Mittelwellensender Budweis /Ceske Budejovice
Mittelwellensender Budweis /Ceske Budejovice

Achtung, Achtung, am.9.September 1944 startet der Mittelwellensender Budweis ( damals Deutsche Sprachinsel ) mit der Übernahme des Programmes Böhmen ( Prag 2) .
Ich wollte hier etwas zu den Eröffnungsfeierlichkeiten schreiben und war am 5.MAI 2025 vor Ort in der Husova Kolonie. Dokumente leider Fehlanzeige. Diese werden sicher noch irgendwo eingelagert sein, aber darüber konnte mir niemand etwas sagen.
Die erste Sendefrequenz war 1366 KHz. Geplant und gefertigt wurde der Sender, übrigens baugleich mit dem Sender Iglau / Jihlava in Prag bei der Firma Radioslavia, ein RV5-B Sender.
Die selbststrahlende Mittelwellenantenne vom Typ JUCHO sollte mit dem Sender und dessen Komponenten ein Standardprodukt der Firma Radioslavia werden.
Kriegsbedingt war die Budweiser Sendeanlage jedoch die letzte vor Kriegsende . Deshalb wollte man wohl keine große Information in die Öffentlichkeit bringen.
Außerdem wurde die Radioindustrie absolut minimiert, man brauchte diese Kapazitäten für die Kriegsproduktion, Tausch- Anzeigen waren da keine Seltenheit:
Das Rundfunkprogramm Prag 2 ( Böhmen) mit dem Hauptsender in Melnik hatte zum damaligen Zeitpunkt einen immer geringer werdenden Eigenanteil. Hier dazu eine Programminformation vom 13.Oktober 1944.
Es gab also das Zentrale Reichsprogramm, was über die Mittelwellensender abgewickelt wurde. Dort war die Sendergruppe Böhmen-Mähren mit ein paar kleinen Sendebeiträgen noch vorhanden und es gab noch ein zweites Programm, den leistungsstarken Deutschlandsender auf Langwelle auf 191 kHz.
Rechts neben dem Eingang zum Sendergelände steht das ehemalige Wachhaus . Unten das Schlupftor mit dem Hinweis auf Videoüberwachung.
2 Fotos. W.LILL 05.Mai 2025
Wir schreiben den 5.Mai 1945. Gegen Mittag hisste Miroslav Samec die tschechische Flagge an einem ca 50 m hohen Fahnenmast.Am 5.Mai 2025 sind es genau 80 Jahre seit diesem Ereignis. Eigentlich hatte ich eine kleine Gedenkveranstaltung auf dem Gelände erwartet, aber Fehlanzeige....offensichtlich haben die tschechischen Historiker dieses bedeutende Ereignis übersehen....
Das Programm in Prag wurde am 5.Mai 1945 bereits ab 6,00 Uhr nur noch in tschechischer Sprache moderiert. Es kam zu Kampfhandlungen unmittelbar am Sendergebäude in Prag an der Schweriner Straße , aber lesen Sie selbst...
Der Sender in Budweis übernahm dann ein Programm der Aufständigen aus Prag-Strasnice.auf der legendären Welle 415m (721 kHz).
Wie das übertragen wurde? Es könnte sein, da man dieses Programm "der Aufständigen" auch über den Sender Melnik sendete, daß es von diesem terristisch empfangen oder eventuell auch über Kabel, nach Budweis übertragen wurde.
Auf jeden Fall waren die Radiohörer in Budweis und Umgebung durch den Weiterbetrieb des Senders in der HUS-Kolonie über das Radio informiert, vorausgesetzt sie hatten Strom oder geladene Batterien.
Und am 5. Mai 1945, nach Beginn des Aufstands, fiel ein provisorischer Radiosender, welcher im Rathaus von Budweis vorhanden war, in die Hände von Mitgliedern des Südböhmischen Revolutionären Nationalkomitees. Der Raum enthielt ein Rundfunkgerät, ein Mikrofon, ein Grammophon und deutsche Schallplatten. Mehr nicht.
Am selben Tag wurde der angeschlossene Prager Radiosender und eine zweistündige Übertragung seiner Sendung über den südböhmischen Sender ausgestrahlt.
Nach den Erinnerungen des ersten České Budějovice-Sprechers, Václav Piloušek, begannen die Budweiser am Morgen des 6. Mai mit ihrer eigenen Sendung mit dem provisorischen Sender aus dem Rathaus. Doch deutsche Soldaten kehrten zum Rathaus zurück und verhafteten das Revolutionäre Nationalkomitee. Glücklicherweise erinnerte sich keiner von ihnen an den noch sendenden Sender in der Hus-Kolonie.. Die Rückkehr der Nazis währte jedoch nicht lange, so daß die Sendungen fortgesetzt wurden und es am 9. Mai den zukünftigen Radiomoderatoren gelang, eine Live-Übertragung von der Ankunft der Roten Armee in České Budějovice auszustrahlen. Der Sender kam spontan zum Namen:
Ceske Budejovice ("Jihocesky vysilac" - ,Südböhmischer Sender') auf 1369 kHz
Im Juni 1945 wird der Sender Ceske Budejovice ein Sender des Tschechoslowakischen Rundfunks.
Ganz wichtig auch . wir haben den Sender Liblice auf 638 kHz. Foto Sender Liblice Ende der 30iger Jahre
und Melnik auf 1113 kHz, dessen Tageswelle jedoch nicht immer im über 200 km entfernten Ceske Budejovice ankommt. Foto Sender Melnik
Kleinere Sender wie Jihlava, Brno und Plzen waren zwar noch oder nach wenigen Tagen wieder funktionsfähig, aber der Tagesempfang dieser schwachen Sender war in Ceske Budejovice problematisch.
Es gab noch einen Sender in Linz- Freinberg, der gut zu empfangen war. Dieses Gebiet war am 5.Mai 1945 von den amerikanischen Truppen besetzt worden und Ende Mai 1945 wurde der Sendebetrieb mit zunächst halber Leistung ,mit 7kW, wieder aufgenommen.
Danke an Herrn Brummer für das Foto
Ich erwähne diesen Sender, weil die überwiegend nur deutsch sprechende Budweiser Bevölkerung von den ausschließlich in tschechisch später auch slowakisch gesendeten Programmen nicht viel verstand . Andererseits gab es sofort Auflagen, daß die Reichsdeutschen und auch die Deutschböhmen alle Rundfunkgeräte abzugeben hatten.
Anfang der 50iger Jahre kommt es zu einer größeren Bautätigkeit auf dem Standort an der HUS Kolonie. Errichtet werden u.a. ein Wachhaus, ein Wohnheim
und Garagen . (3 Fotos: W.Lill)
1952 kommt eine zweite 60 m hohe Rohrantenne über welche das Programm Hvezda auf 1520 kHz gesendet wurde. Auch eine 20 m hohe T-Antenne wurde aufgebaut, die jedoch 1967 wieder demontiert wurde.
Im Jahre 1952 wird ein Kurzwellenstörsender im Rahmen des Programmes R-405 zur Störung von Rádio Svobodná Evropa (Radio Freies Europa) in Betrieb genommen. Wie so etwas funktionierte können Sie in meinem Beitrag von Ustí n.L. lesen.
Im Jahre 1954 wurde die 107 m hohe massive Antenne gebaut, von welcher auch heute noch die Sendungen auf Mittelwelle 954 kHz mit 5 KW abgestrahlt werden, aber dazu später.
Foto: W.LIll
Damals war es ein 30 kW- Sender, der das tschechische Nationalprogramm Praha übertrug.
Am 31. Dezmeber 2021 um 23,59,59 Uhr wir der Sender abgeschaltet....so wie im ganzen tschechischen Land die Mittelwellensender und der Langwellensender Topolna auf 270 kHz jetzt außer Betrieb sind.
Eigentümer der 3 Sendeanlagen ist die Cesky Radiokomunikace.
Über den 60 m hohen Mast sendete der Privatsender Radio Dechovka auf 1233 kHz mit 2 kW ( 2 x 1 kW Sender Typ MWT1 von Radioslavia Prag ) ab 10.April 2014.
Am 28.Februar 2021 wurde dieser Sender eingestellt. Bei meinem Besuch am 5.Mai 2025 habe ich auch nichts mehr davon gesehen, also zurückgebaut.
Über den 50 m Mast wurde das Programm Český rozhlas Plus bis zum 31.12.2021 gesendet. Dieser Mast ist noch vorhanden.
Anschließend wurde über diesen Sender das ČRo Radiožurnál Regionalprogramme wie České Budějovice mit DRM- Modulation gesendet.
Das DRM (Digital Radio Modiale) ist ein digitales Rundfunksystem, geplant als Ersatz für den AM- Rundfunk auf Lang- Mittel und Kurzwelle.
Als Frequenz wurde die 954 kHz genutzt und mit 3 kW gearbeitet. Das wurde bis zum 18.Juli 2023 9,59 Uhr betrieben.
An diesem Tage Punkt 10,00 Uhr ging dann Country Radio auf eben dieser Frequenz 954 kHz über den 107 m hohen Mast auf Sendung.
Er sendet das Programm nun täglich von 4 Uhr morgens bis 24,00 Uhr.
3 Fotos W.Lill
Ich habe zu dem Standort noch viele Fragen, Leider fehlt mir bis jetzt der Zugang an Archivmaterialien. Sollte ich noch etwas finden, oder Sie, lieber Leser etwas haben, dann bitte melden !
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Mittelwellensender Budweis /Ceske Budejovice

Herr Strassmann schickt mir ergänzend ( Auszug) einige interessante Details, welche einer Ausarbeitung aus dem JAHRE 1980 entnommen worden sind. Vielen Dank dafür.
Am 9ten Mai 1945, morgens um 7:05 Uhr, hören dann die Tschechen, deren Radios auf die Frequenz des Budweiser Senders eingestellt sind, folgende Durchsage in tschechischer Sprache: ‚Befehl der Ortsführung des Militärs für Budweis und Umgebung: Offiziere, Unteroffiziere, Oberfeldwebel, begeben Sie sich in Uniform ins Rathaus, wo wichtige Aufgaben verteilt werden. Funker und Mechaniker, melden Sie umgehend sich im Rathaus, noch im Laufe des Vormittags…‘
Weitere derartige Meldungen kommen dann um 7:25, 7:40 und 8:08 Uhr.
Die Budweiser Radiostation ist in diesen Tagen des Umbruchs ein wichtiger Organisator des öffentlichen Lebens.
Um 16:10 Uhr meldet sie: ‚Achtung, eine wichtige Meldung. Wir geben die frohe Nachricht bekannt, dass sich die ruhmreiche Rote Armee Budweis nähert, ihre Ankunft in der Stadt wird innerhalb der nächsten Stunde erwartet, vielleicht auch früher…‘
Um 17:11 Uhr heißt es dann: ‚Die Rote Armee ist gerade durch Rudolfstadt (Rudolfov) gefahren. Wir geben bekannt, dass die Rote Armee gerade durch Rudolfstadt gefahren ist und sich Budweis nähert…‘
Der Sprecher dieser Meldungen ist Václav Pilousek, Mitglied des Revolutionären Nationalausschusses.
Um 17:30 folgt dann die Livereportage vom Einmarsch der Roten Armee in Budweis.
In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten wird die kleine Budweiser Radiostation langsam zu einem regional verankerten Medium, das trotz bescheidenster Mittel versucht, ein Programm anzubieten, das vielen Interessen gerecht wird. Das erste Studio ist untergebracht in einer kleinen Kammer im Budweiser Rathaus.
Am 5ten und 6ten Juni werden Rundfunkmitarbeiter nach Prag gerufen zu einer Programmkonferenz. Dort legen Vertreter des Jihočeský vysílač ihre Vorstellungen für ein eigenes südböhmisches Regionalprogramm vor. Anders als z.B. die Regionalstation in Teplice (Teplitz) – die sich als „Krušnohorský rozhlas“ (‚Erzgebirgischer Rundfunk‘) meldet – wird der Jihočeský vysílač rozhlas vom einheitlichen Staatsrundfunk, den die Kommunisten gleich nach ihrer Machtübernahme Anfang 1948 bilden – also von Československý rozhlas n.p. –
übernommen. Zur Erklärung: Nach dem Krieg gab es in der wiederhergestellten Tschechoslowakei zwei Rundfunkanstalten: In Prag die GmbH namens Český rozhlas (Tschechien) und in Bratislava (Preßburg) die GmbH namens Slovenský rozhlas (Slowakei). Beide werden Anfang 1948 vereint in einem so genannten „národní podnik“ (‚Nationalunternehmen‘, vergleichbar mit einem VEB in der DDR).
Rasch findet der Jihočeský vysílač ein Zuhause im ehemaligen deutschen Mädchenlyzeum an der Straße U tří lvů (Bei den drei Löwen). Anfangs muss man sich das Gebäude teilen mit dem Amt zur Sicherung deutschen Eigentums. So gehört erst ab dem Jahr 1949 das Gebäude dem Rundfunk allein. Da haben sich aber die politischen Verhältnisse dramatisch geändert. Denn im Februar 1948 putschen sich die Kommunisten an die Macht und die Tschechoslowakei verschwindet hinter dem Eisernen Vorhang. Aus dem Südböhmischen Sender wird nach der Rundfunkreform Anfang 1948 das Bezirksstudio Budweis, das vor allem den in Prag abgewickelten Zentralprogrammen zuliefert. Diese Zentralprogramme heißen zuerst „Praha 1“ und „Praha 2“, dann ab März 1950 (Kopenhagener Wellenplan!) „Praha“ und „Okruh M“. Im Jahr 1952 jedoch „Praha“ und „Československo“, später dann wieder „Praha 1“ und „Praha 2“…
Der Sender Budweis sendet ab 15.März 1950 auf der neuen Kopenhagener Frequenz 1520 kHz (5 kW) und gehört dem neuen Sendernetz „Okruh M“ (‚Ring M‘) an, dessen Sender fast alle im Gleichwellenbetrieb auf 1520 kHz arbeiten. „M“ deswegen, weil die Postkabel, über die dieses Programm an die Sendeanlagen geliefert wird, mit blauer (auf tschechisch „modrý“) Farbe markiert sind. Zum Vergleich: Auch in Italien heißen damals die beiden nationalen Radioprogramme „Rete Azzura“ (‚Blaue Kette‘) und „Rete Rossa“ (‚Rote Kette‘). Der Kampf um ein eigenständiges Radioprogramm für Südböhmen dauert lange an. Regionalsendungen wird in den 1950er Jahren nur wenig Sendezeit eingeräumt. Erst nach der Wende 1989/90 wird der Weg frei für ein völlig eigenständiges Radioprogramm für Südböhmen.
In den 1950er Jahren sendet Budweis auf Mittelwelle 1520 kHz (der Sender in der Husova kolonie wurde mittlerweile von 5 auf 30 kW verstärkt) ein eigenes Regionalprogramm für Hörer in Südböhmen werktags von 15 bis 16 Uhr. Die anderen Sender auf derselben Frequenz legen da eine Sendepause ein.
In den 1980er Jahren sendet das Jihočeský krajské studio České Budějovice (Südböhmische Bezirksstudio Budweis) werktags von 12 bis 12:30 und von 15 bis 16 Uhr auf Mittelwelle 846 kHz (Husova kolonie), UKW 67,61 MHz (Kleť – Schöninger) und im Drahtfunk. Im Jahr 1986 kommt noch der Mittelwellensender Lipno (Lippen) hinzu.
Dazu noch die Daten des Senders bei Lipno in Liskovec . Der Mast ist 85 m hoch, er steht 805 m NN, seine Sendefrequenz war 558 kHz , die Sendeleistung 1 kW. Der Mittelwellenbetrieb wurde am 31.10.2003 eingestellt.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.