Es war einmal, der Fernsehstart in der Tschechoslowakei

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Es war einmal, der Fernsehstart in der Tschechoslowakei 
04.Feb.21 20:18
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Wir schreiben den 1.Mai 1953, Punkt 20,00 Uhr ist der Start des Fernsehens in Prag geplant. buchstäblich Tag und Nacht arbeiten Teams oder man sagte damals schon Kollektive, daran, dieses Ziel zu erreichen.

Michael Philipp Strassmann hat historische Berichte ausgewertet, hier die Story :

„Československo“ – ‚Tschechoslowakei‘ Historisches Testbild („Televizní zkušební obrazec/TZO“ bzw. „monoskop“) des tschechoslowakischen Fernsehens in der Schwarzweiß-Ära.

Unten links steht der Schriftzug „VÚZORT“ und unten rechts „VÚRT“. „VÚZORT“ steht für „Výzkumný ústav zvukové, obrazové a reprodukční techniky“ (‚Forschungsinstitut für Bild-, Ton- und Wiedergabetechnik‘.

„VÚRT“ steht für „Výzkumný ústav rozhlasové techniky“ (‚Forschungsinstitut der Rundfunktechnik‘).

Nach hektischen Vorbereitungen – und für alle Unbeteiligten ziemlich überraschend – bricht am 1.Mai 1953 in der Tschechoslowakei das Fernsehzeitalter an. Denn am 1.Mai 1953 um Punkt 20 Uhr beginnt in Prag die „televise“ mit ihrem regelmäßigen Versuchsprogramm. Damals schreibt man im Tschechischen „televise“ noch mit „s“, heute ist die Schreibweise „televize“ mit „z“ üblich. Auf Slowakisch spricht man von Anfang an von „televízia“.

Das Logo der deutschen „Fernseh A.G.“.

Ein kurzer Blick in die Vorgeschichte: Gleich nach Kriegsende 1945 vertieften die meist noch jungen tschechischen Fernseh-Enthusiasten ihre theoretischen und praktischen Fachkenntnisse im nordböhmischen Tanvald (Tannwald) und im nahen Dolní Smržovka (Untermorchenstern). Und das nicht von ungefähr! Tanvald und Umgebung liegen bis Kriegsende im überwiegend deutschen Sprachgebiet („Sudetenland“ – tschechisch: „Sudety“) und dieses wird in Folge der „Münchner Konferenz“ (im Tschechischen spricht man vom „Mnichovský diktát“ – ‚Münchner Diktat‘) am 1.Oktober 1938 von der Tschechoslowakei abgetrennt und dem Deutschen Reich zugeschlagen. Hier im Anschlussgebiet – im sogenannten Reichsgau Sudetenland („Říšská župa Sudety“) – richtet sich im August 1943 in Dolní Smržovka (Untermorchenstern) die deutsche „Fernseh A.G.“ einen Auslagerungsbetrieb ein, um in den abgelegenen Jizerské hory (Isergebirge) vor Bombardierungen sicher zu sein. Die „Fernseh A.G.“ baut hier für die Wehrmacht militärische Aufklärungskameras (200 Zeilen) vom Typ „Seedorf“. Im Oktober 1943 dann eröffnet die Berliner „Zentralstelle für Röhrenforschung“ im nahen Tanvald (Tannwald) im Gebäude der Textilfabrik „Palme, Stumpe & Co.“ einen Auslagerungsbetrieb. Diese beiden deutschen Betriebe gehen nach Kriegsende im Mai 1945 zuerst in tschechoslowakische und schon bald in sowjetische Hände über. Deswegen liegen die Anfänge des tschechoslowakischen Nachkriegsfernsehens gerade hier, fernab von Prag, im abgelegenen Dolní Smržovka und Tanvald! 

Im Juni 1945 kommt im Auftrag des Ministers für nationale Verteidigung („Ministr národní obrany/MNO“) Ludvík Svoboda (von März 1968 bis Mai 1975 tschechoslowakischer Staatspräsident) der damals 33 Jahre alte Josef Bednařík in der Uniform eines Leutnants („poručík“) der Tschechoslowakischen Armee („Československá armáda“) nach Dolní Smržovka und übernimmt die Leitung des dortigen Auslagerungsbetriebes der „Fernseh A.G.“. Bednařik arbeitet eng zusammen mit dem bisherigen stellvertretenden Leiter, dem nicht geflohenen und noch nicht abgeschobenen Deutschen Johann Günther. Aus diesem Betrieb, in dem bis zu ihrer Abschiebung und Vertreibung zahlreiche (Sudeten-) Deutsche beschäftigt sind, wird das tschechoslowakischen Fernsehlaboratorium „Televid“. Im Tschechischen bedeutet „vid“ so viel wie „Sicht“. Im folgenden Juli meldet jedoch die sowjetische Rote Armee („Красная Армия“ – „Krasnaja Armija“) Ansprüche an, denn sie sieht das (deutsche) Laboratorium als ihre Kriegsbeute an. Und schon flammt zwischen Tschechen und Sowjets ein Gerangel um Eigentumsrechte und Entscheidungskompetenzen auf. Dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Anfang Dezember 1945 lassen die Sowjets ihre früheren Kollegen, die tschechischen Fernsehtechniker, nicht mehr ins Haus! Sowjetische Soldaten verpacken die technischen Gerätschaften und Instrumente in Holzkisten und schicken sie per Bahn ins Leningrader Fernsehzentrum („Ленинградский телевизионный центр“ – „Leningradskij Televizijonnij Centr“), wo man seit langem an den Grundlagen des elektronischen Fernsehens forscht und seit September 1938 Fernsehsendungen ausstrahlt. Was den Sowjets belanglos, unwichtig und wertlos erscheint, werfen sie durch die Fenster in den Hof des Gebäudes. Auf den wilden Haufen von Büchern, Akten, technischen Dokumentationen, Möbeln, Geschirr und technischem Gerät beginnt es zu regnen und zu schneien… Ein barbarischer, unverständlicher und für die tschechischen Fernsehpioniere nicht nachvollziehbarer Schlag ins Gesicht, denn in ihren Augen sind die Sowjets ja Verbündete! Mit dem Wenigen, was die tschechischen Techniker vom ausgeplünderten und verwüsteten „Televid“ retten können, beginnen sie von Neuem. Allerdings nicht in Dolní Smržovka, sondern im nahen Tanvald. Denn den früheren deutschen Auslagerungsbetrieb dort in Tanvald haben die Sowjets in Ruhe gelassen. Aus ihm wird das Militärische Technikinstitut („Vojenský technický ústav/VTÚ“), wo man fortan in Sachen drahtloser Übertragung von Bild und Ton forscht.Die tschechischen Fernsehpioniere vom Militärischen Technikinstitut („Vojenský technický ústav/VTÚ“) im nordböhmischen Tanvald (Tannwald).23.März 1948: Der VTÚ führt in Tanvald seine Fernsehgeräte vor. Die Kamera steht im Gebäude des „VTÚ“, der Fernsehempfänger direkt gegenüber im Wirtshaus „U Müllerů“ (‚Bei den Müllers‘). Bild und Ton werden mittels Kabel übertragen, das an Bäumen befestigt über der Straße zwischen Forschungsinstitut und Wirtshaus baumelt…Viele dieser historischen Gerätschaften sind heute in Prag im Technischen Nationalmuseum („Národní technické muzeum/NTM“) ausgestellt.

Diese Vorgeschichte vor Augen verwundert es kaum, dass sich die Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet des Fernsehens in der Tschechoslowakei – und auch in der Sowjetunion – an das seiner Zeit hochmoderne Konzept der deutschen „Fernseh A.G.“ halten, wie an die 625 Zeilen, die negative Bildpolarität, das amplitudenmodulierte Bild, der frequenzmodulierte Ton und die Kameras mit Bildaufnahmeröhren vom Typ „Ikonoskop“

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‚Fernsehsendungen in Barrandov begonnen‘April, April! – Die Zeitschrift „Radio a televise“ (2/1947 vom April 1947) berichtet von (angeblichen) Fernsehversuchen des weltbekannten Prager Filmstudios „Barrandov“ mit einem auf 103 MHz arbeitenden Bildsender.

Umsetzer auf 101,9 MHz sollen im Prager Stadtgebiet arbeiten –auf dem Dach des Technischen Nationalmuseums („Národní technické muzeum/NTM“), auf dem Dach des Krankenhauses „Na Bulovce“, am nördlichen Turm des Postgebäudes in Žižkov, auf dem Gaskessel in Michle, im Aussichtsturm auf dem Petřin, auf dem Dach des Kaufhauses „Bílá labuť“ (‚Weißer Schwan‘) und auf dem Dach des Prager Funkhauses.

Der Hauptsender in Barrandov hat angeblich eine Ausgangsleistung von 5 kW.

Bei dieser Meldung handelt es sich um einen Aprilscherz!

Auf dem Foto ist sehr wohl das Verwaltungsgebäude des Filmstudios Barrandov zu sehen und dahinter eine Sendeantenne – allerdings deutlich sichtbar mit Dachkapazität und für Mittelwelle ausgelegt! 

Den Artikel schreibt ein gewisser Herr „Škoda“ –Das tschechische Wort „škoda“ heißt im Deutschen so viel wie ‚Schaden‘ oder ‚Schade‘… Außerdem wird als Monat „Apríl“ angegeben, wo doch im Tschechischen dieser Monat „duben“ heißt. „Apríl“ ist im Tschechischen ein ‚Aprilscherz‘.

„Radio a televise“ ist die monatliche Zeitschrift, die der Verband der Radiohändler („Svaz radiových obchodníků“) in den Jahren 1946, 1947 und 1948 herausgibt.Die Zeitschrift „Mladý technik“ (‚Junger Techniker‘) informiert in ihrer Nummer 9/1949 über die neue Errungenschaft der Technik, das Fernsehen.

Öffentliche Fernseh-Versuche in größerem Rahmen laufen in Prag zwischen dem 4. und 8.Juli 1948 anlässlich des nationalen Turnfestes „XI. všesokolský slet“ (‚XI. Sokol-Kongress‘). In Europa die erste öffentliche Vorführung des Fernsehens nach dem Krieg! Der „Sokol“ ist ein im Jahr 1862 ins Leben gerufener Turnverein, geschaffen als tschechisch-patriotisches Gegengewicht zur ebenso national gesinnten deutschen Turnbewegung nach Turnvater Friedrich Ludwig Jahn. Im Laufe des Jahres 1948 treffen sich alles in allem 585 000 Sportler des „Sokol“ (‚Falke‘) aus der ganzen Tschechoslowakei in Prag, an die zwei Millionen Zuschauer sind dabei. Der „XI. všesokolský slet“ wird zu einem letzten Massenprotest gegen das um sich greifende kommunistische Regime. Im Sommer 1948 erlebt der Petřín (Laurenziberg) seine Fernseh-Premiere. Denn im Sommer 1948 steht auf dem Petřín ein Fernsehsender, eine Entwicklung und ein Eigenbau des Militärischen Technikinstituts („Vojenský technický ústav/VTÚ“) in Tanvald (Tannwald), der Live-Reportagen vom

„XI. všesokolský slet“ sendet. Die Anlage des VTÚ überträgt auf 62 MHz mit 1 kW Ausgangsleistung das Bild und auf 45 MHz mit 1 kW Ausgangleistung den Ton. Die Kamera im „Stadion Strahov“ (‚Stadion Strohhof‘) ist über ein fast einen Kilometer langes Koaxialkabel mit dem Sender auf dem Petřín (Laurenziberg) verbunden. Immer bis kurz vor Beginn der Übertragungen „tanzt“ Ingenieur Josef Daněk heftig um dieses lose auf dem Boden liegende Kabel herum, um Störungen zu beseitigen, die von elektrischen Bodenströmen und Reflexionen herrühren sowie von der nicht ganz perfekten elektrischen Anpassung der einzelnen Teilstücke des doch ziemlich langen Kabels… Zum „XI. všesokolský slet“ werden 25 Fernsehempfänger im Prager Stadtgebiet verteilt aufgestellt, an die 30 000 Tschechen (und Slowaken) werden Zeuge dieser TV-Übertragungen aus dem Stadion. Diese 25 Geräte stehen unter anderem im Gebäude des Tschechoslowakischen Rundfunks oder am Sitz der kommunistischen Parteizeitung „Rudé právo“ (‚Rotes Recht‘). Der Petřín erweist sich als äußerst „fernsehtauglich“. Funkamateure empfangen sein Signal noch im Erzgebirge (Krušné hory) oder im Riesengebirge (Krkonoše). Zudem wird ein zufriedenstellender Empfang gemeldet aus der Berghütte „Hvězda“ (‚Stern‘) in Příchovice (Stefansruh, Prichowitz) bei Tanvald (Tannwald) in den Jizerské hory (Isergebirge).Der Fernsehsender des VTÚ, der zwischen dem 4. und 8.Juli 1946 TV-Reportagen vom „XI. všesokolský slet“ überträgt. Die Anlage steht auf dem Petřín (Laurenziberg) in einem Gebäude des Militärs.

Dieser wurde übrigens Dank dieser Aufbewahrung im Jahre 2020 "wiedergefunden" und ist so ein Museumsstück.

 Die Antenne des Fernsehsenders des VTÚ auf dem Petřín. Angebracht ist sie an einem Gittermast

.Rechts von der „Pražská Eiffelovka“ (‚Prager Eiffelturm‘) ist auf dem Petřín (Laurenziberg) der 50 Meter hohe Gittermast zu sehen, auf dem im Sommer 1948 die Sendeantenne für die ersten Fernseh-Versuche montiert ist. Später gehört der Gittermast zu einer Störsenderanlage, der in Prag den Empfang westlicher Radiosender verhindern soll.

Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des tschechoslowakischen Fernsehens ist die vielbeachtete und heute legendäre Internationale Rundfunkausstellung („Mezinárodní výstava rozhlasu/MEVRO)‚ die vom 15.Mai bis 11.Juli 1948 in Prag läuft. Sie wird in Prag veranstaltet zum 25jährigen Jubiläum des Rundfunks in der Tschechoslowakei. Obwohl die äußerst großzügig angelegte Ausstellung – drei Monate nach der Machtergreifung der Kommunisten – von westlichen Rundfunkanstalten boykottiert wird, erweist sich die MEVRO als Publikumsrenner. Über 315 000 Besucher werden gezählt. Auf der MEVRO wird erstmals in der Tschechoslowakei das Fernsehen in größerem Stil vorgeführt. Allerdings wird nicht drahtlos „gesendet“, die Kamera ist mit den Fernsehgeräten per Kabel verbunden…

Werbung für die MEVRO, die „MEzinárodní Výstava ROzhlasu“(wörtlich: ‚Internationale Ausstellung des Hörfunks‘).

Drinnen sehen, was draußen auf der Straße passiert: der Fernsehpavillon auf der MEVRO.Eindrücke von der MEVRO.Neben dem Fernsehen interessiert die Besucher vor allem die magnetische Tonaufzeichnung.

Die Programmzeitschrift „Náš rozhlas“ (‚Unser Rundfunk‘), Nummer 20/1948 vom 16.Mai 1948, informiert ihre Leser über ‚25 Jahre Tschechoslowakischer Rundfunk‘ und über die „MEVRO“.Während der MEVRO unterhält der Tschechoslowakische Rundfunk auf dem Ausstellungsgelände ein gläsernes Studio, wo den ganzen Tag über ein eigenes Radioprogramm abgewickelt wird: „Praha III.-MEVRO“. Dieses Sonderprogramm „Výstava rozhlasu“ (‚Rundfunkausstellung‘) wird auf 722 kHz (415 m) über den alten Mittelwellensender in Praha-Strašnice (Prag-Straschnitz, 5 kW, Inbetriebnahme: 28.Januar 1925) ausgestrahlt  und erfreut sich ob seiner erfrischenden Spontanität sowie unterhaltender und improvisierter Gestaltung allergrößter Beliebtheit. Das Ausstellungsradio erlebt die MEVRO sogar: So gibt es nach einer Flut von Hörerzuschriften bald auf „Praha II.“ Unterhaltungssendungen unter dem Motto „Ve stylu MEVRA“ (‚Im Stil der MEVRO‘).Rundfunkausstellung412 m  728 kc   5 kW

Der Sender der Jubiläumsausstellung des Rundfunks sendet täglich von 8.30 bis 19.00 Uhr. –Programm nach Ansage zu Beginn der Sendungen (etwa um 8.40 Uhr).‘Hinweis in der Programmzeitschrift „Náš rozhlas“ auf das Programm der Station

„Výstava rozhlasu“ (‚Rundfunkausstellung‘, Praha III.), die während der MEVRO aus dem Studio auf dem Ausstellungsgelände gesendet. Eingesetzt wird der Mittelwellensender Praha město (Prag Stadt), in Stará Strašnice (Altstraschnitz) auf 728 kHz (5 kW).

Um nach der kommunistischen Machtergreifung im Februar 1948 trotz der aufgezwungenen politischen und wirtschaftlichen Isolierung vom Westen mit der technischen Entwicklung im Hörfunk und Fernsehen einigermaßen mithalten zu können, ruft der im April 1948 verstaatlichte Tschechoslowakische Rundfunk, Staatsunternehmen („Československý rozhlas, státní podnik“) ein Projektierungsinstitut („Radioprojekt Praha“), eine Werkstatt („Radiostavby Praha“ – ‚Radiobauten Prag‘) und ein Forschungsinstitut („Ústav rozhlasové techniky/ÚRT“ – ‚Institut der Rundfunktechnik‘) ins Leben. Kleine Erinnerung: In den Jahren von 1949 bis 1953 ist der Tschechoslowakische Rundfunk nicht nur fürs Radioprogramm zuständig, sondern kümmert sich zudem darum, dass sein Radioprogramm auch zum Hörer kommt. Er ist also für Bau und Betrieb der Sendeanlagen verantwortlich. Im Jahr 1950 wird der ÚRT umbenannt in Forschungsinstitut der Rundfunktechnik („Výzkumný ústav rozhlasové techniky/VÚRT“). Jedoch verliert der Tschechoslowakische Rundfunk im Zuge der ständigen Umorganisationen sein hauseigenes Forschungsinstitut bald wieder. Der VÚRT fällt dem Fernmeldeministerium („Ministerstvo spojů“) zu und sein Name wird abgeändert in Forschungsinstitut der Radiokommunikation („Výzumný ústav radiokomunikací/VÚRK“). Dadurch, dass der Tschechoslowakische Rundfunk seine eigene Entwicklungsabteilung verliert, hinkt er fortan in fast allen technischen Belangen hinterher. Zum großen Leidwesen der Programmmacher! Aufgrund der großen Unzufriedenheit mit dieser Situation wird am 31.Mai 1958 der VÚRK dem neu ins Leben gerufenen Tschechoslowakischen Komitee für Hörfunk und Fernsehen („Československý výbor pro rozhlas a televisi/ČVRT“) angegliedert. Nach Auflösung dieses Komitees kommt der VÚRK unter das Dach der nun organisatorisch selbständigen Fernsehanstalt „Československá televize/ČST“ bzw. slowakisch „Československá televízia/ČST“.

Anfang der 1950er Jahre kommt für die agilen und umtriebigen tschechischen Fernsehpioniere unerwartet ein jähes Ende! Angesichts des immer heißer werdenden Kalten Krieges verbietet die kommunistische Staatsführung alle Vorarbeiten zur Einführung des Fernsehens. Unglücklicherweise ist auf diesem Gebiet das Militärische Technikinstitut in Tanvald („Vojenský technický ústav/VTÚ“) führend! Somit unterstehen die dortigen Fachleute direkt den Anweisungen des Ministeriums für Nationale Verteidigung („Minsterstvo národní obrany/MNO“ bzw. slowakisch „Ministerstvo národnej obrany/MNO“). Und der Minister für Nationale Verteidigung („Ministr národní obrany“) General Ludvík Svoboda – von März 1968 bis Mai 1975 tschechoslowakischer Staatspräsident – weist an, dass sich alle Fachkräfte seines Ressorts mit der Radartechnik fürs Militär zu beschäftigen haben. Trotz allen Unmutes, allen Widerstandes und Protestes! Dennoch laufen die Entwicklungsarbeiten weiter – meist im Verborgenen und unter erschwerten Bedingungen. Mitte des Jahres 1952 fällt der Staats- und Parteiführung dann plötzlich ein, dass das Fernsehen eine prestigeträchtige Angelegenheit mit Außenwirkung ist, dass man mit dem „Klassenfeind“ im Westen gleichziehen und die Überlegenheit des Sozialismus beweisen muss. Außerdem lautet das Motto ja seit Februar 1948 „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“ und dort im Mutterland des Sozialismus ist man beim Fernsehen ja ganz vorne dabei! In Moskau sendet das Fernsehen schon seit 1945 wieder, in Leningrad seit 1948. Es folgen in der UdSSR rasch weitere Fernsehstationen in Kiew, Minsk, Swerdlowsk, Riga, Tallinn, Baku, Charkow, Kuibyschew, Taschkent, Vilnius... Im Jahr 1956 legt in Moskau das zweite Fernsehprogramm los, im Jahr 1965 das dritte und im Jahr 1967 das vierte. Wenn die UdSSR mit rasendem Tempo zur Fernsehgroßmacht wird, können die tschechoslowakischen Genossen doch nicht tatenlos zusehen und hintenanstehen! Als treibende Kraft hinter der Richtungsänderung in der Politik gelten zum einen der als selbstherrlich verschriene Stalinist Václav Kopecký – von 1945 bis 1953 Informationsminister („Ministr informací“) – und zum anderen der umtriebige Kazimír Stahl – von 1948 bis 1952 Generaldirektor des Tschechoslowakischen Rundfunks („Generální ředitel Československého rozhlasu“) und danach bis 1958 im Prager Fernmeldeministerium („Ministerstvo spojů“ bzw. slowakisch „Ministerstvo spojov“) Leiter der Hauptverwaltung der Radiokommunikation („Hlavní správa radiokomunikací/HSR“). Kopecký und Stahl erkennen frühzeitig das Potential des Fernsehens als hochwirksames Propagandainstrument der kommunistischen Staatspartei. Nach ihrem Meinungsumschwung stellt die tschechoslowakische Regierung im Rahmen des Regierungsausschusses zur Koordination der Entwicklung von Elektronik und Radiotechnik („Vládní výbor koordinace rozvoje elektroniky a radiotechniky“) die Kommission für Hörfunk und Fernsehen („Komise pro rozhlas a televisi“) zusammen und fordert Ende September 1952 von dieser eben erst ins Leben gerufenen Kommission, dass möglichst schnell mit regelmäßigen Fernsehsendungen begonnen werde. Den ebenso überraschten wie erstaunten Kommissionsmitgliedern bleiben nur wenige Monate, um mehr oder weniger von Null auf ein Fernsehstudio einzurichten, einen Fernsehsender zu installieren und sich Gedanken ums Programm zu machen! Sie suchen die eigelagerten Gerätschaften aus dem Militärischen Technikinstitut („VTÚ“) zusammen und machen sich mit Elan und Begeisterung an die Arbeit. Die vorgegebenen Termine zum Fernsehstart erweisen sich als utopisch und müssen mehrfach verschoben werden. Schließlich wird der 1.Mai 1953 festgesetzt, der Internationale Tag der Werktätigen („Mezinárodní den pracujících“). Die hochgesteckte Aufgabe wird dank des unermüdlichen und engagierten Einsatzes aller und nicht zuletzt dank der typisch tschechischen Improvisationskunst fristgerecht erfüllt: Am 1.Mai 1953 um Punkt 20 Uhr (mehr oder weniger Punkt 20 Uhr) beginnt die Prager Fernsehstation zu senden. Um diesen Fernsehstart ranken sich unzählige Anekdoten und Legenden, die immer wieder Sendungen in Hörfunk und Fernsehen, Zeitungsartikel und ganze Bücher füllen.

Als Standorte des tschechoslowakischen Fernsehbetriebes bestimmt die Prager Regierung unglücklicherweise zwei besonders wertvolle, aber voll und ganz ungeeignete Gebäude: zum einen den historischen Aussichtsturm auf dem Laurenziberg (Petřín) als Unterkunft des Senders und das historische Bürgerhaus („Měšťanská beseda“) in der Prager Neustadt (Nové Město Pražské) als Sitz des Studios. Im für Fernsehzwecke völlig unpassenden Gebäude an der Vladislavova ulice Nummer 20 (Wladislawstraße) in der Prager Neustadt (Nové Město Pražské), wird Ende 1952/Anfang 1953 in Windeseile ein Fernsehstudio eingerichtet. In diesem geschichtsträchtigen Haus aus dem Jahr 1879 hatte einst die Měšťanská beseda ihren Sitz. Die Měšťanská beseda ist ein Verein, der im Jahr 1845 als zentraler Treffpunkt der tschechisch-sprachigen Prager gegründet wird. Man bedenke: Bis um das Jahr 1860 war noch nicht Tschechisch, sondern Deutsch die meistgesprochene Umgangssprache in Prag! Diesen weitläufigen Gebäudekomplex mit seinem düsteren Innenhof auf dem Gelände eines längst aufgelösten mittelalterlichen jüdischen Friedhofes muss sich das Fernsehen mit 27 Mietparteien teilen, die hier ihre Wohnung haben. Nicht selten beschweren sich die Mieter bei den Fernsehleuten über Unordnung und Lärm! Im Frühjahr 1953 wird es in der Měšťanská beseda richtig laut und hektisch, denn es drängen sich in den Räumlichkeiten Mitarbeiter von Spojprojekt Praha (‚Fernmeldeprojekt Prag‘), Monteure von Radiostavby Praha (‚Radiobauten Prag‘), Techniker der zur staatlichen Fernmeldeverwaltung gehörenden Einheit „Televise Praha“ und Fachleute des Forschungsinstituts der Radiokommunikation („Výzkumný ústav radiokomunikací/VÚRK“‘) sowie des Forschungsinstituts für Vakuum-Elektrotechnik („Výzkumný ústav pro vakuovou elektrotechniku/VÚVET“), die die benötigten technischen Geräte von der Kamera über den Filmabtaster bis hin zum Regiepult nicht nur entwickeln, sondern auch selbst herstellen, einbauen und in Betrieb nehmen. Bis kurz vorm Sendestart der Prager Fernsehstation am 1.Mai 1953 um 20 Uhr ist sich längst nicht jedermann sicher, ob alles wie geplant hinhauen wird…

Als nach dem gelungenen Fernsehstart ausländische Delegationen nach Prag kommen, um sich den Fernsehbetrieb in der Měšťanská beseda anzuschauen, wo trotz bescheidenster Technik und widrigster Umstände international beachtete Inszenierungen entstehen, kommt fast immer eine Frage: „Schön und gut, aber wo haben Sie die anderen Studios?“ (Antwort: „Es gibt keine!“)Tschechoslowakischer Rundfunk. Fernsehstudio Prag‘.Das Stationsdia der Prager Fernsehstation im Jahr 1953.

Den Sendebeginn der Prager Fernsehstation am 1.Mai 1953 um 20 Uhr erleben nur wenige Auserwählte. Denn der freie Verkauf von Fernsehempfängern in den Geschäften beginnt erst zwei Monate später, im Juli 1953. Zu haben sind anfangs heimische Geräte der Baureihe „TESLA 4001A“ sowie sowjetische Importgeräte vom Typ „Leningrad T2“. Wobei das mit dem Import aus der Sowjetunion so eine Sache ist. Denn der „Leningrad T2“ wird in Deutschland hergestellt, in der DDR. Der „Leningrad T2“ entsteht in Radeberg bei Dresden, bei der „Sowjetischen Aktiengesellschaft ‚Gerät‘ in Deutschland, Werk Sachsenwerk in Radeberg“ – ab 1952 „VEB Sachsenwerk Radeberg“, ab 1956 „VEB RAFENA-Werke Radeberg, ab 1969 „VEB Robotron-Elektronik Radeberg“. 

Der heimische tschechoslowakische „TESLA 4001A“ ist ein einfach konstruierter Geradeausempfänger mit Empfang in nur einem einzigen Kanal (Kanal 1 der OIRT-Fernsehnorm, ITU-Standard „D“ – Empfang der Fernsehstation Prag und der geplanten Fernsehstation Ostrava). Die in ihm verbaute kreisrunde Bildröhre vom Typ „25QP20“ hat einen Durchmesser von 25 Zentimeter und ist eigentlich für Oszillatoren und Messgeräte bestimmt. So schimmert das Fernsehbild grünstichig. Aufgrund der immer wieder aufblitzenden schwarzen Punkte im Fernsehbild wird der „TESLA 4001A“ spöttisch „blešinec“ (‚Flohdreck‘) genannt. Dagegen ist der importierte deutsch-sowjetische „Leningrad T2“ ein deutlich modernerer Überlagerungsempfänger (Superheterodyn) mit Empfang in drei anwählbaren Kanälen (Kanal 1, 2 und 3 der OIRT-Fernsehnorm, ITU-Standard „D“).

Zum Fernsehstart liefert TESLA STRAŠNICE von ihrem „TESLA 4001A“ eine erste Serie mit lediglich 30 und eine zweite Serie mit 100 Geräten aus. Erst ab Oktober 1953 läuft die Produktion in den Werkhallen in Praha-Strašnice (Prag-Straschnitz) auf vollen Touren und es laufen täglich 50 Geräte vom Band. Alles in allem werden bis 1957 gut 200 000 Geräte von der Grundversion „TESLA 4001A“ sowie ihren Abwandlungen „TESLA 4002A“ (ein „TESLA 4001A“ mit eingebautem Hörfunkempfänger für Lang-, Mittel- und Kurzwelle) oder „TESLA 4001A-c3 (Empfang im Kanal 2 der OIRT-Fernsehnorm, ITU-Standard „D“ – Empfang der Fernsehstation Bratislava) gebaut. So ein „TESLA 4001A“ kostet anfangs 4 000 tschechoslowakische Kronen. Mit Außenantenne und Installation kommt man leicht auf 4 500 Kronen (Kčs) – eine astronomisch hohe Summe bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 1 200 Kronen! Dazu kommt am 1.Juni 1953 für alle Tschechen und Slowaken völlig unerwartet eine Währungsreform, bei der pro Kopf 300 Kronen im Verhältnis 5 zu 1 umgetauscht werden und alle anderen Beträge im Verhältnis 50 zu 1. Die Währungsreform vom Juni 1953 ist für die Bevölkerung ein wahrer Schock, denn alle Ersparnisse werden mit einem Schlag so gut wie wertlos! Kein Wunder, dass es zu Massenprotesten und Streiks kommt, die gewaltsam niedergeschlagen werden. Denn die kommunistische Staatspartei fürchtet um ihre Macht und sieht sich in der peinlichen Lage, dass die arbeitenden Massen sich eben nicht in der Vorstufe zum klassenlosen Paradies sehen. Kein Wunder, dass sich in dieser angespannten Lage kaum jemand ein Fernsehgerät leisten kann – und will. Erst nach Beruhigung der Lage und nach deutlicher Herabsetzung der Verkaufspreise werden die Tschechen und Slowaken langsam zur Fernseh-Nation.‚Fernsehen. Ein neuer Erfolg der tschechoslowakischen Industrie.Die 1.Serie erfüllt am 30.III.1953!‘ Der 1.Mai 1953 in Prag: Marsch der Beschäftigten von TESLA STRAŠNICE am Internationalen Kampftag der Werktätigen.

Am 1.Januar 1955 werden in der Tschechoslowakei neben den seit 1923 geltenden Hörfunkgebühren eigene Fernsehgebühren eingeführt. Monatlich sind von jedem Fernsehhaushalt 15 „neue“ Kronen (Kčs) zu entrichten. So gesehen kommen an Neujahr 1955 die ersten Schwarzseher zur Welt…

Kurzer Blick in die Statistik: Am 1.Januar 1955 zählt man in der Tschechoslowakei 3 833 Fernsehhaushalte, am 31.Dezember 1955 32 119, am 31.Dezember 1956 75 934, 

am 31.Dezember 1957 172 785, am 31.Dezember 1958 327 861, am 31.Dezember 1959 518 987, am 31.Dezember 1960 794 898 und am 31.Dezember 1961 ist mit 1 089 449 die Millionengrenze überschritten.

Hinweisschild auf das Fernsehstudio – das damals einzige Fernsehstudio der Tschechoslowakei –im traditionsreichen Gebäude „Měšťanská beseda“ (‚Bürgerhaus‘) an der Vladislavova ulice 20 (Wladislaw-Straße 20) in der Prager Neustadt (Pražské Nové Město).

In der „Beseda“ zwei eigenentwickelte Fernsehkameras (Prototypen), ein Abtaster für 35-mm-Filme sowie ein Regiepult,auf dem Petřín der Fernsehsender und als Verbindung zwischen der Měšťanská beseda und dem Petřín eine Richtfunkanlage (3 cm-Mikrowellen, Hersteller ist das Forschungsinstitut für Nachrichtentechnik A. S. Popov („Výzkumný ústav pro sdělovací techniku A.S. Popova/VÚST“) –die gesamte technische Ausstattung von „Televise Praha“.

Die Prager Fernsehpioniere können mit dieser bescheidenen Ausstattung jedoch Wunder bewirken...Der VÚST ist das nach dem russischen Physiker und Funkpionier Александр Степанович Попов –Alexandr Stepanovič Popov benannte Forschungsinstitut für Nachrichtentechnik mit Sitz in Prag,  das am 1.Januar 1952 die Nachfolge der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des staatlichen Elektronikunternehmens TESLA namens „TESLA ELEKTRONIK A.S. POPOVA“ (gegründet 1950) antritt, die wiederum zurückgeht auf die um Jahr 1947 ins Leben gerufene Organisation „Ústřední vývoj TESLA“ (‚Zentrale Entwicklung TESLA‘).

Am 24.Februar 1954 ist der Versuchsbetrieb der Prager Fernsehstation beendet und die Fernsehsendungen werden für „regelmäßig“ erklärt. Am 24.Februar 1954 und auf den Tag genau sechs Jahre nach dem Staatsstreich und der Machtergreifung der Kommunisten, der in der offiziellen Sprachregelung „Vitězný únor“ bzw. slowakisch „Víťazný február“ (‚Siegreicher Februar‘) heißt.

Bild vom Regiepult in der Měšťanská beseda. ( Im heutigen Sitz der tschechischen Nationalbank).

Im ersten Monat seines Bestehens – also im Mai 1953 – sendet das Prager Fernsehen an drei Wochentagen – mittwochs, samstags und sonntags – jeweils am Abend für etwa zwei Stunden. Weil man so wenig zu senden hat und die Mitarbeiter mit drei Sendetagen an ihre kreativen Grenzen stoßen, fährt man das Programmangebot zurück und streicht im Sommer den Sonntag. Vom 1.Juni 1953 bis zum 30.September 1953 kann man in Prag und Umgebung vorübergehend nur noch an zwei Wochentagen fernsehen, ab Oktober 1953 dann wieder an dreien (Mittwoch, Samstag und Sonntag). Ab 1.November 1953 sendet das Fernsehen an vier Wochentagen, der hinzugekommene Donnerstag gehört schwerpunktmäßig den Kindern und der Jugend. Ab 1.Januar 1955 sendet die Prager Fernsehstationen auch am Freitag und damit an fünf Tagen der Woche, ab 4.Oktober 1955 kommt der Dienstag hinzu und ab 29.Dezember 1958 wird auch am bisher fernsehfreien Montag gesendet – seitdem gibt es in der Tschechoslowakei an jedem Tag Fernsehen.

Gruß vom höchsten Turm des hunderttürmigen Prag Der Aussichtsturm auf dem Laurenziberg ist 60 Meter hoch, die Krone 384 Meter über dem Meer,  200 Meter über der Moldau‘

Der Aussichtsturm auf dem Petřín auf einer Ansichtskarte aus den 1930er Jahren. Die Prager nennen ihren historischen Aussichtsturm „Eiffelovka“ (‚Eiffelturm‘).

Während seines Besuches im gerade von Deutschland besetzten Prag – am 15. und 16.März 1939 –äußert Adolf Hitler den Wunsch, der Aussichtsturm auf dem Petřín möge verschwinden, denn er würde die Sicht auf die Prager Burg verschandeln…

                Am1.Mai 1891 wird der Grundstein gelegt,

Der Bau des Aussichtsturms auf dem Petřín (Laurenziberg) vom 1.Mai 1891 bis zur feierlichen Eröffnungsfeier am 20.August 1891.

Ab 1.Mai 1953 wird aus dem Aussichtsturm der erste Prager Fernsehsender.

Der ‚Aussichtsturm auf dem Laurenziberg‘

Bauzeichnung von Ingenieur František Prášil aus dem Jahr 1890 ( siehe oben rechts). Gebaut wird der gusseiserne Aussichtsturm zeitgleich mit einem bis heute existierenden Spiegellabyrinth und einer heute noch fahrenden Standseilbahn.

Der Turm wird errichtet zur „Jubilejní zemědělská výstava“ (‚Landesjubiläumsausstellung‘), die vom 15.Mai bis 18.Oktober 1891 in Prag läuft.

Der 63,5 Meter hohe Turm wird gebaut von der „Mostárna pražská“ (‚Prager Brückenbaugesellschaft‘) bei der „První českomoravská strojírna Kolben-Daněk/ČKD“ (‚Erste böhmisch-mährische Maschinenbaugesellschaft Kolben-Daněk‘).

Der Fußpunkt des Turmes steht in 318 Metern Meereshöhe.175 Tonnen Eisen werden verbaut. Zur Aussichtskabine in 51 Metern Höhe führen 299 Stufen.

Auf der Spitze ist ursprünglich eine stilisierte Krone und ein Fahnenmast angebracht.  Amtlich heißt der 1891 gebaute Aussichtsturm aus Gusseisen „Petřínská rozhledna“ (‚Laurenziberger Aussichtsturm‘). 

Die allererste Radiosendung der Tschechoslowakei wird am 28.Oktober 1919 von hier ausgestrahlt:

Zum einjährigen Geburtstag der „Republika československá“ (‚Tschechoslowakischen Republik‘) sendet eine umgebaute Funktelegrafie-Station auf dem Petřín Wort und Musik.

Seit Anfang der 1950er Jahre trägt der Turm dauerhaft Sendeantennen –zuerst fürs Fernsehen (1953-1992),

dann auch für den UKW-Hörfunk (1959-1961 in OIRT-Norm und 1991 bis heute in CCIR-Norm).

Vor Beginn der Fernsehausstrahlung wird im Jahr 1952 an der Spitze des Turmes die Krone entfernt und durch eine Sendeantenne ersetzt, wodurch der Turm insgesamt um zwölf Meter höher wird.

Außerdem wird der Fahrstuhl ausgebaut, denn in seinem Schacht (Tubus) werden u.a. die Speiseleitungen zwischen Sendeanlage und Sendeantenne sowie weitere Kabelverbindungen verlegt.

In der verglasten Kabine im ersten Stock des Turmes wird die Empfangsantenne (Parabolantenne) der Richtfunk-Verbindung mit dem Studio in der Měšťanská beseda untergebracht.

In der ehemaligen Ausflugsgaststätte am Fuß des dortigen Ausichsturms – eine freie Kopie des Eiffelturms in Paris – installiert der Staatsbetrieb TESLA HLOUBĚTÍN den Prototyp der Baureihe „TESLA TV5/FM3“. Dieser erste tschechoslowakische Fernsehsender strahlt sein Signal anfangs über eine Schmetterlingsantenne (tschechisch: „turniketová anténa“ – ‚Drehkreuzantenne‘) auf der Spitze des gut 60 Meter hohen Eisenturms und wird von den Betriebstechnikern bald liebevoll „dědeček“ (‚Großväterchen‘) getauft. Wie die Typenbezeichnung verrät, beträgt die nominale Ausgangsleistung des amplitudenmodulierten Bildsenders 5 Kilowatt (Arbeitsfrequenz: 49,75 MHz) und die nominale Ausgangsleistung des frequenzmodulierten Tonsenders beläuft sich auf 3 Kilowatt (Arbeitsfrequenz: 56,25 MHz). Die von den Antennen abgestrahlte effektive Strahlungsleistung (ERP) ist nicht recht viel höher, denn der Antennengewinn einer Schmetterlingsantenne hält sich ja in Grenzen.                Der „TESLA TV5/FM3“                am Petřín – der „dědeček“ (‚Großvater‘) aller tschechoslowakischen Fernsehsender.

Der Bau von Funksendeanlagen hat in der Tschechoslowakei eine lange Tradition. So liefert in den 1930er Jahren die Firma „Radioslavia“ in Praha-Hloubětín (Prag-Tiefenbach), die mit der englischen „Marconi Wireless Telegraph Company“ zusammenarbeitet, moderne Hörfunksender hoher Leistung und beginnt im Jahr 1936 mit der Herstellung von Senderöhren.

Unter anderem stattet die Radioslavia im September 1941 den Standort Ismaning bei München mit vier Kurzwellensendern hoher Leistung (75 kW) aus, die nach dem Krieg von der „Voice of America“ beschlagnahmt und eingesetzt werden. Im Frühjahr 1945 liegen nach Bombardierungen die Gebäude und Werkhallen der Radioslavia in Schutt und Asche. So muss man in der Tschechoslowakei bei der Herstellung von Sendeanlagen und Senderöhren von vorne beginnen. Nach dem Krieg und der Verstaatlichung der Industrie wird im Jahr 1948

TESLA VRŠOVICE in Praha-Vršovice (Prag-Wirschowitz) zum Nachfolger der Radioslavia. Ab dem Jahr 1951 führt TESLA HLOUBĚTÍN die tschechoslowakische Tradition im Senderbau fort. Auf die Konstruktion der Fernsehsender der ersten Generation („TESLA I. TV/FM“) geht Ende der 1950er Jahre/Anfang der 1960er Jahre die Konstruktion der tschechoslowakischen UKW/FM-Sender der ersten Generation („TESLA FM1“, „TESLA FM4“, „TESLA FM10“) zurück.

 

 

Das Innenleben des „dědeček“ (‚Großvater‘) aller tschechoslowakischen Fernsehsender: Blick in den „TESLA TV5/FM3“.Der Aufbau des Fernsehsenders am Fuße des Aussichtsturmes auf dem Petřín.Aus Aussichtsturm mach Fernsehturm:

Momentaufnahmen von der Montage der Schmetterlingsantenne für den Fernsehsender auf dem Aussichtsturm am Petřín. Gut zu sehen ist der kostel sv. Vavřínec (Kirche St. Laurentius).

Die „turniketová anténa“ (‚Schmetterlingsantenne‘) des ersten tschechoslowakischen Fernsehsenders auf dem Aussichtsturm am Petřín in Prag. Im Laufe der Jahre werden zwischen den beiden Aussichtsplattformen mehrere Antennenfür Richtfunkverbindungen (Parabolantennen) befestigt.

Der Turm ist beim Fernsehstart am 1.Mai 1953 nur vorübergehend als Träger für die Antennen des Fernsehsenders gedacht, bleibt es aber tatsächlich beinahe 40 Jahre lang. Aufgrund von Baufälligkeit muss der Turm im Jahr 1979 für die Öffentlichkeit gesperrt werden, dient aber dennoch weitere zehn Jahre als Annenträger des Fernsehsenders „Praha-město“ (‚Prag-Stadt‘). An die drei Viertel der Prager Stadtbevölkerung ist beim Fernsehempfangt auf den Sender auf dem Petřín angewiesen, auch noch nach Inbetriebnahme des mittelböhmischen Grundnetzsenders auf dem Cukrák (Zuckerhut) am südlichen Stadtrand mit seiner Strahlungsleistung von reichlich 150 kW (ERP). 

Denn das Signal vom Cukrak kommt im Stadtgebiet mit seinen mehreren Hügeln an vielen Stellen zwar mit hoher Feldstärke, aber unbrauchbar und verzerrt an.

Im Jahr 1991 – zum 100.Jubiläum der „Jubilejní zemědělská výstava“ (‚Landesjubiläumsausstellung‘) und damit auch zum 100.Jubiläum des Turms – dürfen nach notdürftigen Instandsetzungsarbeiten erstmals wieder Besucher in den altehrwürdigen Aussichtsturm.

Im Jahr 1999 wird er erneut gesperrt, zwei Jahre lang generalsaniert und schließlich am 24.März 2002 rundumerneuert wiedereröffnet.

Die Sendeantennen fürs Fernsehen werden nach der endgültigen Inbetriebnahme des neuen und 216 Meter hohen Fernsehturmes im Mahlerpark (Mahlerovy sady) in Prag-Veitsberg (Praha-Žižkov)der am 3.Mai 1991 die Fernsehversorgung des Prager Stadtgebietes übernimmt, abmontiert.

Aber es werden bald schon am alten Aussichtsturm am Petřín Sendeantennen für den UKW-Hörfunk angebracht. 

In den 40 Jahren des Fernsehsender-„Provisoriums“ von 1953 bis 1991 werden immer wieder Vorschläge gemacht und Vorstöße unternommen für einen besseren und höher gelegenen, modern ausgestatteten Standort, um den gesamten Prager Kessel („pražská kotlina“) mit einem einwandfreien Fernsehsignal zu versorgen. Das Fernmeldeministerium („Ministerstvo spojů“) will beim Petřín bleiben und lässt zunächst prüfen, ob man den historischen Aussichtsturm nicht aufstocken könnte. Dann, im Jahr 1975, will es am Petřín einen 160 Meter hohen Stahlgittermasten aufstellen, um dort die Antennen für den städtischen Fernsehsender anzubringen. Das Fernmeldeministerium beharrt hartnäckig auf dem Standort Petřín, weil es den Pragern – vor allem wohl den Antennenbauern von „Kovopodnik Praha“ (‚Metallunternehmen Prag‘) – eine Neuausrichtung tausender Fernsehantennen ersparen will. Gegen diesen Plan eines 160 Meter hohen Stahlgittermasten laufen die Denkmalschützer Sturm, die eine Verunstaltung des historischen Stadtbildes befürchten. Und so wird für den definitiven Fernsehturm im Prager Stadtgebiet ein anderer Standort gesucht. Als neuer Standort kommen unter anderem der Park „Parukářka“ (‚Perückenmacherin‘ – heißt so, weil der frühere Eigentümer des Grundstücks Jan Hrabánek von Beruf Perückenmacher war), der Hügel „Bohdalec“, der „Šibeniční vrch“ (‚Galgenberg‘), die „Židovské pece“ (‚Judenöfen‘ – heißen so, weil dort Höhlen waren, in denen sich Juden vor gewaltsamen Ausschreitungen versteckt haben), der Tafelberg „Vidoule“, die „Dívčí hrady“ bzw. „Děvín“ (‚Mädchenburg‘ bzw. ‚Magdeburg‘) oder die „Pankrácká pláň“ (‚Pankratzer Hochebene‘) in Betracht.

Allen Ernstes wird diskutiert, das Prager Stadtgebiet gleich von mehreren niedrigeren und unauffälligeren Standorten aus mit Fernsehen (und UKW-Hörfunk) zu versorgen, was eine Verschwendung von Frequenzen nach sich gezogen hätte. Mitte der 1980er Jahre kann man sich dann endlich darauf einigen, den neuen Fernsehturm mitten in eine Grünanlage zu bauen – an der Stadtteilgrenze von Vinohrady (Weinberge), aber schon in Žižkov (Veitsberg bzw. Zischkaberg). Kein unbelasteter Standort! Diese Grünanlage heißt seit den 1950er Jahren „Mahlerovy sady“ (‚Mahlerpark‘) und ist benannt nach dem böhmischen und jüdischen Komponisten Gustav Mahler. Aber angelegt ist dieser Park auf dem Gelände eines damals in den 1950er Jahren schon ziemlich verwahrlosten jüdischen Friedhofes, des historisch bedeutenden „Starý židovský hřbitov na Olšanech“ bzw. „Starý židovský hřbitov Praha-Žižkov“

(‚Alter Wolschaner Jüdischer Friedhof‘ bzw. ‚Alter Jüdischer Friedhof Prag-Veitsberg‘). Ein kläglicher Rest dieses Friedhofes ist bis heute erhalten.Die Bauarbeiten für den neuen Fernsehturm beginnen dort am 24.November 1985.

Hochfrequenzspezialisten stellen bei ihren Vorüberlegungen fest, dass zu einer optimalen Versorgung des Prager Stadtgebiets von Žižkov aus die Antennen mindestens 200 Meter über dem Grund angebracht sein müssen. So projektieren sie einen 216 Meter hohen Turm.

Von diesem „Bretterverschlag“ auf dem Dach der Měšťanská beseda wird das im Haus produzierte Fernsehprogramm über Richtfunk zum Sender auf dem Petřín gefunkt. Auf dem Dach die Empfangsantenne – ein einfacher Dipol – zur Rückkontrolle des vom Petřín ausgestrahlten Signals.

 IM HINTERGUND Ist in Umrissen der Aussichtsturm auf dem Petřín zu sehen.

 Richtfunk – S e n d e r   der Baureihe „MT1“, eine Eigenentwicklung des „VÚST“. So ein Sender steht auf dem Dach der Měšťanská beseda

.Die „turniketová anténa“ (‚Schmetterlingsantenne‘) des ersten tschechoslowakischen Fernsehsenders auf dem Aussichtsturm am Petřín in Prag.

Am 17.Januar 1954 feiert das Prager Fernsehen seinen 100ten Sendetag. Damals wird schon an vier Tagen in der Woche gesendet, jeweils abends für zwei bis drei Stunden. An die 200 000 Tschechen schauen sich das Programm mehr oder weniger regelmäßig an. Gaststätten mit Fernsehgerät sind gut besucht. Wer ein eigenes Fernsehgerät zuhause hat, hat so viele Freunde wie nie zuvor…Die für den Fernsehempfang im Band VHF-I (Kanal 1, 2, 3 und 4) typischen Antennengiganten mit ihren bis zu fünf Meter langen Dipolstäben. Die Antennen zum Empfang des OIRT-UKW-Hörfunks sind nicht recht viel kleiner…

Tschechoslowakisches Fernsehen 1954  1957 Tschechoslowakische Post‘

Je nach Empfangslage und technischem Aufwand (Antenne, Verstärker, Fernsehapparat) kann der Prager Fernsehsender auch in weiterer Entfernung empfangen werden. An manchen Orten reicht die Feldstärke des einfallenden Signals zur zum Empfang des Fernsehtones

Aus „Amatérské radio“ (Nr. 11/1955).

Fernsehen – das kleine Kino daheim

Die im ersten tschechoslowakischen Fernsehgerät „TESLA 4001A“ eingebaute kreisrunde Bildröhre der Baureihe „TESLA 25QP20“ bietet mit ihrem Durchmesser von 25 cm ein nur sehr kleines Fernsehbild. Deswegen gibt es in den Geschäften sogenannte „zvětšovací čočky“ (‚Vergrößerungslinsen‘),die man vor den Bildschirm stellt.

Weil diese Linsen mit destilliertem Wasser gefüllt sind, nennen viele Tschechen und Slowaken ihren Fernseher „akvarium“ (Aquarium).

In der Tschechoslowakei wird seit Kriegsende 1945 ständig an der Organisation von Hörfunk und später auch Fernsehen gebastelt. Vier Jahre nach seiner vollständigen Verstaatlichung im April 1948 wird der Rundfunk am 17.Juni 1952 dem neugegründeten staatlichen Tschechoslowakischen Hörfunkkomitee („Československý rozhlasový výbor /ČRV“) unterstellt – alles schön nach sowjetischem Vorbild. Aber schon im folgenden Jahr werden sowohl das Ministerium für Informationen und Aufklärung („Ministerstvo informací a osvěty“) als auch das ihm angegliederte Rundfunkkomitee (ČRV) aufgelöst. Der Hörfunk und das neue Fernsehen werden fortan von einer im Kulturministerium („Ministerstvo kultury“) angesiedelten und neugebildeten Hauptverwaltung des Tschechoslowakischen Rundfunks („Hlavní správa Československého rozhlasu“) geleitet und beaufsichtigt. Schon drei Jahre später – den Beschluss fasst die Regierung am 29.November 1957 – wird das Tschechoslowakische Komitee für Hörfunk und Fernsehen („Československý výbor pro rozhlas a televizi /ČVRT“) gegründet, unter dessen Dach sowohl „Československý rozhlas/ČR“ (Hörfunk) als auch die neu ins Leben gerufene Anstalt „Československá televize/ČST“ (Fernsehen) arbeiten. Schon zwei Jahre später – genau am 1.Oktober 1959 – werden Hörfunk und Fernsehen endgültig organisatorisch getrennt in „Československý rozhlas“ und „Československá televize“. Außerdem werden ab dem 1.Oktober 1959 Hörfunk wie Fernsehen direkt vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei („Ústřední výbor Komunistické strany Československa/ÚV KSČ“ bzw. slowakisch „Ústredný výbor Komunistickej strany Československa/ÚV KSČ“) geleitet und überwacht. Das Forschungsinstitut für Hörfunk und Fernsehen („Výzkumný ústav rozhlasu a televize/VÚRT“) in Prag wird im Zuge der Umorganisation im Herbst 1959 dem Fernsehen angegliedert.

Československý výbor pro rozhlas a televizi (Tschechoslowakisches Komitee für Hörfunk und Fernsehen). Das Logo des „ČVRT“.

Logo des Fernsehstudios Ostrau.

Gut zwei Jahre nach dem Start des Fernsehens in Prag kommt das neue Medium in weitere Landesteile. Der zweite tschechoslowakische Fernsehsender (Baureihe „TESLA TV10/FM5“; ebenfalls Kanal 1 der OIRT-Fernsehnorm, ITU-Standard „D“) geht nach seinem ersten Testlauf am 15.November 1955 an Silvester 1955 in regulären Betrieb, also am 31.Dezember 1955 – und das im Norden Mährens, im ‚eisernen Herz der Republik‘ („železné srdce republiky“), also in der Bergarbeiterstadt Ostrava (Ostrau). Im Sinne einer Gleichbehandlung von Tschechen und Slowaken sollte nach Prag eigentlich erst mal die größte slowakische Stadt Bratislava (Preßburg) fernsehtechnisch erschlossen werden. Dazu bekommen die Witkowitzer Eisenwerke („Vítkovické železárny“ – Vítkovice ist ein Stadtteil von Ostrava) im Laufe des Jahres 1954 einen höchst bedeutsamen Auftrag: Innerhalb weniger Monate sollen sie für den Fernsehbetrieb in der slowakischen Metropole einen Fernsehturm herstellen und liefern. Dieser Stahlgitterturm (Stahlfachwerkturm) soll aufgebaut werden auf dem Kamzík (Gamsberg) hoch über dem Stadtteil Mlýnska dolina (Mühltal). Doch kurz vor der Abnahme lehnen die slowakischen Verantwortlichen den für sie bestimmten und fast schon fertig produzierten Turm ab! Angeblich ist er ungeeignet, da um sieben Meter zu niedrig… Und so beschließt Jaroslav Miska, der Generaldirektor der Ostrau-Karwiner Bergwerke („Ostravsko-karvinské doly/OKD“) mehr oder weniger eigenmächtig, dass dieser Turm vor Ort bleibt. Er wird ganz in der Nähe aufgebaut, in Hošťálkovice (Hoschialkowitz – von 1939 bis 1945 Gottschalksdorf), auf einer Anhöhe ein Stück nordwestlich der Stadt Ostrava. Die Betriebsgebäude errichtet die Firma Hochbau Ostrau („Pozemní stavby Ostrava“). Am Fuß des Antennenturmes, neben dem Betriebsgebäude, in dem der Fernsehsender untergebracht ist, richten die Fachleute von Radiobauten Prag („Radiostavby Praha“) ein winziges Fernsehstudio (5 x 6 Meter) ein. Die einzige verfügbare Kamera stellt das Forschungsinstitut für Hörfunk und Fernsehen („Výzkumný ústav rozhlasu a televize/VÚRT“). Auch in Ostrava sind die Zuständigkeiten so geregelt, dass sich um alles, was mit der Technik zu tun hat, die Fernmeldeverwaltung kümmert und um alles, was mit dem Programm zu tun hat, sich das örtliche Bezirksstudio des Tschechoslowakischen Rundfunks kümmert. Bis zur Fertigstellung der ersten und noch sehr improvisierten Richtfunkverbindung über den Suchý vrch (Dürrer Berg) bei Králíky (Grulich) ganz im Osten der Orlické hory (Adlergebirge) und dem Praděd (Altvater) im Hrubý Jeseník (Altvatergebirge bzw. Hohes Gesenke) gleichen Prag und Ostrava einer fernsehtechnischen Insel. Denn beim Programm ist man sowohl in Prag wie in Ostrava fast ein ganzes Jahr lang voll und ganz auf sich allein gestellt. Erst ab dem 20.Dezember 1956 können die Fernsehstudios in Prag und Ostrava Sendungen gemeinsam ausstrahlen.

Ein Rekord: Der Bau beginnt am 5.Januar 1955, ab dem 17.Oktober 1955 werden die technischen Anlagen und Einrichtungen eingebaut und montiert, gesendet wird versuchsweise ab dem 15.November 1955: der nordmährische Standort Hošťálkovice (Hoschialkowitz bzw. Gottschalksdorf) bei Ostrava (Ostrau bzw. Mährisch Ostrau).

Bei seiner Fertigstellung kommt die Frage auf, was der neue Fernsehsender denn eigentlich senden soll.Denn die angedachte Richtfunkverbindung mit Prag ist lange noch nicht betriebsbereit.

So wird im Betriebsgebäude ein 4 mal 4 Meter großes Behelfsstudio eingerichtet. Diese „hlasatelna“ (‚Ansageraum‘) ist für knapp zehn Jahre das einzige Fernseh-„Studio“ in Ostrava.

Aus ihr wird sogar einmal eine ganze Oper gesendet. Die Sänger wechseln sich dabei vor der Kamera ab wie die Figuren in einem Wetterhäuschen…

Im August 1968, beim Einmarsch der Sowjets und ihrer Verbündeter, entsteht in dieser „hlasatelna“ für ein paar Tage lang im Geheimen ein Notprogramm des tschechischen Widerstands.

Als erstes wird hier der Fernsehsender („TESLA TV10/FM5“, Kanal 1) aufgeschaltet, der erste UKW-Hörfunksender („TESLA FM 1“) kommt am 1.Februar 1962 hinzu.

Der Antennenträgerturm (Stahlgitterturm) wird in nur zehn Monaten montiert. Er ist 122,92 Meter hoch und wiegt 178 Tonnen.

Nach Fertigstellung seines Nachfolgers im Zuge der Generalsanierung von 1975 bis 1980 wird dieser Stahlgitterturm aus der Pionierzeit am 21.Dezember 1979 gesprengt.

Die Broschüre „50 let Čs. rozhlasu v Ostravě“ (‚50 Jahre Tschechosl. Rundfunk in Ostrau‘) spricht in Zusammenhang mit der Einführung der Hörfunkausstrahlung auf UKW von einem großen qualitativen Schritt. 

Als Daten der Aufschaltung von UKW-Sendern im Bezirk Nordmähren nennt die Broschüre

den 1.Februar 1962 („TESLA FM 1“; 67,10 MHz; „ČS 1“),

den 22.Oktober 1962 („TESLA FM 4“; 69,08 MHz; „ČS 2“),

den 1.November 1963 (TESLA FM 4“; 66,32 MHz; „ČS 1“ – später für „Praha“ eingesetzt)

am Standort Ostrava-Hošťálkovice und

den 1.Januar 1970 („TESLA FM 1“; 68,66 MHz; „ČS“ bzw. ab 31.August 1970 „Hvězda/Hviezda“)

am Standort Jeseník-Praděd (Freiwaldau-Altvater).

Die Jubiläumsbroschüre gesteht erhebliche Probleme mit der Tonqualität der UKW-Sender ein, da anfangs die Modulationsleitungen und auch viele Sendungen aus dem Hörfunkarchiv nicht UKW-tauglich sind.

Wie man ausgerechnet auf diesen Standort, den Hügel beim Dorf Hošťálkovice kommt? Die Erklärung ist ganz einfach:

Mitte der 1950er Jahre gibt es lange noch keine digitalen Landkarten. Deswegen gießen sich die Hochfrequenztechniker aus Gips eine plastische Landkarte mit dem Geländerelief der Gegend rund um Ostrava. 

In absoluter Dunkelheit suchen sie mit Hilfe einer kleinen leuchtenden Glühbirne die Stelle, von wo aus das angedachte Gebiet am besten ausgeleuchtet wird...

Die Geländeerhöhung in Hošťálkovice , auf der der nordmährische Grundnetzsender steht, ist lediglich 276 Meter hoch.

Unerklärlich, warum der Grundnetzsender für den Großraum Ostrava nie auf die gerade mal 20 Kilometer Luftlinie entfernte und über 1300 Meter hohe Lysá hora (Kahlberg) in den Moravskoslezské Beskydy (Mährisch-Schlesische Beskiden) verlegt wurde. Dort auf der Lysá hora wird am 1.März 1980 immerhin ein leistungsstarker Fernsehsender (300 kW ERP) mit einem fast 80 Meter hohen Antennenturm für das zweite Programm in Betrieb genommen. Im Oktober 2019 kommt an dem günstig gelegenen Standort ein digitaler Hörfunksender (DAB plus) hinzu

.Am nordmährischen Grundnetzsender Ostrava-Hošťálkovice erzählen sich die Techniker gerne Anekdoten aus der Anfangszeit. So gibt es mit der Sendeanlage der Baureihe „TESLA TV10/FM5“ anfangs große Schwierigkeiten.

Die meisten Sorgen bereitet der Modulator. Manche Mängel können selbst bis zur Endabnahme nicht beseitigt werden. Auf den Hinweis des Betriebspersonals, der Fernsehsender erzeuge Geisterbilder, antwortet der Vertreter des Herstellerbetriebes TESLA HLOUBĚTÍN mit den Worten:

„Aber meine Herren, Sie werden doch wohl kaum einen geistlosen Sender haben wollen!“

Der Blick auf die Antennenfelder am Turm des Fernsehsenders Ostrava-Hošťálkovice Mitte der 1950er Jahre.

Der Versuchsbetrieb beginnt am 15.November 1955. Da erscheint auf den wenigen Fernsehgeräten in und um Ostrau zuerst das Testbild, dann ist Musik zu hören gefolgt von der Ansage: 

„Es meldet sich Ihnen das Fernsehstudio Ostrau. Das Fernsehstudio Ostrau hat heute Abend in unserer Region mit Versuchssendungen begonnen. Wir bitten alle, die uns gerade zuhören, uns Meldung über den Empfang zu machen. Die heutige Versuchssendung endet um 22 Uhr.“

Das erste eigentliche Fernseh-„Programm“ läuft dann zu Silvester, also am 31.Dezember 1955 und gestaltet sich sehr bescheiden: Ansagen und Filme.

Am nordmährischen Grundnetzsender in Hošťálkovice wird bald schon der Platz knapp. Deswegen muss für die benötigten Richtfunk-Antennen ein eigener Betonturm gebaut werden – gegenüber dem eigentlichen Gelände, über der Straße. Der 50 Meter hohe Typenturm mit kreisrundem Grundriss wird im Jahr 1966 fertig.

Wie erwähnt: Bis zum Herbst 1956 arbeiten die beiden Fernsehstationen in Prag und Ostrava völlig unabhängig voneinander. Zwar werden schon Anfang 1956 erste Versuche unternommen, beide „Fernseh-Inseln“ mittels Richtfunkstrecke zu verbinden, aber auf der angedachten Zwischenstation auf dem 1 493 Meter hohen Praděd (Altvater) ist der Empfang des Prager Fernsehsenders empfindlich gestört und das Signal unbrauchbar. Kein Wunder, senden doch Prag und Ostrava in ein und demselben Kanal (Kanal 1) ! Um die gegenseitigen Störungen zu umgehen, wird westlich des Praděd, in seinem Funkschatten, auf dem fast 1 000 Meter hohen Suchý vrch (Dürrer Berg) im Osten der Orlické hory (Adlergebirge) bei Králíky (Grulich), eine zweite Zwischenstation errichtet, die den Prager Fernsehsender auf dem Petřín (Laurenziberg) störungsfrei empfängt und das Signal dann über den Praděd (Altvater) nach Hošťálkovice bei Ostrava weiterleitet. Ein wirklich einwandfreies Fernsehbild aus Prag erreicht Ostrava erst Anfang 1957. Denn da ist auf der 760 Meter hohen Zvičina (Switschin) bei Trutnov (Trautenau) in den Vorbergen der Krkonoše (Riesengebirge) eine dritte Zwischenstation betriebsbereit. Nun läuft das Fernsehsignal über vier Etappen: Petřín-Zvičina – Zvičina-Suchý vrch – Suchý vrch-Praděd und schließlich Praděd-Hošťálkovice. Diese Fernseh-Richtfunkstrecke funktioniert allerdings nur in eine Richtung. Um sie „umzudrehen“, müssen auf der Zvičina, auf dem Suchý vrch und auf dem Praděd die Empfangs- und Sendeeinheiten vertauscht werden. Auf der Zvičina müssen hierzu die Betriebstechniker die beiden Einheiten, die im dortigen Aussichtssturm auf unterschiedlichen Stockwerken untergebracht sind, mittels Seilzug nach oben bzw. unten hieven… Am Anfang brauchen die Techniker für das „Umdrehen“ der Fernsehrichtfunkstrecke eine ganze Stunde, später sind sie so aufeinander eingespielt, dass sie das locker in einer knappen halben Stunde hinbringen. Der Fernsehton läuft allerdings nicht über Richtfunk, sondern kabelgebunden über Hörfunk-Leitungen der Post.

Der Bau des Netzes an Fernseh-Grundnetzsendern – in jedem Bezirk (kraj) ein Sender hoher Leistung – ist am 26.November 1961 abgeschlossen. Denn an diesem Tag geht der definitive mittelböhmische Grundnetzsender auf dem Cukrák (Zuckerhut) südlich von Prag in Betrieb. Die Fernseh-Grundnetzsender und das Datum ihrer Inbetriebnahme:

Mittelböhmen:

Praha-Petřín                                                         Kanal 1                                                  1.Mai 1953

Nordmähren:

Ostrava-Hošťálkovice                                         Kanal 1                                                  31.Dezember 1955

Westslowakei:

Bratislava-Kamzík                                               Kanal 2                                                  3.November 1956

Südmähren:

Brno-Kojál                                                            Kanal 9                                                  1.Januar 1959

Ostböhmen:

Hradec Králové-Krásné                                       Kanal 6                                                  1.Mai 1959

Südböhmen:

České Budějovice-Kleť                                       Kanal 2                                                  1.Mai 1959

Westböhmen:

Plzeň-Krašov                                                       Kanal 10                                                9.Mai 1960

Nordböhmen:

Ústí nad Labem-Buková hora                            Kanal 12                                                11.Juni 1960

Mittelslowakei:

Banská Bystrica-Suchá hora                              Kanal 7                                                  28.Oktober 1960

Ostslowakei:

Košice-Dubník                                                     Kanal 6                                                  24.Februar 1961

Mittelböhmen:

Praha-Cukrák                                                       Kanal 1                                                  26.November 1961

 

weiter geht es in die Slowakei nach Bratislava

Wegen fehlender sieben Meter muss die slowakische Hauptstadt Bratislava (Preßburg) noch ein ganzes Jahr lang auf seine „televízia“ warten! Denn der Fernsehsender „Západné Slovensko“ (‚Westslowakei‘) auf dem Kamzík (Gamsberg) hoch über Bratislava geht erst am 3.November 1956 in Betrieb. Er arbeitet im Kanal 2 der osteuropäischen OIRT-Fernsehnorm (ITU-Norm „D“) mit dem Bildträger auf 59,25 MHz und dem Tonträger auf 65,75 MHz. Der Antennenträgerturm in Bratislava ist mit demjenigen in Ostrava beinahe identisch – nur eben um ein paar Meter höher... Die Preßburger Fernsehstation sendet anfangs zwei Mal pro Woche, immer am Mittwoch und am Samstag. Ab Februar 1957 wird auch am Sonntag gesendet und so ist sie drei Mal pro Woche in der Luft. Als im November 1957 die Richtfunkstrecke von Ostrava (Ostrau) nach Bratislava (Preßburg) verlängert ist, kann man auch im Westen der Slowakei an sechs Wochentagen fernsehen.

‚Fernsehstudio Preßburg. Versuchssendung‘ Stationsdia aus der Versuchsphase des slowakischen Fernsehens.

Wie in Ostrava steht in Bratislava das winzige Fernsehstudio direkt am Sender. Später bekommt die Preßburger Fernsehstation ein „televízny ateliér“ (‚Fernsehatelier‘) in der (1967 abgebrochenen) Synagoge in der Altstadt.

Die slowakische Hauptstadt ist die weltweit einzige, die an zwei Nachbarstaaten grenzt – an Österreich und Ungarn. Bratislava heißt sie erst seit 1919. Der historische slowakische Name der Stadt lautet „Prešporok“, der deutsche Name „Preßburg“, der ungarische Name „Pozsony“, der lateinische „Possonium“.

Nach dem Ersten Weltkrieg fällt die Stadt und ihr Umland der neu gegründeten Tschechoslowakei zu und sie heißt vorübergehend „Wilsonovo (mesto)“ – ‚Wilsonstadt‘ zu Ehren des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson

.Am 6.November 1955 beginnen die Bauarbeiten.

Blick auf die Antennenfelder für Fernsehen und UKW-Hörfunk am westslowakischen Standort Bratislava-Kamzík. Der Fernsehsender („TESLA TV10/FM4“, Kanal 2) wird erstmals am 3.August 1956 eingeschaltet.

Da muss er behelfsweise über eine Ersatzantenne strahlen, denn an den definitiven Antennenfeldern am Turm wird noch gebaut.

Die erste Fernsehsendung soll unbedingt am 3.August 1956 laufen, weil am 3.August 1926 – also 30 Jahre vorher – die erste slowakische Radiostation zu senden begonnen hat.

Der erste UKW-Hörfunksender („TESLA FM1“) kommt auf dem Kamzík am 17.Februar 1960 hinzu.

noch 3 Bilder aus dieser Anfangszeit 

Der Preßburger Fernsehsender‘.

Der Stahlgitterturm des Fernsehsenders auf dem Kamzík bei Bratislava als Titelfoto der slowakischen Programmzeitschrift „Rozhlas a televízia“ (‚Hörfunk und Fernsehen‘, Nr. 45/1956 vom 29.Oktober 1956).Die Zeitschrift kündigt den Fernsehbetrieb für den 3.November 1956 an.

Herbst 1956: die Auslage eines Elektrogeschäftes in Bratislava (Preßburg).

Der westslowakische Standort Kamzík (Gamsberg) bei Bratislava (Preßburg): links der alte Turm (130 Meter hoch), rechts der neue UKW- und Fernsehturm (194 Meter hoch).

Der neue Turm mit Restaurant und Aussichtsplattform wird von 1967 bis 1975 gebaut.  Am 22.Dezember 2009 beginnt am Kamzík die Umstellung der Fernsehausstrahlung von analog auf digital (DVB-T),

ab 15.Dezember 2009 – wird am Kamzík der erste digitale Hörfunksender der Slowakei (DAB plus) aufgeschaltet.

‚Fernsehprogramm Fernsehstudio Preßburg

Versuchssendung : Das Programm vom 6.Februar 1957 (Mittwoch) und 9.Februar 1957 (Samstag).

Das Jahr 1956 bringt dem tschechoslowakischen Fernsehzuschauer eine spannende Neuigkeit: Die erste Übertragung aus dem Ausland! Vom 26.Januar bis zum 5.Februar 1956 laufen im norditalienischen Cortina d’Ampezzo die VII. Olympischen Winterspiele. Die Prager Fernsehpioniere wollen dabei sein! Zunächst gelingt es ihnen, auf der knapp 960 Meter hohen Loučná (Wieselstein) bei Litvínov (Leutensdorf) im Erzgebirge (Krušné hory) den deutschen Fernsehsender Dresden zu empfangen, der bei Radebeul auf den Lößnitzhöhen steht und seit dem 9.Januar 1954 in Betrieb ist. Bis Anfang der 1960er Jahre sendet Dresden im Amateurband (Bild auf 145,25 MHz und Ton auf 151,1 MHz). Auf der Loučná (Wieselstein) betreibt während des Krieges die deutsche Wehrmacht einen Richtfunkposten. Nach dem Krieg fällt dieses militärische Objekt, bestehend aus zwei Holzbaracken und einem Antennenmast, dem tschechoslowakischen Forschungsinstitut des Fernmeldewesens („Výzkumný ústav spojů/VÚS“) zu. Mitarbeiter von „VÚS“ und „Televise Praha“ bauen hier eine Richtfunkstation zur Weiterleitung von Fernsehsignalen zwischen Dresden und Prag auf.Die Fernsehbilder, die aus Cortina d’Ampezzo kommen und über Österreich, die Bundesrepublik Deutschland, die DDR und die Loučná laufen und schließlich von der Prager Fernsehstation ausgestrahlt werden, gelten als die ersten zaghaften Schritte der „Intervision“. Offiziell wird die „Intervision“ im Rahmen der in Prag beheimateten Internationalen Rundfunk- und Fernsehorganisation („Organisation Internationale de Radiodiffusion et de Télévision/OIRT“) erst am 30.Januar 1960 ins Leben gerufen.

Praha-Petřín (1.Mai 1953), Ostrava-Hošťálkovice (31.Dezember 1955), Bratislava-Kamzík (3.November 1956). Mitte der 1950er Jahre weitet das Fernsehen in der Tschechoslowakei seine Sendezeit ständig aus. Nur eben sein Sendernetz nicht! Ihren großen Hunger nach dem neuen und faszinierenden Medium versuchen viele Tschechen und Slowaken dadurch zu stillen, dass sie sich wahre Antennenmonster bauen und diverse Verstärkeranlagen basteln. Da sind jetzt besonders diejenigen gefragt, die sich auskennen: die Radioamateure. Sie sind organisiert in örtlichen Radioklubs, die wiederum unter dem Dach – sprich: unter der politischen Aufsicht – des Verbandes zur Zusammenarbeit mit der Armee („Svaz pro spolupráci s armádou/SVAZARM“, slowakisch „Zväz pre spoluprácu s armádou/ZVÄZARM“) arbeiten bzw. arbeiten müssen. Denn in einem sozialistischen Land mit Machtmonopol der kommunistischen Partei ist die freie Ausübung eines solchen Hobbys kaum möglich. Denn der Staat will seine Bürger ja unter Kontrolle haben. Der SVAZARM bzw. ZVÄZARM ist vergleichbar mit der „Gesellschaft für Sport und Technik/GST“ in der DDR. Die Fernsehenthusiasten unter den Radioamateuren des SVAZARM/ZVÄRM machen sich mit wenig Erfahrung, bescheidenen technischen Möglichkeiten und begrenzen finanziellen Mitteln, dafür umso mehr Eifer, ans Werk. Durch ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Improvisationsgabe entstehen bis Ende der 1950er Jahr eine ganze Reihe von Fernsehsendern, Kanalumsetzern und Umlenkantennen. Die erste derartige Anlage auf slowakischem Boden entsteht ganz im Osten des Landes, in der Stadt Prešov (Eperies). Sie steht im alten Wasserturm der Stadt und verbreitet ab dem 2.Dezember 1957 (als slowakische Anlage!) im Kanal 6 mit 400 Watt Leistung gezwungenermaßen das Programm des (tschechischen!) Fernsehsenders Ostrava.

Die erste Sendeanlage des SVAZARM/ZVÄRAM auf tschechischem Boden wiederum entsteht – ebenfalls im Jahr 1957 – in Vrchlabí (Hohenelbe) im Riesengebirge (Krkonoše). Sie steht in Strážné (Pommerndorf) und verbreitet auf 196,75 MHz mit einer Leistung von etwa 20 Watt das Programm des Fernsehsenders Prag. Allerdings überträgt sie nur das Bild, was für die Fernsehzuschauer auf Dauer unbefriedigend ist. Vermutlich deswegen ist dem SVAZARM/ZVÄZARM-Fernsehsender in Vrchlabí-Strážné (Hohenelbe-Pommerndorf) kein langes Leben beschieden…

Mitte der 1950er Jahre: Fernsehen um jeden Preis!Mit derartigen Antennenmonstern – hier gestockte Yagi-Antennen – versuchen tschechische und slowakische Radioamateure, doch noch irgendwie das Signal eines heimischen Fernsehsenders zu erwischen.

Nach dem westslowakischen Grundnetzsender auf dem Kamzík (Gamsberg) hoch über der Hauptstadt Bratislava (Preßburg) nehmen Radioamateure des SVAZARM/ZVÄZARM in der zumeist gebirgigen Slowakei mehrere selbstgebaute Fernseh-Senderanlagen in Betrieb, unter anderem – wie erwähnt – auf dem alten Wasserturm von Prešov (Eperies) nördlich von Košice (Kaschau) am 2.Dezember 1957, auf dem Polom in der Malá Fatra (Kleine Fatra) bei Žilina (Sillein) am 1.Januar 1958, auf der Veľká Javorina in den Biele Karpaty (Weiße Karpaten) bei Nové Mesto nad Váhom (Waag-Neustadtl bzw. Neustadt an der Waag) im März 1958 und auf der Krížna (Kreuzberg) in der Veľká Fatra (Große Fatra) bei Banská Bystrica (Neusohl) am 28.August 1958. Diese Anlagen bleiben so lange in Betrieb, bis in den jeweiligen Regionen definitive und professionelle Sendeanlagen die Fernsehversorgung übernehmen können.

Im tschechischen Landesteil schalten Radioamateure nach der nur sehr kurzlebigen (Fernsehbildsende-) Anlage in Vrchlabí-Strážné (Hohenelbe-Pommerndorf) am 21.Dezember 1957 ihren nächsten Sender auf. Dieser steht auf dem höchsten Gipfel des Erzgebirges (Krušné hory), dem Klínovec (Keilberg).

Praha-Petřín (1.Mai 1953), Ostrava-Hošťálkovice (31.Dezember 1955), Bratislava-Kamzík (3.November 1956). Der vierte Fernsehsender der Tschechoslowakei geht – wie wiederholt erwähnt – überraschenderweise im abgelegenen äußersten Osten des Landes in Betrieb: in der ostslowakischen Stadt Prešov (Eperies). Ein technisches Unikat gebaut von Funkamateuren, allesamt Mitglieder des örtlichen Radioklubs, der wiederum zur Massenorganisation „ZVÄZARM“ gehört. Den Eperieser Funkamateuren bleibt nichts anders über als der Eigenbau. Denn beim Prager Senderbauer TESLA HLOUBĔTÍN liegen zwar fertig ausgearbeitete Produktionsunterlagen für Fernsehsender des Typs „TESLA III. TV400/FM100“ in der Schublade, doch es bleibt beim Projekt und Sendeanlagen dieser Baureihe gehen nie in Serie. Die Eperieser Funkamateure wollen aber jetzt und gleich ihren Fernsehhunger stillen und nicht Jahre lang warten, bis endlich der geplante ostslowakische Grundnetzsender in Dubník (Barov) betriebsbereit ist. Um im äußersten Osten der Slowakei überhaupt an ein Fernsehsignal zu kommen, bauen die Funkamateure aus Prešov in der Hohen Tatra (Vysoké Tatry) auf dem Lomnický štít (Lomnitzer Spitze) in über 2 600 Metern Meereshöhe eine Richtfunkstation. Das heißt: Oben auf dem Lomnický štít wird das Signal des 150 Kilometer Luftlinie entfernten nordmährischen Fernsehsenders Ostrava-Hošťálkovice im Kanal 1 (Bild auf 49,75 MHz und Ton auf 56,25 MHz) empfangen und dann mittels Richtfunk über 80 Kilometer weiter ins Tal nach Osten, eben nach Prešov, geleitet. Ein Direktempfang des Fernsehsenders Ostrava (Tschechien) oder gar des Fernsehsenders Bratislava (Slowakei) in der Gegend um Prešov (Slowakei) ist schlichtweg ausgeschlossen, denn zum einen die Entfernung ist viel zu groß und zum anderen liegen mehrere hochalpine Gebirgszüge dazwischen! In der Stadt Prešov bauen die Funkamateure auf dem alten Wasserturm (stará vodáreň) in Eigenregie einen Fernsehsender mit 400 Watt Ausgangsleistung auf. Die Sendeanlage basteln sie sich nach den Unterlagen von TESLA HLOUBĚTÍN zusammen. Sie ist vom 2.Dezember 1957 bis zum Betriebsbeginn des ostslowakischen Grundnetzsenders im nahen Dubník (Barov) im Februar 1961 in Betrieb. Hintergrund der großen Eile der Funkamateure aus Prešov ist unter anderem die traditionelle Rivalität zwischen den beiden ostslowakischen Städten Prešov (Eperies) und Košice (Kaschau) – nicht unähnlich der Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf. Man will in Prešov ganz einfach der Erste sein… In Prešov bringt man es auch nur schwer übers Herz, dass der ostslowakische Grundnetzsender für Fernsehen und UKW-Hörfunk auf dem Dubník (Barov) unter der Bezeichnung „Košice“ geführt wird, obwohl der Standort deutlich näher an Prešov liegt als an Košice! Prešov liegt von Košice Luftlinie etwa 30 km entfernt.

Slowakische Radioamateure aus Prešov (Eperies) bauen auf dem 2 632 Meter hohen Lomnický štít (Lomnitzer Spitze) einen Stützpunkt zum Empfang des tschechischen Fernsehsenders Ostrava und zur Weiterleitung des Signals über Richtfunk runter nach Prešov

       .Der vierte Fernsehsender der Tschechoslowakei auf dem alten Wasserturm (stará vodáreň, gebaut im Jahr 1935) in der ostslowakischen Stadt Prešov (Eperies), auf einer Anhöhe im Stadtteil Táborisko.  Betriebsbeginn: 2.Dezember 1957.

Der alte Wasserturm von Prešov hat 20 Jahre vor Beginn der Fernsehausstrahlung schon einmal für Sendezwecke herhalten müssen:

Am 3.Dezember 1938 nimmt hier die tschechoslowakische Fernmeldeverwaltung einen Mittelwellensender von „Philips“ (1158 kHz; 1,5 kW) in Betrieb – als Ersatz für den Sender in Haniska bei Košice (Kaschau).

Der politische Hintergrund:

Die Stadt Košice und mit ihr der gesamte Süden der Slowakei fällt im Zuge des „Wiener Schiedsspruches“ im Herbst 1938 an Ungarn. Im nun ungarischen Košice (ungarisch: Kassa) nimmt der ungarische Rundfunk bald einen 5 kW starken Mittelwellensender in Betrieb – ausgerechnet auf der Frequenz des nur 30 km nördlicher liegenden Senders in Prešov (1158 kHz). Die Folge: Weder Kassa noch Prešov können im Zielgebiet störungsfrei empfangen werden. 

Die Slowaken geben im Jahr 1941 einmal mehr klein bei und der Sender in Prešov weicht auf 1204 kHz aus.

Im Jahr 1943 wird ein Grundstück im nahen Petrovany (Petersdorf) im Gemeindegebiet von Blihavka bestimmt, wo ein neuer und leistungsstarker Sender zur Versorgung der Ost-Slowakei gebaut werden soll.

Diese Anlage wird tatsächlich erst nach dem Krieg errichtet und geht im Oktober 1947 in Betrieb – als Sender Košice I.-Prešov (amtlich: „Rozhlasový vysielač generála Milana Rastislava Štefaníka“ – ‚Rundfunksender General Milan Rastislav Štefaník‘, 1204 kHz, 100 kWLiteraturhinweis dazu 

Am 3.Dezember 1938 um Punkt 18 Uhr geht im alten Wasserturm in Prešov (Eperies) ein eiligst aufgebauter Mittelwellensender zur Sicherstellung der Rundfunkversorgung in der Ost-Slowakei in Betrieb.

Aus: „Rozhlasové vysielanie z Prešova v rokoch 1938-1944“ von Jaroslav Kostrub. (‚Rundfunksendungen aus Eperies in den Jahren 1938-1944‘, erschienen 2019).Der 50 Meter hohe Stahlgittermast auf der Krížna, Ende der 1950er Jahre.

Vom 28.August 1958 bis zur Inbetriebnahme des mittelslowakischen Grundnetzsenders auf der zwischen der Bezirkshauptstadt Banská Bystrica (Neusohl) und Kremnica (Kremitz) gelegenen und 1 231 Meter hohen Suchá hora (Trockenberg) am 27.Oktober 1960 in Betrieb:

der provisorische Fernsehsender (Kanal 7; 1,2 kW ERP) auf der über 1 570 Meter hohen Krížna (Kreuzberg) in der Großen Fatra (Veľká Fatra). Die Amateuranlage auf der Krížna versorgt die mittelslowakische Bezirkshauptstadt Banská Bystrica (Neusohl) und ihre nähere Umgebung vorübergehend mit dem heimischen Fernsehprogramm.Das Betriebsgebäude des von Radioamateuren gebauten provisorischen Fernsehsenders auf der Krížna.

Bis heute wird darüber diskutiert, ob die Krížna nicht der geeignetere Standort für den mittelslowakischen Grundnetzsender für Fernsehen und UKW-Hörfunk sei als die 300 Meter niedrigere Suchá hora (Trockenberg)  zwischen der mittelslowakischen Bezirkshauptstadt Banská Bystrica (Neusohl) und Kremica (Kremnitz).

Hier eine Aufstellung aller Fernseh-Sendeanlagen, die Funkamateure des „SVAZARM“ bzw. „ZVÄZARM“ errichten.

  Name                                             Standort                Kanal      Leistung Datum der Inbetriebhahme

 

     Aš                                                  rozhledna Háj        8 H          100          1958

     Banská Bystrica                          Krížna                    7 H          1200        28.August 1958

     Bojkovice                                       -                              9 V           0,1           1959                        Umlenkantenne

     Brno                                              Hády                        6 H          100           1957

     Broumov                        Hvězda-Hlavňov    10 V         10            November 1959

     Brumov                                         -                               9 V           0,1           1959                        Umlenkantenne

     Bruntál                                          Praděd                    7 H          100           1.März 1960

     Česká Třebová                             -                               2 V          2               1959                        Kanalumsetzer

     Děčín                                             Děčínský Sněžník 8 H          100           1959

     Domažlice                      Koráb                      11 H        100          1959

     Frýdlant                                         -                               6 H          0,3           1959                        Kanalumsetzer

     Gottwaldov                                   Svit                          2 H          2              1959                        Kanalumsetzer

     Hradec Králové                            Nový Hradec          6 H          100          1958

     Humenné                                      Kalvária                  10 V         2              1960                        Kanalumsetzer

     Jáchymov                                     Klínovec                 10 H        400          21.Dezember 1957

     Jihlava                                           Čeřínek                   6 H          100          1959

     Karlovy Vary                                 -                               1 H           10            7.November 1959

     Kežmarok                                      Lomnický štít         5 V           50            1958                        Kanalumsetzer

     Kraslice                                         Singrovy domy      6 H           50            1959

     Kysucké Nové Mesto                   Lopušná                 5 H           10            1958

     Liberec                                          Ještěd                     8 V           50            1.Mai 1959

     Lomnice nad Popelkou               Tábor                      7 V           0,3           1959

     Mariánské Lázně                          Krakonoš                6 H          100           1958

     Most                                              Hněvín                    7 V           10            1959

     Náchod                                          Dobrošov                8 H          100           1958

     Nižná na Orave                             Prasatín                  6 H          50            29.August 1958

     Nové Mesto nad Váhom              Veľká Javorina       6 H          100          März 1958

     Plzeň                                             Radyně                   10 H        100          9.Mai 1959

     Podbrezová                                  Brezovo                  7 V           0,1           1958                        Umlenkantenne

     Prešov                                           stará vodáreň        6 H          400           2.Dezember 1957

     Ružomberok                                 Kalvária                  6 H          10            1959

     Semily                                           Na Veverce             2 H          0,5           Juli 1958                Kanalumsetzer

     Stropkov                                       Baňa                        9 H          2              1960                        Kanalumsetzer

     Sušice                                           Svatobor                 6 H          30            Januar 1959

     Tanvald                                         Muchov                   2 V           0,5           1959                        Kanalumsetzer

     Trenčín                                          hrad                        10 H        0,1           1959                        Kanalumsetzer

     Ústí nad Labem                            Loučná                   12 V         100          1958

     Ústí nad Orlicí                              -                               10 V         2              Oktober 1961        Kanalumsetzer

     Valašské Klobouky                      Jelenovská            9 V           0,1           1960                        Umlenkantenne

     Vrchlabí                                         Strážné                   + H          20            1957

     Železný Brod                                Horka                      7 H          0,5           1960                        Kanalumsetzer

     Žiar nad Hronom                          -                               12 H         2              1960                        Kanalumsetzer

     Žilina                                             Polom                     11 V        10            1958

  H = horizontale Polarisierung

  V =  vertikale Polarisierung

+  der Sender Vrchlabí (Hohenelbe im Riesengebirge) sendet auf 196,75 MHz (Kanal 8) nur das Fernsehbild !

Angegeben ist die nominale Ausgangsleistung der Sendeanlage in Watt, nicht die effektive Strahlungsleistung ERP!

Der westböhmische Fernsehsender Jáchymov-Klínovec (Sankt Joachimsthal-Keilberg)

im Erzgebirge (Krušné hory) nördlich von Karlovy Vary (Karlsbad) bzw. Ostrov nad Ohří (Schlackenwerth).

Schon bei Sendebeginn des tschechoslowakischen Fernsehens im Mai 1953 träumen Radioamateure von einem Fernsehsender auf dem 1 244 Meter hohen Klínovec, der höchsten Erhebung des Erzgebirges. Ein großes Hindernis stellt dabei der öffentlich nicht zugängliche „Tajný prostor“ (‚Geheimes Gelände‘) dar. In der Gegend von Jáchymov wird Uran abgebaut. Zum Teil werden dafür politische Häftlinge eingesetzt, die in streng bewachten Arbeitslagern untergebracht sind. Um es „amtlich“ zu machen, schließen sich die Radioamateure zusammen im „Okresní radioklub SVAZARMu“ (‚Kreisradioklub des SVAZAM‘). Nachdem sie eine Genehmigung zum Betreten des verbotenen Geländes bekommen haben, machen sie sich an Empfangsversuche und stellen fest, dass ab einer Meereshöhe von etwa 

800 Metern der Empfang des Prager Fernsehsenders auf dem Petřín mit einem stabilen Signal möglich ist. Daraufhin nehmen sie Kontakt mit Behörden und dem Senderbauer TESLA HLOUBĚTÍN auf. Nach zwei Jahren Verhandlungen können sich die Radioamateure an die Arbeit machen, so dass der Sendebetrieb am 21.Dezember 1957 losgehen kann.

Der 45 Meter hohe Antennenträgerturm aus Stahl wird am 14.August 1957 errichtet und stammt ursprünglich vom Karlsbader Flughafen, die eigentliche Sendeanlage (Eigenbau des „SVAZARM/ZVÄZARM“) steht im Zimmer Nr. 104 

des früheren Berghotels, damals ein Erholungsheim des Militärs.

Die Sendeantenne am Turm ist gerichtet zwischen Karlovy Vary und Sokolov

(bis 1948 Falknov nad Ohří – Falkenau an der Eger).

Im Egerland (Poohří) ist das bundesdeutsche Fernsehen schon über ein Jahr präsent, deswegen die Eile bei der Versorgung des Landstriches mit dem heimischen tschechoslowakischen Fernsehen. Denn auf dem nahen Ochsenkopf im oberfränkischen Fichtelgebirge hat der Bayerische Rundfunk

seit dem 26.Juni 1956 einen Fernsehsender (Kanal 5, 1 kW ERP) in Betrieb,

dessen Kanaländerung und Leistungserhöhung (Kanal 4, 100 kW ERP) bevorsteht!

Im Dezember 1958 tritt auf dem Klínovec ein unerwartetes Problem auf. Denn im Dezember 1958 wird in Niederösterreich auf dem 960 Meter hohen Jauerling im Waldviertel ein Fernsehsender hoher Leistung (60 kW ERP) eingeschaltet. Der Grundnetzsender St.Pölten-Jauerling arbeitet im Kanal 2A der westeuropäischen Fernsehnorm

(ITU-Standard „B“) mit dem Bild auf 49,75 MHz und dem Ton auf 55,25 MHz. Damit arbeitet er in ein und demselben Kanal wie der Prager Fernsehsender auf dem Petřín (Kanal 1 der osteuropäischen OIRT-Norm bzw. ITU-Standard „D“ mit Bild auf 49,75 MHz und Ton auf 56,25 MHz). Die Folge: Auf dem Klínovec ist der Empfang des Prager Fernsehsenders stark gestört und sein Signal für eine Wiederausstrahlung ungeeignet. Um Abhilfe zu schaffen, wird der Klínovec über Richtfunk mit dem Richtfunk-Stützpunkt auf der 954 Meter hohen Loučná (Wieselstein) im Osten des Erzgebirges verbunden.

Detailansicht des Amateur-Fernsehumsetzers in Semily (Semil).

 

Soviel aus den Anfängen des Tschechoslowakischen Fernsehens. Ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei Michael Philipp Strassmann für seine Ausarbeitungen.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Es war einmal, der Fernsehstart in der Tschechoslowakei 
29.Mar.24 09:15
1545 from 1863

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

aktuell sind einige Veröffentlichungen zur Entwicklung des Vorkriegsfernsehens der CSR in Arbeit.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.