siemens: Analyse des 46W (Siemens)
siemens: Analyse des 46W (Siemens)
Parallel-Geräte
Bekanntlich haben die 3 Firmen (AEG, Siemens, Telefunken) über mehrere Jahre schaltungstechnisch identische Geräte mit jeweils firmentypisch unterschiedlichen Gehäusen (und Skalen) vermarktet. In diesem Fall waren es die Geräte:
- AEG: Ultra Geadem W, Ultra Geadem WL & Ultra Geadem G, Ultra Geadem GL
- Siemens: 46W, 46WL & 46G, 46GL
- Telefunken: T343W, T343WL & T343G, T343GL
Vom Siemens 46WL gab es auch noch unterschiedliche Gehäuse-Formen: 46WL "Flachbau" , 46aWL.
Die G/GL Typen waren für Gleichstrom-Netze. GW Typen (Gleich- und Wechselstrom) gab es noch nicht.
Hier wird der Siemens 46W näher untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem Vergleich zum 47W, dem Nachfolgemodell.
Zum 46W bzw. 46WL, sowie den Parallel-Geräten gibt es im RM.org Beschreibungen und Reparatur-Berichte.
- Funktions-Beschreibung 46W, 46WL, 46G, 46GL im "Funkbastler".
- Restaurations-Bericht zum Siemens 46W
- AEG Ultra-Geadem G Restauration
Siemens 46W
Wann ich dieses Gerät von Nachbarn bekam, ist nicht mehr mit Sicherheit zu sagen. Es könnte 1958 gewesen sein. (Die damaligen Nachbarn hatten sich wohl ein neues Gerät "mit UKW" geleistet.) Seit dieser Zeit wurde der 46W stets im Wohnbereich betrieben, so daß bis zum heutigen Tag noch keine Reparatur erforderlich war. Bekanntermaßen ziehen die da verbauten Papier-Kondensatoren Feuchte und quellen auf - wenn das Gerät "unsachgemäß" gelagert wurde. Bei dem hier beschriebenen Gerät sind jedoch alle Kondensatoren noch original. Auch mußten daher keine Widerstände ersetzt werden. Das sieht man z.B. am Zustand der Widerstands-Kette.
Ab 1969 war der 46W dann das Radio für MW und LW. Der damals neu erstandene ReVox A76 Tuner hatte ja nur UKW. Und zum hören des DLF auf MW bzw. auch LW diente der 46W. Das blieb so bis ca. Mitte der '80er Jahre. Der 46W blieb aber auch danach immer im Wohnbereich, weshalb er die Zeiten ohne Reparaturen überstanden hat.
Einzig die beiden RENS1214, deren Schirmung abgeblättert war, wurden 1969 durch RENS1294 ersetzt. Die gab es damals noch bei "Radio Dräger" in Stuttgart, wo sie ein älterer Verkäufer "in Eigenregie" verkaufte. RENS1214 hatte er keine mehr. Wer hat sich damals noch für "so alte Röhren" interessiert? Das waren damals nur noch "Ladenhüter".
So sieht heute das ausgebaute Chassis aus.
Die Metallisierung der RENS1294 links ist mittlerweile etwas wellig geworden. Aber sie hält noch. Die rechte RENS1294 sieht dagegen noch fast wie neu aus, obwohl beide Röhren gleichzeitig gekauft wurden. Die REN904 wurde möglicherweise auch ersetzt ? Die Gleichrichter Röhre RGN 564 und die Lautsprecher-Röhre PP416 (als Ersatz für die RES164) waren schon drin, als ich das Radio bekam.
Die Leitung zur Anode der RENS1214 (RENS1294) links ist nur von einem Gewebeschlauch umgeben, während die Anoden-Leitung der RENS1214 (RENS1294) rechts einen mit Drahtgeflecht geschirmten Gewebeschlauch hat.
Die Draufsicht auf das Chassis zeigt eine Übereinstimmung mit der Anordnung auf dem Chassis des Folgemodells 47WL, wenigstens bezüglich Form und Position der Filter-Töpfe, des Drehkos und des Netztrafos mit Gleichrichter-Röhre, sowie der Position der Lautsprecher-Röhre (ganz rechts).
Hier das Chassis des 47WL noch einmal zum Vergleich gezeigt. Bezüglich der Abschirmmaßnahmen der Verstärkerstufen (hier der Leitungen zum Gitter), zeigt sich auch ein Unterschied zum 46W.
Der unmittelbare Vergleich der Filter-Töpfe zeigt, daß die im 46W etwas niedriger sind als die des 47WL.
- Im Unterschied zu 47W, gibt es beim 46W keine unmittelbar auf dem Chassis entlang laufenden (Signal führenden) Leitungen.
Da die RENS1214 bzw. RENS1294 (im 46W) den Anschluß für die Anode oben auf dem Kolben haben, während es bei den RENS1234 (im 47W) das Steuergitter oben ist, ist zunächst nicht verwunderlich, daß bei beiden Geräten Unterschiede bezüglich der oben aus den Filtertöpfen kommenden Anschlüssen bestehen.
Interessant ist nun der Bilck unter das Chassis des 46W. (Mit Ausnahme der Netz-Zuführung wurde hier noch nichts erneuert.)
Deutlich zu sehen ist eine Abschirmung der HF-Stufen durch eine Schirmwand aus Kupfer. (Das ist anders als beim 47WL, wo diese Schirmwand fehlt.)
Im Plan der Unterseite des 46W ist diese Schirmwand in magenta hervorgehoben. Zusammen mit einer mit Alu-Folie beschichteten Bodenplatte aus Pertinax bildet die Schirmwand dadurch (fast) eine Schirmbox.
In diesem Plan sind zusätzlich wesentliche Signal-führende Bauelemente und Leitungen eingetragen. Andere zum Verständnis der Funktion wichtige Signal-Leitungen fehlen hier jedoch. Ebenso die genauen Positionen der Filter-Töpfe und deren Anschlüsse.
Schaltbild, Leitungsführung, Signalverlauf
Im ART Schaltbild sind die drei Kreise markiert. Die Schirmung der Leitung von der Anode der 2. RENS1214 zum 3. Kreis fehlt in diesem Schaltbild.
Im nächsten Bild sind (im unteren Teil) die in der Abb. weiter oben fehlenden Signal-Leitungen (in blau) ergänzt.
Im oberen Teil dieser Darstellung ist die Oberseite des 46W (links-rechts gespiegelt) dargestellt.
Damit der Vergleich zwischen Oberseite und Unterseite leichter möglich ist, wurde die Oberseite links-rechts gespiegelt abgebildet. (Man schaut quasi von unten durch das Chassis hindurch.)
In der Abfolge der Kreise - bezüglich der Platten-Pakete des Dreifach-Drehkos - wird so die Reihenfolge Kreis 1, Kreis 3, Kreis 2 erkennbar. Der Signalverlauf (blau, gestrichelt) ist also unterschiedlich zum 47WL, bei dem die Reihenfoge 1, 2, 3 bei den Kreisen besteht. (Siehe dort.) Bei der beim 46W gewählten Reihenfolge der Kreise ist deshalb eine Schirmwand erforderlich, wohingegen beim 47WL - aufgrund einer geeigneten Leitungs-Führung der Signal-Leitungen - auf eine Schirmwand verzichtet werden konnte.
Während die Unterseite (unterer Teil des Bildes) nun um die fehlenden Signal-Wege (blau) ergänzt ist, wird sind im oberen Teil des Bildes die Kreise und deren Nummer, sowie der grundsätzliche Weg des Signals - von der Antennenbuchse bis zum Audion - (blau, gestrichelt) eingetragen.
Abgleich der Schwingkreise
Ein Neuabgleich der Schwingkreise war (in geringem Umfang) nur deshalb erforderlich, weil die RENS1214 durch die RENS1294 ersetzt sind.
Die RENS1214 ist eine HF Tetrode, während die RENS1294 eine HF Penthode ist.
Durch das zusätzliche Bremsgitter erhält die RENS1294 einen höheren Innen-Widerstand, was sich in einem höheren Verstärkungs-Faktor ausdrückt. Allerdings ist, in einer Beschaltung mit einem Schwingkreis an der Anode, die tatsächlich erzielbare Verstärkung mehr von der Güte des Schwingkreises abhängig als vom (theoretischen) Innenwiderstand der Röhre, so lange dieser größer ist als der Verlustwiderstand des Schwingkreises.
Die Größe der Gitter-Anoden-Kapazität der RENS1294 ist nur 40% von der der RENS1214.
Da sich diese Kapazität um den Verstärkungsfaktor erhöht auf die Schwingkreiskapazität auswirkt, zeigte sich bei den Messungen der Durchlaßkurven des 46W, daß ein gewisser Nach-Abgleich angezeigt war. Dieser Nach-Abgleich betraf nur den Drehko bzw. dessen Trimmer.
Andererseits war das Gerät ohne diesen Nach-Aabgleich seit 1969 in Betrieb, ohne daß der nicht ganz optimale Abgleich irgendwie störend aufgefallen ist.
Keine AGC
Der 46W hat, im Unterschied zum 47WL des Folgejahres, keine automatische Verstärkungs-Regelung. Der Empfang von "Orts- bzw. Bezirks-Sendern" ist (bzw. heute: war) damit aber probemlos möglich. Bei einem partiellen Träger-Schwund - wo eine AGC für eine Vergrößerung der HF-Verstärkung sorgen würde - wird das demodulierte Signal im Lautsprecher leiser. Andereseits hört man dadurch auch die nichtlinearen Verzerrungen kaum, die bei Trägerschwund durch Phasendrehungen zwischen HF-Träger und den Seitenbändern entstehen.
(Dieses "Aufschreien" eines AM Empfängers mit AGC im Falle eines Trägerschwundes, kann man mit Hilfe einer "Klemm-Schaltung" abfangen, wobei da eine (einstellbare) Schwelle für die maximale Erhöhung der Verstärkung eingestellt werden kann. Wurde in den '80er Jahren nachträglich implementiert bei einem Kenwood R-1000, ist aber im RM.org noch nicht dokumentiert.)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.