Fünf Jahre Fernsehen in der DDR

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Fünf Jahre Fernsehen in der DDR 
19.Oct.19 13:41
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Am 22.Dezember 1957 feierte der Deutsche Fernsehfunk in Berlin- Adlershof sein fünfjähriges Bestehen in einer großen öffentlichen Sendung.

In der RAFENA- Information für den Fernsehkundendienst vom März 1958 wird auf dieses Jubiläum eingegangen. Die öffentliche Aufführung wird gleichzeitig über 21 RAFENA- Großtruhen -in der Messehalle verteilt- übertragen und geben dem Zuschauer Gelegenheit, das Geschehen auf der Bühne und das aufgenommene Fernsehbild zugleich zu betrachten.

Man muß hier auch den folgenden Zusammenhang sehen, RAFENA ist in der DDR der große Fernsehgerätehersteller, er produziert die Richtfunk und Übertragungstechnik, Studiotechnik und ist damit der fast konkurrenzlose Juniorpartner des DDR- Fernsehens.

 

Damit alles gut übertragen wird, werden die Richtfunkstrecken aufgebaut.

Den aktuellen Stand vom Dezember 1957 sehen sie hier.

Nochmal einige wichtige Stationen in dieser Geschichte:

Am 21. Dezember 1952 ist der offizielle Beginn der Fernseh- Versuchssendungen, Standort des 800 Watt Rafena- Senders ist das Berlin- Stadthaus.

Im III: Quartal 1953 wird die Dezimeterrichtfunkstrecke  Berlin - Stülpe- Oschatz- Leipzig in Betrieb genommen, Leipziger Messefernsehen startet  . der Sender steht auf dem EUROPA- Haus in Leipzig.

Im IV: Quartal geht mit der nächsten Inbetriebnahme der Dezimeterrichtfunkstrecke Oschatz - Radebeul weiter. Der Fernsehsender Dresden ( Standort in Radebeul ) wird in Betrieb genommen ( Texthinweis Radebeul) .

Im I.Quartal 1954 erfolgt die Inbetriebnahme des Fernsehsenders in Berlin Grünau

Dann im II: Quartal 1955 wird der Versuchssender Hartmannsdorf (bei, damals hieß es Karl- Marx- Stadt / Chemnitz). Er wird mit Ballempfang von Leipzig aus versorgt.

Im III. Quartal 1955 erfolgt die Inbetriebnahme des Senders Berlin- Stadtmitte, der Fernsehsender Berlin- Stadthaus wird außer Betrieb gesetzt.

Ebenfalls im III.Quartal 1955 Inbetriebnahme der Dezimeterrichtfunkstrecken Leipzig- Petersberg- Brocken und Inselsberg sowie Inbetriebnahme der TV- Sender auf dem Brocken und dem Inselsberg.

Im IV: Quartal 1955.                                                                                                                Inbetriebnahme der Dezimeterrichtfunkstrecke Berlin- Helpterberg- Marlow sowie Inbetriebnahme des Senders Marlow,

Inbetriebnahme des regulären Senders Katzenstein am 21.12.1955 über die Dezimeterrichtfunkstrecke Oschatz- Katzenstein.

Inbetriebnahme des Senders Berlin- Stadtmitte

Am 21.Dezember 1955 beendet der Deutsche Fernsehfunk seine Versuchssendungen und es wird festgelegt, zum regulären Programm überzugehen Ab 03.01.1956, zum 80.Geburtstag des Präsidenten Wilhelm Pieck , startet Adlershof mit dem regulären Programm des "Deutschen Fernsehfunks" zunächst von Dienstag bis Sonntag. Montag wurde nicht gesendet.

Wer konnte, der schalete dann natürlich ARD ein. Dies bemerkten auch die Politiker in der DDR und so mußte der Deutsche Fernsehfunk ab Septmber 1957 wieder 7 Tage in der Woche senden.  mit dem "Alten Film", der Montagsfilm gelang es dem DFF sogar, eine hohe Zuschauerquote selbst in Westberlin und in grenznahen Gebieten der BRD zu erreichen.

Im IV. Quartal 1956 wird der Sender in Berlin Stadtmitte  im Band I außer Betrieb gesetzt.    Inbetriebnahme des Senders Helpterberg

Im IV. Quartal 1957 erfolgt die Inbetriebnahme des Senders Schwerin sowie der Ausbau der Dezimeterrichtfunkverbindungsstrecke Marlow - Schwerin 

Am 7.Oktober 1957 wird erstmalig ein Programm des Deutschen Fernsehfunks von den Fernsehstationen der CSR, Polens, Ungarns, Rumäniens und der Sowjetunion übernommen.

und da möchte ich abschließend noch eine kleine Parade der RAFENA Fernseher vorstellen:

Literatur, Informationen für den Fernseh- Kundendienst RAFENA Radeberger Heft 7 ( März 1958) einschl der Fotos

 

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Fünf Jahre Fernsehen in der DDR 
03.Sep.20 14:48
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Wie sah damals eigentlich das Fernsehprogramm des Deutschen Fernsehfunks aus ? Unter einer Tapete entdeckte ich das Fernsehprogramm des Tages von 3. Januar 1956. damals noch mit OIRT- Norm:

Es war da bereits nicht mehr Versuchsprogramm sondern ab diesem Tage, dem 3. Januar 1956, reguläres Programm aus Adlershof, was zu diesem Zeitpunkt über die Sender in Berlin, Leipzig, Radebeul, Katzenstein, Brocken, Inselsberg und Marlow empfangen werden konnte.

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1952- 1959 Fernsehen in der DDR 
04.Feb.24 15:01
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Wie Sie im obigen Beitrag sehen, war schon ansprechendes Sortiment von Fernsehgeräten erhältlich. 

Neben Radeberg startete auch Staßfurt die Fernsehgeräteproduktion.

Ein weiterer Hersteller war die Firma ELBIA Schönebeck mit dem Fernsehgerät " Nordlicht"

sowie der VEB Stern Radio Berlin stieg mit dem Modell "Weißensee FS01 " zunächst mit einer 30 cm Rundbildröhre B30M2  in das Fernsehgeschäft ein.

Dieser Fernseher war übrigens der preisgünstigste auf dem Markt.  Für 1100 Ostmark war dieses Gerät zu haben. Allerdings mit dem Hinweis, daß aufgrund der fehlenden Eingangsempfindlichkeit  nur in Sendernähe guter Empfang möglich ist.

Der ALex von Weißensee hatte dann eine 43 cm Bildröhre und nur zwei Kanäle. Ein Kanalsegment für den Kanal 7 ( Westberlin ) war nicht erhältlich . Ausgeliefert wurden diese mit den Segmenten Kanal 5      (Ostberlin DFF) und Kanal 4  (Sender Calau gleiches Programm) . Da gab es allerdings plötzlich dank Buschfunk" eine größere Nachfrage in solchen Orten wie Plauen, wo man den Kanal 4 vom Ochsenkopf   (ab 1958) empfangen konnte.

Aber der findige Bastler baute sich das Segment auf KANAL 7 um. 

Ende Mai 1957 wurde erstmalig die 100000 Fernsehteilnehmermarke geknackt.

Sicher war auch positiv für die Bürger, daß sie einen Kredit in Höhe von 1000 Ostmark bei der örtlichen Sparkasse speziell für den Kauf eines Fernsehgerätes abschließen konnten. Dieser wurde dann mit 6% Zinsen zurückgezahlt.  

Damit wollte man volle Lager bei den Herstellern leeren und andererseits den Bürgern das "Vergnügen" Fernsehen erleichtern. 

Zuschauer auf  67% des Territoriums der DDR konnten Ende 1957 den DFF empfangen.Die Umstellung von OIR auf CCIR Norm wurde am 15.August 1957 abgeschlossen. Warum die Umstellung auf CCIR- Norm in der DDR erfolgte kann ich nur mutmaßen. Nach wie vor strebte man in den 50iger Jahren die Deutsche Einheit an. Andererseits konnten Millionen Westberliner und Bundesbürger das Programm des DFF empfangen; Westberlin zu 100%, große Gebiete in Niedersachsen und Hessen vom Sender Brocken und auch der Inselsbergssender stahlte stückweit  in das Bundesgebiet.

Hier ein "Wiedervereinigungsdenkmal " was die DDR überlebt hat in Cunnersdorf (Oberlausitz) foto W.Lill

In Staßfurt wird der IRIS12 in Serie gefertigt. Es ist ein hochempfindlicher Fernseher, welcher auch an Orten eingesetzt werden kann, wo geringe EMPFANGSFELDSTÄRKEN sind. Der Trommelkanalwähler enthält im Band I und III noch den

Sonderkanal 1    Bild 59,25 MHz Ton 64,75 MHz und Kanal 12 Bild 145,25 MHz und Ton 150,75 MHz.Der Sender Radebeul arbeitete nach wie vor auf 145,25 MHz ( Bild ) und 150,75 MHz (Ton) also außerhalb der genormten Bänder I und III VHF. 

Am Jahresende 1957 schauen wir nochmal in die Statistik:

Innerhalb von 6 Monaten hat sich die Anzahl der gemeldeten Fernsehgeräte um fast 57000 erhöht. Die Lager sind leer, die Ware wird, sobald sie fertiggestellt ist, an die Verkaufsstellen ausgeliefert.   Inzwischen gibt es auch vom DFF ein optisches Testbild.

Endlich sollte auch in der DDR das Farbfernsehen eingeführt werden  hier die nicht ganz ernst zu nehmende Erfindung.

Also meine Eltern waren auch auf die Werbung reingeflogen und hatten eine solche Folie gekauft  und vor dem Bildschirm befestigt. Es war schon interessant, wenn ein Schwimmer unten ins Wasser sprang war er rot, wenn er auf der anderen Seite oben wieder rauskam war er blau... Einfach toll ! 

 

Aber es gab auch andere damals nützliche Entwicklungen. eine davon war die Vorsatzlinse

Im Bild der RUBENS mit 30 cm Bildröhre.

...und hier mit der Vorsatzlinse. Diese kostete damals ca 150 Ostmark und das Bild war etwa so groß, wie mit einer 43 cm Bildröhre. Der Umbau des Rubens auf die größere Bildröhre dürfte bis 400 Ostmark gekostet haben. Die 30 cm Bildröhre kostete damals als Ersatzteil 130 Ostmark.

Hersteller dieser prächtigen Erfindung war der VEB (K) Präzisionsmechanik Oranienburg.            Übrigens mußte der Kunde die Linse vor Anbau selbst mit destilliertem Wasser füllen !

Vier Monate später sind es 209098 Fernsehteilnehmer, also in 4 Monaten fast 50000 mehr  ! Die Kurve geht steil nach oben. 

Die Hersteller kämpfen und überbieten ihre Planziele. So erreicht der VEB Stern Radio Staßfurt im I. Quartal 1958 einen Planvorsprung von von 261 Fernsehgeräten und 65 Truhen. Im Folgemonat April 1958 läuft es noch besser, 321 Fernsehgeräte werden allein in diesem Monat über den Plan produziert.

Auch die inzwischen mit geänderten Firmennamen , alt "Sachsenwerk Radeberg" neu "RAFENA" hatte einen Planvorsprung herausgearbeitet und die Verpflichtung abgegeben im Jahr 1958 zusätzlich 2000 Fernsehgeräte vom Typ "Derby 17" zu produzieren. 

RAFENA ging aus einem Namenswettbewerb als Sieger hervor.                                                     RAdeberger FErnseh- und NAchichtentechnik

Inzwischen war in RAFENA Redeberg der erste Kofferfernseher "Junior" entwickelt worden. Er wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse ausgestellt und sollte bis Jahresende 1958 in Serie gehen.Mit der überlieferten Aussage vom damaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR Walter Ulbricht wurde das Vorhaben abgebrochen. Er sagte damals sinngemäß,"Solange nicht der Bedarf an normalen Fernsehempfängern in der DDR abgedeckt ist, sehe ich keinen Grund, Kapazitäten für die Produktion eines Zweitfernsehers zu binden" Eben Planwirtschaft." Die Radeberger hatten sich ja auch Exporte nach der BRD vorgestellt....

Inzwischen kam es zu ersten Wartezeiten, die "Fernseher für die guten Stuben" wurden Mangelware, man suchte auch nach Importmöglichkeiten....aber dazu später.

Inzwischen wird der Richtfunk in die Bezirke Neubrandenburg, Rostock und Schwerin aufgebaut und auch in diesen Gebieten werden Sendeanlagen errichtet.

Helpterberg Band I Kanal 3, Marlow Band III Kanal 8, (für Rostock)  und Schwerin Band III Kanal 11. Der noch nicht fertiggestellte Richtfunk "Nordring" ist hier gestrichelt eingezeichnet.

Durch diese Sendeanlagen wird auch ein Teil von Mecklenburg für das Fernsehen erschlossen, man merkte es auch bei der Statistik.

Seit dem 1.5.58 bis Jahresende sind 108506 Fernsehteilnehmer dazugekommen !

Also, wo kriegen wir bei dieser enormen Interessenlage jetzt genügend Fernsehgeräte her ?

So richtig habe ich dazu in keinen Zeitschriften eine Antwort erhalten.

Aus meiner heutigen Sicht ist das Medium Fernsehen attraktiv geworden durch

- teilweisen Empfang von zwei Fernsehprogrammen . einige Großsender in der BRD gingen 1958 verstärkt auf Sendung. Einer davon vom Ochsenkopf auf KANAL IV vertikal mit 100 kW Mitte Dezember 1958. Positiv war auch die Umstellung der Norm von OIR auf CCIR. 

Der deutsche Fernsehfunk der DDR war durchaus konkurrenzwürdig, bei einigen Sendeformaten, wie live shows und Übertragungen aus dem Hubschrauber .

Letztlich wurde intensiv an einer immer besseren Studio- und Übertragungstechnik gerbeitet und die Fernsehgerätehersteller brauchten sich bei der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken.

Nun suchte man nach Importfernsehgeräten. Fündig wurde man zunächst in der CSR. Hier dazu eine Meldung aus RuF Heft 7/59

                         

Der ASTRA 4206 U-9 war der erste Importfernseher aus der CSR.

Auch aus Ungarn wurden Fernseher importiert. 1958 waren es 7000 Fernsehgeräte, 1959 sind es Geräte mit 43 cm und 53 cm Bildröhren, insgesamt 13000 Stück.

wird fortgesetzt

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1952- 1959 Fernsehen in der DDR 
23.Feb.24 10:45
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Im Oktober 1959 wird Leipzig auf Kanal 9 VHF umgestellt. 

Im Jahre 1959 sind seit dem 31.12.1958 im Jahre 1959 275875 neue Fernsehteilnehmer angemeldet worden. Auch die Nordbezirke haben stark aufgeholt.

Ein Jahr später, am 31.12.1960 sieht die Statistik wie folgt aus:

Im Jahre 1960 sind 441421 neue Anmeldungen für das Fernsehen in der DDR dazugekommen. Der Millionste dürfte so um die Weihnachtszeit 1960 dabeigewesen sein.

Interessant ist die Information im westdeutschen "Industriekurier" vom 30.Mai 1961. Demnach empfangen täglich   ca 800000 westdeutsche Haushalte das Programm des "Deutschen Fernsehfunks".

 

Der Millionste Fernsehempfänger der DDR  wurde in den RAFENA-Werken Radeberg am 18.Juli 1961 produziert. Es handelt sich um ein Standgerät RAFENA "Start101"

 

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