die sich Profite durch den Absatz von Radiogeräten versprachen und auf der anderen Seite Privatleute, die eher die Idee eines Rundfunks, der Kultur und Erziehung ins Volk bringt vertraten. Zur Gruppe von Czeija gehörten damals bekannte Personen wie Ing. Eduard Schrack, Prof. Dr. Robert Ettenreich und Dr. Leopold Richtera, alles Personen, die mit der Funktechnik gut vertraut waren.

Ab 1.April 1923 durfte die Firmengruppe um die Telegraphenfabrik Czeija, Nissl & Co. einen Versuchssender unter dem Namen „Radio Hekaphon“ betreiben. Da die österreichische Regierung aber lieber einen privaten Betreiber des Rundfunks bevorzugte, erhielt auch Oskar Czeija im Laufe des Jahres 1924 die Möglichkeit mit einem alten Heeressender Versuchsendungen zu beginnen.

Am 1.10.1924 ging die am Tag vorher konstituierte „Österreichische Radio-Verkehrs AG“ (RAVAG) mit 350 Watt auf Welle 530 m (566 kHz) auf Sendung. Darüber hinaus gab es aufgrund der Größe Österreichs und der Bevölkerungszahl im Gegensatz zu Deutschland keine weiteren konzessionierten Rundfunkgesellschaften. Wie in Deutschland waren die Aktionäre auf Privatpersonen, Banken, Staat und Radioindustrie verteilt. Ein „Vollbeirat“ kontrollierte das Programm, das politisch neutral sein sollte. Leitender Direktor war Oskar Czeija. Die Rundfunkgebühr betrug im Oktober noch 10.000 Kronen, ab Dezember 1924 nach Umstellung der Währung dann 1 Schilling.

Anfang der 1930er, als unser Radione FSW entstand, war die Leistung des Wiener Senders auf 15 kW verstärkt worden und im Mai 1933 ging der Grosssender Bisamberg bei Wien mit 100 kW auf Sendung. Die Hörerzahl war auf 500.000 angewachsen (Deutschland 1933/34: 5 Mio. Hörer). Man sieht im Vergleich zu Deutschland, dass die Finanzierung der RAVAG aufgrund der geringeren Hörerzahl nicht leicht war. Erst im Juni 1928 war ein zweiter Sender in Linz in Betrieb genommen worden. Aufgrund der gebirgigen Geografie und knappen Finanzen war die umfassende Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit eigenem Rundfunk schwierig. Anfang der 1930er Jahre wurde die politische Situation aufgrund der Weltwirtschaftskrise auch in Österreich kritisch. Kanzler Dollfuß versuchte die Krise durch Einführung eines autoritären Systems und zunehmenden Einfluss auf den Rundfunk in den Griff zu bekommen. Die Sozialdemokraten, die ausgeschlossen wurden, versuchten durch einen „Hörerstreik“ wieder Einfluss zu bekommen und verteilten Flugblätter mit der Aufforderung den Rundfunkbeitrag zu kündigen. Das konnte damals nur zum jeweiligen Jahresende geschehen. Tatsächlich kann der Abgang aber durch verschärftes Vorgehen gegen Schwarzhörer im neuen Jahr wieder wettgemacht werden. Am 1. Mai 1934 wurde Österreich auch formal zur Diktatur und im Juli 1934 versuchten Nationalsozialisten zu putschen. Sie stürmten auch den Rundfunk und lassen die Nachricht verbreiten, Kanzler Dollfuß sei zurückgetreten. Der Rundfunk verlegte sein Studio nach Linz und die Meldung wird widerrufen. Kanzler Dollfuß wird in seinem Arbeitszimmer erschossen und ihm folgt Kurt Schuschnigg. In diesen unruhigen Zeiten wurde also unser Radione FSW auf den Markt gebracht.  

Die Firma Radione [3] [4]

Trotz des kleineren Marktes entwickelten sich in Österreich eine Reihe von beständigen Radiofirmen, die hochwertige Geräte für das Inland und den Export produzierten. Bekannte Namen sind u.a. Czeija, Nissl & Co, Eumig, Horny, Ingelen, Kapsch, Minerva und Zerdik.  Dazu kommen noch Niederlassungen ausländischer Firmen wie z.B. Telefunken, Philips und Siemens.

Radione wurde im November 1924 von Dipl.-Ing. Nikolaus von Eltz und seinem Bruder Theodor von Eltz gegründet. Der Markenname Radione rührt von den Anfangsbuchstaben Radio Nikolaus Eltz her. Zu Beginn der 1920er Jahre baute Radione typische Pultgeräte, später dann teils aufwendige Superhet und Neutrodynschaltungen. Ab 1926 kam Ing. Georg Jobst zum Entwicklerteam hinzu. Ab 1928 entwickelte Radione Netzgeräte, vor allem Gleichstromnetzgeräte, da in Wien noch Gleichstrom weit verbreitet war. Bis ca. 1932 waren die Geräte in mehr oder weniger schmucklosen Holz oder Metalltruhen untergebracht und ab 1932 erscheinen Lautsprecher-Radiokombinationen mit Superhet-Schaltung in gestalteten Holzgehäusen von Radione. Radione baute Dreikreis- Geradeausempfänger und Superhets, bekannt und sehr selten ist der motorgesteuerter Superhet „Autoselect“ von 1936/37. Die Geräte tragen alle Typenschilder „Ing. Nikolaus Eltz“.

Berühmt wurde die Firma unter Sammlern durch die Geräteserie in den 1940er Jahren R1 bis R3, hochwertige stahlröhrenbestückte Kofferempfänger für LW, MW und KW für alle Netze und Autobatterie, die auch von der deutschen Wehrmacht benutzt wurden.

1977 wurde die Firma mehrfach verkauft und kurz danach aufgelöst.

SATOR und Tungsram [5] [6] [7] [8]

Wie bereits erwähnt, ist der Radione FSW offensichtlich auch mit Röhren der Marke SATOR aus der Produktion der „Elektrische Glühlampenfabrik Johann Kremenezky AG“ in Wien bestückt worden. Diese AG ist durch Verschmelzung aus der Einzelfirma „Johann Kremenezky“ und der „Watt AG“ am 15.3.1931 entstanden. Johann Kremenezky war seit 1900 als Glühlampenproduzent mit seiner eigenen Firma tätig, nachdem er bereits seit 1883 an verschiedenen Elektrotechnischen Firmen beteiligt und angestellt war [5]. Ab 1924 baute Kremenezky auch Röhren.

Die „Elektrische Glühlampenfabrik Watt AG“ ging aus einem Familienunternehmen hervor, das nach Umwandlung in eine AG 1917 in den Mehrheitsbesitz der ungarischen Firma Vereinigte Glühlampen- und Electrizitäts AG (Egyesult Izzolampa es Villamossagi Rt., Marke Tungsram) überging, die hauptsächlich von der Familie Egger kontrolliert wurde.

Diese neue „Elektrische Glühlampenfabrik Johann Kremenezky AG“ war also Bestandteil des Tungsram Konzerns. Ihre Produkte wurden unter dem Markennamen „SATOR“ vertrieben. Hierzu gehörten nicht nur Röhren, sondern auch andere Radiobauteile wie z.B. Kondensatoren, Widerstände, Potenziometer etc.. Johann Kremenezky blieb bis zu seinem Tod 1934 Vorstandsmitglied.

Die Wurzeln von Tungsram gehen zurück bis zum 1. August 1896, wo die Firma Egyesult Izzolampa es Villamossagi Rt. als Gemeinschaftsunternehmen der Brüder Eggert und der Ungarischen Commerzialbank in Pest gegründet wurde. Unternehmenszweck war die Produktion von Glühlampen. Ab 1909 nutzt sie den Markennamen „Tungsram“, unter dem ich sie hier auch weiter bezeichnen möchte. Bela Eggert hatte bereits 1862 eine „Mechanische Werkstätte und Telegraphenbauanstalt“ in Wien gegründet, die Telegraphen und Telefonzubehör produzierte und weniger Jahre später auch Filialen in Budapest etablierte. 1882 wird die Firma eine Aktiengesellschaft und Johann Kremenezky wird als Ingenieur und Teilhaber in den Papieren erwähnt, verlässt aber die Firma nach einem Jahr und gründet sein eigenes Unternehmen zur Produktion von elektrotechnischen Produkten [8]. Diese Firma geht schließlich an die Österreichischen Schuckert-Werke über und Kremenezky macht sich mit dem Bereich Glühlampenfertigung wie oben erwähnt am 31.3.1900 selbstständig.

Tungsram produzierte seit 1922 auch Radioröhren und wurde zu einem großen Lampen- und Elektronenröhrenproduzenten mit Niederlassungen in vielen europäischen Ländern. 1922 modernisierte Tungsram seine Glühlampenproduktion mit Hilfe von Lizenzen der International General Electric Co. (IGEC). Diese übernahm auch Aktienanteile der Tungsram. Im hier betrachteten Zeitraum 1934 unseres Radione FSW produzierte Tungsram 15,67 Mio Glühlampen und 2,34 Mio Radioröhren, hatte aber trotzdem in Europa einen Marktanteil von weniger als 3 %. Die Firma hatte sich stets gegen die großen Patentinhaber Telefunken und Philips zu verteidigen, schaffte es aber immer auch die Gemeinschaftsröhrentypen zu entwickeln und zu liefern, die in der Bezeichnung ein „T“ vorneweg trugen, also z.B. TAF7 statt AF7.

Die Marke SATOR war also ein Bestandteil des Tungsram Konzerns (Bild 4), hatte aber eine eigenständige Nomenklatur für die Röhrenbezeichnungen über die Einführung der Einheitsbezeichnungen hinaus. Die Röhren wurden in Deutschland nicht verkauft und sind daher dort nicht sehr häufig.

Die im Radione FSW verwendeten SATOR-Röhren haben folgende Bezeichnungen und Eigenschaften [6]:

NVS 43 = Netzröhre, Variable Schirmgitterröhre, 4 Volt Heizspannung, 3 Gitter = Pentode entspricht Telefunken RENS 1294, Philips E447

NU 4 = Netzröhre, Universalröhre (Triode), 4 Volt Heizspannung entspricht Telefunken REN 904, Philips E424N

NDS 42 = Netzröhre, DS = Schirmgitter-Binode, 4 Volt Heizspannung, 2 Gitter = Tetrode entspricht Telefunken RENS 1254, Philips E444

NE 43 = Netzröhre, E = Endröhre, 4 Volt Heizspannung, 3 Gitter = Pentode entspricht Telefunken RENS 1374 B5+1, Philips E453 B5+1

Die NE 43 ist also im Ersatz problematisch, da sie keinen Seitenanschluss hat wie die RENS 1374d, sondern einen sechsten Extrastift und der Radione FSW keine Möglichkeit hat einen Seitenanschluss anzuschließen. (Bild 3)

Diese Extrabuchse haben alle Fassungen des Gerätes bis auf Gleichrichter und Binode-Tetrode, die einen Hexodensockel hat. SATOR-Röhren und auch einige Philips Röhren hatten für kurze Zeit das Bremsgitter der Pentoden extra an einem zusätzlichen Pin herausgeführt, statt wie bei allen anderen Firmen üblich innerhalb der Röhre eine Verbindung mit der Kathode herzustellen. Was die Firma mit diesem Spezialweg bezweckte, kann nur spekuliert werden. Es sollte dem Konstrukteur vermutlich die Möglichkeit geben, das Bremsgitter zur Mischung im Überlagererteil des Superhets zu verwenden oder bei der Endpentode die Seitenschraube für das Schirmgitter vermeiden [7]. Es gibt Endröhren mit solchen Sockeln von Philips und auch von Telefunken als RENS1374 gestempelt, offensichtlich speziell für den österreichischen Raum aber auch in Australien soll es solche Röhren gegeben haben.

Im Radione FSW hat man zwar überall den Europasockel B5+1 eingebaut, aber von den erweiterten Schaltungsmöglichkeiten keinen Gebrauch gemacht, da der fünfte Pin außer bei der Endröhre stets mit der Kathode verbunden ist. Siehe auch Schaltbild.

Restaurierung des Radione FSW

Wie oben schon erwähnt arbeitet das Gerät in der Mischstufe nur mit einer normalen Regelpentode, die von einem separaten Oszillator auf Basis einer Triode gespeist wird.  Zumindest hat man also dem Gerät einen stabilen Oszillator gegönnt, ihm aber trotzdem keinen Kurzwellenbereich gegeben. Telefunken brachte seine Hexoden zwar Mitte 1933 heraus, aber Radione blieb offensichtlich bei den wohl günstigeren Pentoden von Philips oder SATOR, obwohl beide Firmen auch 1933 Hexoden herausbrachten (E448, E449, NSS44, NSS45). Der höhere Bedarf an Regelspannung schien die Konstrukteure nicht zu stören [9] obwohl „Fadingregelung“ im „Funk Magazin (Wien)“ [10] 1933 ein Topthema war und das Gerät auch mit einem Anzeigeinstrument ausgerüstet wurde. Betrachtet man die Sendertabelle der Aprilausgabe von [10] verwundert das nicht. In der Liste vom 1.4.1933 (Bild 6) sieht man die neuen „Großsender“ mit Leistungen von 60 bis zu 120 kW, eine Gruppe von Sendern mit Leistungen im unteren zweistelligen kW Bereich, aber auch Sender mit Leistungen von weniger als 1 kW. Ein Gerät mit automatischer Lautstärkeregelung und hoher Trennschärfe war schon erstrebenswert, sofern man es sich leisten konnte.

In der Saison 1934/35 verwendete Radione für das Nachfolgegerät dann die neue Mischoktode AK1.

Optisch war das Chassis des Gerätes in gutem Zustand (Bild 7,8), was eine Restaurierung problematisch macht, wenn man das Gerät in Betrieb nehmen möchte. Jede Arbeit im Gerät verschlechtert so nur den Originalzustand. Andererseits möchte ich die Leistungsfähigkeit dieses frühen Superhet ausprobieren. Jede Änderung sollte also auf jeden Fall reversibel oder unsichtbar sein.

Erster Schritt ist die Überprüfung von Transformator, die Messung der allgemeinen Stromaufnahme des Chassis und Prüfung der Feld- und Lautsprecherspule. Das Gerät wurde ohne Röhren an 220 V≈ über einem Stell-Trenntrafo angeschlossen, die Skalenbeleuchtung funktionierte und der Transformator nahm keinen nennenswerten Strom auf, also keine Kurzschlusswicklungen. Die Feldspule zeigte 2,2 kΩ und der Ausgangsübertrager 860 Ω.

Die optische Kontrolle zeigte nur etwas ausgetretenen Teer an einem Blockkondensator. Das Chassis ist aus schwarz lackiertem Eisenblech hergestellt und weist keine Korrosion auf. Dem Netzteilkondensator, laut Schaltung aus Lange-Nowisch 6µF und 4µF, war ein Elektrolytkondensator, der an der Seitenwand befestigt war, parallelgeschaltet worden.

Diesen Elko habe ich entfernt und habe nun über ein geregeltes Netzteil Gleichspannung zum Testen des Allgemeinzustandes angelegt. Dazu musste erst einmal die Feldwicklung und der Ausgangsübertrager angeschlossen werden. Das Anschlusskabel war bereits von einem Vorgänger abgelötet worden. Der Zustand des vieradrigen Kabels war noch sehr gut und die Farben frisch wie am ersten Tag.

Die Stromaufnahme betrug fast 40 mA ohne Röhren. Hauptverdächtige in so einem Fall sind die Netzteilkondensatoren. Hier ist es ein großer Blockkondensator mit zwei separaten Kondensator-Wickel. Der erste Kondensator nahm zwar keinen Strom auf, hatte aber auch keine nennenswerte Kapazität mehr. Der zweite Kondensator hatte einen Isolationsfehler und war für den erhöhten Strom verantwortlich und wurde einseitig abgelötet. Beiden Kondensatoren wurden je 10 µF Elektrolytkondensatoren parallelgeschaltet, da der Block noch optisch in sehr gutem Zustand war. Wäre er aufgeplatzt, hätte ich ihn innen erneuert. So habe ich die beiden Kondensatoren reversibel außen parallelgeschaltet und da sie heutzutage sehr klein sind, sieht man sie kaum. Die Stromaufnahme des Gerätes ohne Röhrenheizung lag nun bei 15 mA, was akzeptabel ist. Der Koppelkondensator zur Endröhre war sogar auch noch in Ordnung.

Nun konnte das Gerät mit Röhren an einem Regel-Trenntrafo langsam auf 220 V ≈ hochgefahren werden und….es spielte auf Anhieb! Außer einigen Kontaktfehlern im Wellenschalter, der mit Tunerspray und feinem Schmirgelleinen Körnung 600 gereinigt werden musste, und einen etwas klemmenden Netzschalter hatte das Gerät keine weiteren Fehler und das nach 90 Jahren! Es ist empfindlich, die Sender lassen sich scharf einstellen und das Feldstärkeinstrument reagiert empfindlich. Durch die geringe Zwischenfrequenz von 128,5 kHz beobachtet man bei starken Sendern im Mittelwellenbereich leisen Spiegelfrequenz-Empfang.  Nach der alten Regel. „Never touch a running system“ beließ ich es dabei, und war froh ein so gut erhaltenes Gerät nicht weiter bearbeiten zu müssen.

Der Netzschalter ist eine offene Bauform, die mit Tunerspray und etwas WD 40 gut gereinigt und funktionsfähig gemacht werden konnte. Er ist mit dem Tonhöhenregler verbunden (mittlerer Knopf unten). Die Primärwicklung des Lautsprecherübertragers wird mit einem 50 kΩ Potenziometer und 30 nF Kondensator überbrückt. Das Potenziometer liegt an der Anodenspannung und es wurde eine Bauart verwendet, dessen Achse nicht isoliert ist, daher liegen 220 V Anodenspannung an der Achse! Vorsicht, immer einen gut isolierten Bedienknopf verwenden.

Skala und Messinstrument (Bild 9)

Wie oben erwähnt besteht die Skala aus bedrucktem Celluloid, das leider wie so oft im Laufe der Jahre geschrumpft ist und sich verbogen hat. Die Skala ist bereits nach dem Luzerner Wellenplan, der ab 14. Januar 1934 galt, beschriftet (Bild 10). Die Celluloidscheibe hatte sich durch die Schrumpfung aus den Befestigungsnieten gerissen und war so wellig geworden, dass der Zeiger des Messinstrumentes oben sich nicht mehr frei bewegen konnte. Ich fixierte die Skala mit einigen Tropfen Schmelzkleber wieder am Metallrahmen. Die Lager des Messinstrumentes reinigte ich mit einem feinen Pinsel und Waschbenzin und gab einen Tropfen Uhrenöl auf die Lager. Es ist ein Dreheiseninstrument, dem ein 2 kΩ Widerstand parallelgeschaltet ist. Im Ruhezustand ist es auf Rechtsanschlag. Je schwächer der Sender, desto geringer die gleichgerichtete negative Hf-Spannung und desto höher der Anodenstrom der ersten Mischröhre, daher ist links „Schwach“ und rechts „stark“. Die Skala für das Messinstrument ist halbkreisförmig mit roter Farbe auf das Celluloid gedruckt, aber leider stark verblasst. Mein Gerät hat die Seriennummer 1196, andere im radiomuseum.org abgebildete Geräte scheinen kein Messinstrument zu haben. Im Schaltbild ist aber eines eingezeichnet.

Gehäuse

Das Gehäuse hat Wohnzimmerqualität, lediglich der Lack war etwas rissig geworden und am Skalenrahmen fehlte eine Ecke (Bild 11). Da das Gerät so gut erhalten war, packte mich der Ehrgeiz diese Ecke des Skalenrahmens zu ergänzen. Da der Rahmen nicht symmetrisch ist, konnte ich keine Silikonform von der anderen Seite herstellen, um dann die Bruchstelle mit gefärbtem Epoxidharz zu ergänzen.

Ich stellte mir erst eine Pappschablone der intakten Rundung her. Wenn man diese umdreht, erhält man die Rundung der rechten Seite. Außerdem stellte ich einen Abdruck der intakten Seite mit Knetgummi her und nutzte diesen zur Orientierung für die Reparatur der Fehlstelle mit Parafinwachs. Mit einem feinen Spachtel brachte ich immer wieder Wachstropfen auf, bis die Rundung der Schablone entsprach (Bild 12). Dadurch hat man etwas mehr Zeit und Ruhe, als wenn man direkt mit einer epoxidbasierten Spachtelmasse versucht die Rundung nachzubilden. Die Blende befestigte ich auf einer entsprechend ausgeschnittenen Pappe, sodass ich von der Wachsnachbildung einen Silikonabguss machen konnte (Bild 13, 14). Der Skalenrahmen wurde wieder aus der Pappe herausgenommen und umgekehrt auf die Form gelegt und die Form mit braun gefärbtem Epoxidharz gefüllt (Bild 15). Der erste Guss war zu dunkel, so dass ich das Ergebnis mit der Minidrill wieder abfräsen musste. Leider lässt sich die Oberfläche der Paraffinwachsnachbildung nicht so hochglänzend polieren wie die Bakelitoberfläche, daher ist der Silikonabguss an der Fehlstelle etwas matter und damit auch der Epoxidabguss. Ich verwendete zur Stabilisierung und Vermeidung von Schrumpf 50 % Quarzmehl und selbst mit feinen Politurmitteln erreicht man beim Epoxidharz nachträglich nicht den gleichen Glanz. Man braucht schon eine Silikonform mit der entsprechenden glänzenden Oberfläche, dann wird sie gut nachgebildet. Da auch beim zweiten Abguss der Farbton nicht genau getroffen wurde, wurde die Fehlstelle mit Möbel Lasurlack „Nussbaum“ retuschiert und mit glänzendem Nitrolack überstrichen. Das Endergebnis ist einigermaßen akzeptabel (Bild 1 oben).

Wie erwähnt, funktioniert das Radio hervorragend und empfindlich. Leider hört man auf dem MW immer mehr Sender-Absagen und auf LW hört man nur noch die Störungen der LED Lampen. Trotzdem ist bei Dunkelheit auf dem MW-Band noch einiges los und tagsüber hilft der „Konzertsender“. Der Radione FSW ist ein schönes Beispiel der frühen Supergeräte, die noch keine standardisierte Schaltung hatten.

Literatur:

[1] Ergert, Viktor, 50 Jahre Rundfunk in Österreich Band I: 1924-1945, Residenz Verlag, Wien 1974.

[2] Pensold, Wolfgang, Zur Geschichte des Rundfunks in Österreich, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2018.

[3] Eine Chronik der Fa. Radione, ER-Handel Heft 4/1965.

[4] www radiomuseum.org.

[5] Lebeth, Thomas, Der österreichische Beitrag zur technischen Entwicklung und industriellen Produktion der Rundfunkröhre, Trauner Verlag, Linz 2011.

[6] Lebeth, Thomas, Röhrenbezeichnungen vor 1934, Teil 2, Die Kenzeichnungssysteme der Marken Trioton, Orion, Sator und Tungsram, Radiobote Heft 9, 2. Jg, Mai-Juni 2007.

[7] Lebeth, Thomas, SATOR Röhren 1933, Museumsbote Nr. 121, Jan/Feb 2004, S. 20-22.

[8] Jeney, Karoly; Gaspar, Ferenc; The History of Tungsram, 1896–1945; Gutenberg Printing House, Ungarn 1990.

[9] Walz, Rüdiger, Restaurierung des Empfängers Sachsenwerk ESWE 346, Funkgeschichte Nr. 260, 2021, S.272-279.

[10] Funk Magazin – Monatschrift für Radioamateure, 1933, Wien.

Abbildungen

Bild 1: Radione FSW nach der Restaurierung

Bild 2: Werbung für den Radione FSW Funk-Magazin Sept. 1933               

Bild 3: SATOR Röhrenfassung mit Extrabuchse, daneben Röhre NE 43 mit SATOR-Sockel

Bild 4: Tungsram / SATOR Werbung Radio-Amateur 2/1936, Wien

Bild 5: Radione FSW Schaltbild (siehe oben)

Bild 6: Sendertabelle Funk-Magazin (Wien) 1.4.1933

Bild 7: Chassis des Radione FSW von oben

Bild 8: Chassis des Radione FSW von unten

Bild 9: Skala mit Messinstrument in Betrieb

Bild 10: Luzerner Wellenplan Änderungen Radio Welt Wien Heft 4, Jan. 1934

Bild 11: Skalenrahmen mit Schaden unten rechts und Schablone

Bild 12: Fehlstelle mit Wachs nachgebildet

Bild 13: Gießkasten aus Knetgummi erstellt

Bild 14: Fertige Silikonform

Bild 15: Silikonform mit Skalenrahmen

Rüdiger Walz, 04.Feb.23

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Änderung in der Spannungsversorgung:

Der Radio ist für 220V~ gebaut.Bei Betrieb mit der heute üblichen höheren Netzspannung von 230 bis 240V~ steigt die Gleichspannung am ersten Siebelko an der Kathode der Netzgleichrichterröhre nach dem Einschalten für ein paar Sekunden (bis Endröhre Strom zieht) auf bis nahezu 500 V-. Nach dem Aufheizen der Röhren sinkt die Spannung hier auf immerhin noch 350 bis 370V-. Um diese hohe Spannung etwas zu reduzieren wurde an der Kathode ein Vorwiderstand von 540 Ohm eingebaut.    ( 2 mal 270 Ohm je 17W) Damit konnte die Gleichspannung am ersten Siebelko sowohl im kalten wie auch im erwärmten Betriebszustand um 30 bis 40V- gesenkt werden. Die gesamte Gleichstromaufnahme betrug jetzt 65 mA (gemessen an der Kathode der Netzgleichrichterröhre)

 

.KALT.

.WARM.

Gleichspannung am ersten Siebelko bei Unetz 230V~ im Originalzustand

470V-

355V-

detto mit Vorwiderstand 540 Ohm

440V-

315V-

Der erste Siebelko hat im Original eine Kapazität von nur 4 µF (höhere Kapazitäten konnte man damals wohl noch schwer realisieren). Dadurch ist ein deutlicher Netzbrumm im LS hörbar. Der Elko (war sowieso defekt) wurde durch eine höhere Kapazität von 47µF/450V ersetzt. Dies lies den 50Hz Netzbrumm verschwinden. Die Gleichspannung stieg dadurch nur unwesentlich  um 1 bis 2 Volt

Hans Baumgartner, 21.Jan.13

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